Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
mich immer noch sexy finden, stand grinsend im Hintergrund und nannte mich ‚langsame, alte Mom‘! Das war total erniedrigend.“ Julien hatte aufgehört, an meinem Kragen herumzufummeln, zufrieden, dass er das mysteriöse, nicht existierende Problem dort gelöst hatte, und begann jetzt, meinen Körper nach weiteren Betätigungsfeldern abzusuchen.
„Um dieses Gefühl zu vermeiden, habe ich eines Tages aufgegeben. Einfach so. Ich habe ihnen erklärt, dass ich lieber zusehen würde, was ich auch gern getan habe. Es ist schön, wenn man miterlebt, wie die Menschen, die man am meisten liebt, gemeinsam so viel Spaß haben …“ Julien hockte jetzt vor mir auf den Knien, um meine Skistiefel richtig einzustellen. So nahe war ich einem Heiratsantrag nicht mehr gekommen seit, na ja, seit Gabriel, und bei dem Gedanken wurde mir tatsächlich ein wenig schwindelig.
„Aber was ich damals nicht erkannt habe, Kate, war, dass dieser Tag den Anfang eines Verhaltensmusters markierte, das zwei Jahrzehnte andauerte. Zwei Jahrzehnte! Es hielt noch weit über unsere Trennung und Scheidung hinaus an. Mein Exmann war der abenteuerlustige Vater, ich dagegen die wachsame, zuschauende Mutter. Unsere Rollen waren festgelegt und in Stein gemeißelt.“
„Aber wir aben uns verändert in diese Woche, rischtig?“ Julien wandte seine Aufmerksamkeit jetzt doch einmal Sue zu.
„Oh, es war unglaublich!“, schwärmte sie begeistert und schaute von Julien zu mir. „Oh Kate, ich liebe es!“ Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen. „ICH LIEBE ES!“, rief sie und reckte die Faust in die Höhe. „Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen Teil von mir zurückbekommen, der mir total abhandengekommen war. Es fühlt sich an, als wäre man wieder mit einem alten Freund zusammen, der einen zum Lachen bringt und einen daran erinnert, wer man einmal gewesen ist. Es ist so lange her, seit ich dieser Mensch war. So lange her, seit ich mich wie dieser Menschgefühlt habe!“ Sie lachte, lehnte sich zurück und klopfte sich auf die Schenkel.
„Und du, Kate“, Julien konzentrierte sich wieder auf mich, „gefällt dir, wer du bist?“ Er starrte auf meine Lippen, während er sprach. „Bist du genauso glücklisch wie Suu?“
„Na ja, ich, äh, ich glaube, ich äh …“ Warum konnte ich nicht einfach Ja sagen, wie jeder normale Mensch es tun würde, dem es dreckig ging?
„Na, vielleicht wird die Überraschung, die isch für eusch arrangiert abe, elfen. Kommt, kommt, es geht gleisch los.“ Julien marschierte aus der Bar, schnappte sich seine Skier und trug auch meine, während Sue aufgeregt strahlte und mir zunickte, damit ich ihm folgte. Ich war nicht ganz sicher, was sie geplant hatten, und wenn ich das sage, dann meine ich das ganz wörtlich: Ich hatte keine Ahnung! Eigentlich hatte ich vorgehabt, an diesem Abend ein informelles Interview mit ihnen zu führen, um ihnen dann am folgenden Tag auf der Piste während des Skikurses wie ein Schatten zu folgen. Aber ich bin ein großer Fan von Überraschungen und ungeplanten Geschenken, es sei denn, es handelt sich um die Art von Überraschung, die mein Kater Rupert immer für mich parat hatte, denn ich bin kein Fan von mehr oder weniger toten kopflosen Mäusen – und werde es auch niemals sein.
Draußen fiel der Schnee in dicken Flocken vom Himmel, während die Dämmerung langsam anbrach. Julien legte unsere Skier zurecht und winkte mich zu sich heran.
„So“, meinte er, nachdem er mir auf die Skier geholfen und mir meine Skistöcke gereicht hatte. „Eute Abend gibt es einen Fackellauf. Alle Skilehrer machen das einmal in der Woche, es ist für die Touristen. Wir fahren diese Piste dort inauf“, er deutete in die Dämmerung, „und dann mit Fackeln den Berg erunter. Wenn wir in der Dunkelheit den Berg runterkommen, sieht das aus wie eine riesige Feuerschlange. Die Touristen lieben das.“
„Ich bin noch nicht gut genug, um das zu machen“, sagte Sue und reichte mir eine große, noch nicht angezündete Fackel. „Aber ich möchte, dass Sie es für mich machen, wenn das okay ist, dannkönnen Sie mir erzählen, wie es war. Ich verspreche, sobald ich gut genug bin, mache ich es selbst.“
„Ja, das tust du, Suu“, bestätigte Julien und drückte sanft ihren Arm. „Du machst es mit mir in deine nächste Urlaub, da bin isch sischer.“ Julien sah wieder zu mir, wobei sein Blick alles andere als unschuldig war.
„Also, Kate, kommst du mit mir? Isch würde mich wirklisch freuen,
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