Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
eigenen Tempo, einfach nur für mich selbst. Und ich fände es toll, wenn Seeräuberin Kate mich begleiten würde. Also, Kate, Lust auf einen Skiurlaub in den französischen Alpen?“
Eintausendachthundertdreizehn Meter über dem Meeresspiegel | Französische Alpen
Der ausgesprochen fit aussehende Skilehrer winkte mir zu, während er in dem Bergrestaurant auf mich zugeschlendert kam. Er war von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet, voller Schneeflocken und schwankte leicht, was an den Skistiefeln lag und von Skitrainern gern perfektioniert wurde. Noch hatte er seine Mütze und Skibrille nicht abgenommen, doch er ähnelte Gabriel so sehr, dass ich am Kragen meiner Skijacke zerrte, weil ich auf einmal das Gefühl hatte, meine Kehle wäre wie zugeschnürt. Ich bekam keine Luft mehr.
„Da ist er ja!“, rief Sue aufgeregt. Es war der vierte Tag ihres „Was die Liebe mir gestohlen hat“-Skiurlaubs. „Mein Held! Mein Lehrer! Der Mann, der mir alle Ängste genommen hat. Kate, ich möchte Ihnen Julien vorstellen.“ Der Skilehrer kam an unseren Tisch, so wie ich ein paar Minuten zuvor.
„Allo, Suuu“, sagte er und küsste sie höflich auf beide Wangen. „Und du musst Kate sein?“ Er zog einen Skihandschuh aus, um mir die Hand zu schütteln; sein melodischer französischer Akzent verursachte ein warmes Gefühl in meinem Körper, so, wie Muskeln sich unter den Händen einer Masseurin entspannen.
„Darf isch misch neben disch setzen, Kate?“, fragte er und zog sich einen Stuhl heran. „Und bitte entschuldigt, dass isch noch immer meine Arbeitskleidung anabe“, meinte er und zog auch den anderen Handschuh aus, bevor er die Brille und schließlich die Mütze abnahm. Dichtes dunkles Haar kam darunter zum Vorschein. Er fuhr mit den Fingern hindurch und versuchte, es zu bändigen. „Mützenaare!“, bemerkte er, während er mich mit Augen ansah, die an dunkle Schokolade erinnerten und von dichten Wimpern umgeben waren. Ich strich mein eigenes zerzaustes Haar glatt, um seine Bemerkung zu unterstreichen, doch Julien war bereits damit beschäftigt, sich weiter auszuziehen, seine Skistiefel zu öffnen und Sachen zum Trocknen auszubreiten. Ein wenig neidisch beobachtete ich ihn. An diesem Skilehrer-Outfit war irgendetwasdran, das mich magisch anzog. Und damit meine ich nicht nur im sexuellen Sinne. Schließlich setzte Julien sich neben mich und drehte sich zu mir herum, wobei sich unsere Knie ganz leicht berührten.
„Es ist so schön, disch kennenzulernen, Kate“, sagte er und schaute mir direkt in die Augen. Ich dagegen versuchte, überallhin zu schauen, nur nicht in seine Augen. „Isch finde es sehr aufregend, dass du ier bist“, fuhr er fort und berührte sanft mein rechtes Knie. Ich wäre fast fünf Meter in die Höhe gesprungen und umklammerte Halt suchend die Tischkante. Denn Skilehrer sind mein Kryptonit, ich habe keinerlei Abwehrkräfte gegen sie, ich ziehe sie an wie Fliegen, habe aber leider keine Schar von Kammerjägerfreunden, die mich retten könnten, wenn ich angegriffen würde.
„Julien, ich habe Kate gerade erklärt, was ich dir ja auch schon erzählt habe, nämlich dass mein Exmann in allem gut war, und ich meine wirklich in allem . Und das habe ich an ihm ja auch so geliebt, deshalb habe ich ihn geheiratet. Eigentlich waren alle meine Partner unglaublich fit, wenn ich es mir so recht überlege, aber mein Exmann ganz besonders. Er war total sportlich, ausgesprochen fit, was Extremsportarten angeht, und die Berge waren seine große Leidenschaft …“ Während Sue redete, hatte Julien angefangen, mit irgendetwas am Kragen meiner Skijacke zu spielen. Er war mir so nahe, dass ich das Waschpulver in seinen Sachen riechen konnte, das sich mit dem Geruch seines Aftershaves und seinem eigenen maskulinen Duft vermischte. Sagen wir einfach mal, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich auf meine Traumräuber-Leserin zu konzentrieren. „Als unsere Kinder dann alt genug waren“, fuhr sie fort, „sind sie zusammen mit ihm losgezogen, haben sich die Skipisten hinuntergestürzt oder von Skischanzen und haben Skiwanderungen unternommen. Aber ich war immer viel langsamer als sie, und irgendwann hatte ich es satt, dass sie immer auf mich warten mussten. Denn das kann ich Ihnen sagen, Kate, es gibt nichts Schlimmeres als eine Horde Teenager – aufgetankt mit Energydrinks –, die stöhnen und grummeln, während du selbstnur im Schneckentempo vorankommst. Und mein Ehemann, von dem ich insgeheim gehofft hatte, er würde
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