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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Geburtstag feiern.
    Sie fuhr sehr früh am Morgen nach Lyon zurück. Er betrat den Platz, als sie gerade herauskam. Nach kurzem Zögern ging er zu ihr. Er sagte ein paar Worte, dass ihre Tasche schwer aussähe, dass sie es sicher nicht gewohnt sei, morgens so schwere Dinge zu tragen. Er streckte die Hand aus. Trug die Tasche zu ihrem Wagen. Stellte sie auf den Rücksitz. Sie wechselten ein paar Worte und blickten auf die Rhone. Bevor sie losfuhr, winkte sie ihm zu. Wenn sie gut durchkäme, wäre sie noch vor zehn zu Hause.

A m nächsten Tag stimmt die Truppe dafür, einen Abend zu spielen, die Einnahmen sollen dem Solidaritätsfonds der freien Theaterleute und Bühnenarbeiter zugutekommen.
    Odon ist erleichtert. Er lässt sich auf einen Sitz fallen, den Platz 103 in der letzten Reihe. Direkt darunter befindet sich ein kleines Versteck im Boden. Er braucht nur die Hand auszustrecken. Es ist nicht sehr tief und enthält Bücher, ein Fläschchen Whisky und andere unbedeutende Dinge.
    Er zündet sich eine Zigarette an.
    In diesem Saal hat er Mathilde zum ersten Mal geküsst. Er hatte nicht geglaubt, dass er sie wiedersehen würde, doch ein paar Wochen später war sie zurückgekommen. Nach dem Auslaufen ihres Vertrags hatte sie Zeit gehabt und war einfach losgefahren. Schlank, anmutig, die Tasche über der Schulter, war sie auf ihn zugekommen: »Gilt die Einladung zum Kaffee noch?« Sie verbrachten den Abend miteinander und einen Teil der Nacht. Ihr Mund war auffällig breit. Er kehrte nach Hause zurück und drückte seine Lippen auf Julies Stirn. Ein weiterer Kuss auf die Lippen seiner Frau. Dann schlief er am Bettrand ein. Am nächsten Morgen machte Nathalie wie immer Kaffee. Sie musste früh los, eine Reportage über eine Ausstellung alter Marionetten. Er saß lange allein vor seiner Tasse. Er hatte Mathilde wiedergesehen, und alles, was in seinem Leben wichtig war, das Vertrauen seiner Frau und Julies Lächeln, all das interessierte ihn plötzlich nicht mehr.
    Er ließ zwei Tage verstreichen.
    Am dritten rief er Mathilde an. Er gab ihr eine Rolle in Le Dépeupleur 1 . Anschließend ließ er sie in einem Stück von Georges Feydeau spielen.
    Er raucht in aller Ruhe, den Nacken an die Sitzlehne gepresst.
    Die Bühnenarbeiter gehen auf die Bühne, um den Vorhang aufzuhängen. Sie reden laut, schreien sich an.
    Die Theatergruppe, die L’Enfer spielt, streikt weiterhin.
    Odon kehrt in sein Büro zurück. Die Post liegt auf dem Tisch. Zeitschriften, ein paar Rechnungen. Flugblätter in einem Karton. Er reißt eine Packung M&Ms auf, verschlingt sie und öffnet eine zweite.
    Er geht eine Treppe höher. Der Raum ist als Studio eingerichtet und vollgestopft mit Hüten, Sonnenschirmen, Holzpferden, Kulissenteilen, einer Menge Kartons und Stoffe. Mittendrin ein Bett. Er geht zum Waschbecken und kühlt sich das Gesicht.
    Er zieht ein frisches Hemd an.
    Er öffnet das Fenster einen Spalt. Die Sonne brennt auf den Platz. Die Touristen schlendern umher auf der Suche nach ein wenig Schatten. Er sieht Marie vor dem Theater, sie macht Fotos.
    Hammerschläge lassen die Fensterscheiben erzittern. Fröhliche Stimmen rufen sich etwas zu.
    Jemand pfeift.
    Odon schließt das Fenster. Er geht hinunter. Ein Techniker kniet im Flur, den Kopf im Sicherungskasten. Ein offener Werkzeugkoffer mitten im Gang.
    »In einem Theater pfeift man nicht!«, schimpft er.
    Der Mann hebt den Kopf.
    »Ich repariere die Klimaanlage …«
    Odon knurrt.
    »Das ist kein Grund. Es bringt Unglück, wissen Sie das nicht?«
    Der Mann wischt sich die Hände an der Hose ab.
    »Wie auch immer, die ganze Anlage ist im Eimer.«
    Er schließt seinen Werkzeugkoffer.
    Odon versetzt dem Punchingball einen heftigen Schlag. Ohne Handschuh, es tut weh.
    In allen Theatern herrscht die gleiche Anspannung.
    Julie steckt den Kopf herein.
    »Gibt es ein Problem?«, fragt sie.
    »Es ist nichts, nur ein Idiot, der pfeift.«
    Er steht da, an den Schreibtisch gelehnt.
    »Wir proben in fünf Minuten.«
    Sie wirft einen Blick auf die Wanduhr.
    »Wir haben keine Zeit.«
    »Dann werden wir sie uns nehmen. Der Anfang ist zu langsam, wir müssen das noch mal durchgehen, ihr bewegt euch nicht richtig auf der Bühne.«
    Er sieht seine Tochter an.
    Julie ist furchtbar angezogen: Rot, Gelb, Karos und Blumen, sie kauft ihre Kleidung gebraucht auf eBay und läuft dadurch in recht eigenartigen Outfits herum.
    »Ruf die anderen zusammen …«
    Sie rührt sich nicht.
    Odon ist müde, er hat Tränensäcke

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