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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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in einer Streiterei ums Geld endete, eine lebenslange Schuld, die in die Zeit zurückreicht, als sie zusammenlebten. Odile versteckte ihre Ersparnisse in einem Paar Stiefel unter der Treppe. Eines Tages machte Jeff dort sauber, die Stiefel waren alt, und er schmiss sie weg. Als Odile das bemerkte, war die Müllabfuhr bereits da gewesen. Sie hätte Jeff beinahe umgebracht. Seitdem gibt es ein Abkommen zwischen ihnen, er zahlt zurück, in kleinen Raten, Schein für Schein.
    Odon schließt den Fensterladen. Wirft einen Blick auf seine Uhr. Er hat dem Pfarrer eine Schachpartie versprochen.
    Rasch drückt er einen Kuss auf die feuchte Stirn seiner Schwester.
    Er geht zur Küchentheke zurück. Der Ventilator läuft, dreht sich mit quietschenden Flügeln. Irgendwann wird er stehen bleiben.
    Zwei Karten sind unter die Schale geschoben. Odon zieht sie hervor. Weißes bedrucktes Papier. Zwei Karten für Die Brücken am Fluss .
    Er dreht sich langsam um, wirft seiner Schwester einen fragenden Blick zu.
    »Sie ist da gewesen«, sagt Odile.
    Ihre Hand liegt auf der Tischkante.
    »Es geht ihr gut …«
    Mathilde ist da gewesen. Er lässt den Blick durch den Raum wandern, als hätte sie eine Spur hinterlassen, ein Glas, eine Kippe, ein Parfum.
    »Sie hat nicht angerufen, sie ist einfach gekommen, ohne Bescheid zu sagen. Ich habe hinausgeschaut, da stand sie im Hof …«

E s ist Zeit für Jeff, die Hunde abzuholen, drei sanftmütige Hofhunde, die in den ersten fünf Minuten von L’Enfer auf der Bühne erscheinen. Nach dem ersten Akt werden sie nicht mehr gebraucht, und Jeff bringt sie in den Zwinger zurück.
    Er wird dafür bezahlt.
    Das Geld gibt er anschließend Odile, um seine Schulden zu begleichen.
    Die Theatergruppe setzt ihren Streik fort, die Hunde bleiben, wo sie sind.
    Jeff wäscht stattdessen seine Wäsche im Waschsalon in der Fußgängerzone.
    Während das Programm läuft, bummelt er durch die Stadt. Odon und der Pfarrer spielen Schach auf dem Platz. Jeff nimmt eine Dusche im Theater. Er füllt zwei Flaschen mit Wasser. Dann holt er seine Wäsche und kehrt ins Gefängnis zurück.
    Unter seinem Bett hat er eine Kiste voller Nüsse. Er knackt ein paar. Die Kerne zerquetscht er in einer Pfanne, er liebt den Geschmack des heißen Öls mit Brot und rohen Zwiebeln.
    Er isst.
    Danach legt er sich hin, die Hände hinter dem Nacken verschränkt.
    Er träumt von Abfahrten und Zügen.

D er Priester beendet die Schachpartie mit Odon.
    Noch sitzen sie im Schatten der Mauer, doch nicht mehr lange.
    Mädchen bleiben stehen, um ihnen zuzuschauen, in Trägerkleidern und Sandalen mit Blumenmuster, sie wechseln ein paar Worte in einer Sprache, die Odon nicht erkennt.
    Sie suchen sich einen Tisch auf der Terrasse, mit dem Rücken zur Sonne. Ihre Schultern glänzen.
    Odon bewegt seinen Turm vorwärts. Noch ein paar nutzlose Züge, und er ist schachmatt.
    Für heute ist er geschlagen.
    Er betrachtet die Mädchen.
    »Ich frage mich, wie sie diese Hitze ertragen.«
    »Sie bereiten sich auf die Hölle vor …«, sagt der Pfarrer.
    Sie stellen die Schachfiguren wieder auf. Hinter ihnen klebt ein Zitat von Peter Brooks: »Der Teufel ist die Langeweile.«
    Ein Paar geht in die Kirche, ein anderes folgt. Der Pfarrer muss in einer knappen Stunde die Messe lesen.
    Sie stehen auf. Der Platz ist glühend heiß. Sie überqueren ihn und treten in den kühlen Schatten unter dem Gewölbe. Der Pfarrer bekreuzigt sich mit einer halben Kniebeuge, die Stirn auf dem Weihwasserbecken. Eine schwarz gekleidete Frau döst auf einer Bank. Der Organist übt.
    Das Kirchenschiff, Jesus am Kreuz, der Altar. Sie sperren die Sakristei hinter sich ab.
    Der Betstuhl steht neben dem Fenster, daneben ein Pult mit der Bibel. Altes und Neues Testament. Auf den Bügeln hängen die Kirchengewänder. An der Wand ein Möbelstück mit Fächern.
    Darin Pokerspiele, eine Schublade, die sich abschließen lässt.
    Der Pfarrer holt zwei Gläser heraus und eine bereits geöffnete Flasche.
    Odon zündet eine Kerze an und löscht die Flamme sofort wieder zwischen zwei Fingern. Er wiederholt es mehrmals.
    Sie sprechen über das Festival. Es sieht alles sehr schlecht aus.
    »Chirac soll morgen sprechen, mal sehen, was er sagt.«
    »Das ist nicht gut fürs Geschäft …«
    »Es ist für niemanden gut.«
    Der Priester zieht den Korken aus der Flasche und schnuppert. Dieses Jahr hat er sich entschließen müssen, einen Raum der Kapelle zu vermieten. Sie spielen dort ein Stück von Iwan

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