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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Tasche dort hingestellt, neben die Tür, und geschworen, dass du dir nie mehr etwas aufzwingen lassen würdest.«
    Sie reden von dem Plüschbär und der Puppe. Isabelle setzte sie an das Fenster, als Mathilde nach Lyon ging, mit zwanzig. Sie wollte, dass Monsols sich schämt, wenn er durch die Straße geht.
    »Glaubst du, dass er je hier vorbeigeht?«
    Isabelle weiß es nicht.
    Sie berührt erneut ihre Hand, als würde ihr das helfen weiterzusprechen.
    »Ich hörte dich abends herumlaufen, bis spät in die Nacht, auch im Flur, und morgens warst du schon früh auf den Beinen. Der Hunger hat dich aus deinem Zimmer getrieben.«
    »Dieser Text hat mich völlig wahnsinnig gemacht«, sagt Mathilde.
    Wahnsinnig vielleicht, aber die Arbeit war ihre Nahrung. Sie heilte ihre Verletzungen.
    Isabelle streckt die Hand nach ihrem Gesicht aus.
    Sie möchte über Odon reden. Er ist da, in ihren Pausen. Und in ihren Blicken unter den gesenkten Lidern. Sogar in der Art, wie sie zögernd ihr Glas streichelt.
    »Odon geht es besser …«, sagt sie schließlich.
    Mathilde lächelt sanft.
    »Ich habe ihn gesehen.«
    Sie erzählt von den wenigen Augenblicken am Abend auf dem Kahn, den Gesten, dieser immer noch vorhandenen Zärtlichkeit zwischen ihnen.
    »Ihr beide, das war eine so schöne Geschichte«, sagt Isabelle. »Bedauerst du es nicht?«
    Ein Lächeln huscht über Mathildes Gesicht. Manchmal fehlt ihr Odon, seine Zärtlichkeit, seine Liebe, die Umarmungen seines schweren Körpers.
    Sie lässt ihren Löffel über die Arme-Ritter-Scheibe gleiten.
    »Die Liebe ist eine Insel, wenn man geht, kommt man nicht mehr zurück.«
    Sie steht auf und geht zum Fenster. Insekten summen wütend in den Balkonpflanzen. Die Blätter glühen von zu viel Sonne.
    Isabelle tritt neben sie.
    »Liebst du noch?«
    »Ja … Ich liebe meinen Beruf, ich liebe die Worte, meine Freunde. Ich liebe die Erde, die Natur …«
    »Und die Männer?«
    »Die Männer auch manchmal. Ich liebe sie so sehr, dass ich sie nur leidenschaftlich lieben kann … Aber ich langweile mich schnell mit ihnen. Sie verschwenden meine Zeit, sie rauben mir die Kraft.«
    Sie seufzt. »Die Leidenschaft ist eine rasch wachsende Frucht, die schnell herabfällt und … verfault.«
    Sie lacht laut, als sie das sagt.
    Sie nimmt die kleine Gießkanne und gießt etwas Wasser in die Töpfe. Die Feuchtigkeit, sofort aufgesogen, scheint der Erde entrissen zu werden, zu verdunsten.
    Sie schließt das Fenster, um die Hitze auszusperren.
    »Oben sind noch deine Sachen«, sagt Isabelle.
    »Würde es dir was ausmachen, sie noch zu behalten?«
    »Nein, natürlich nicht … Willst du dein Zimmer sehen?«
    »Später, an einem anderen Tag … Ich komme wieder.«
    Mathilde geht in der Küche umher, entdeckt vertraute Gegenstände, andere sind verschwunden. Der große rostige Spiegel.
    Ihr Blick gleitet über die Dächer.
    »Darf ich?«, fragt sie und bleibt vor Isabelles Schlafzimmer stehen.
    Sie öffnet die Tür. Die Möbel sind um das Bett gruppiert, ein Sessel, eine Kommode, der Teppich, der Tisch, alles dicht beieinander. Ein großes Himmelbett. Der übrige Raum ist leer. Nacktes Parkett.
    Auf dem Nachttisch Bücher. Ein Lehrbuch für Chinesisch.
    »Lernst du Chinesisch?«
    »Ich kenne schon mehr als hundert Zeichen«, erwidert Isabelle.
    An einem Faden neben dem Bett hängt ein Vogel. Mathilde dreht ihn in der Hand hin und her.
    Das Mobile von Calder …
    Der Bildhauer schenkte es Isabelle, als sie ihn 1961 ein paar Tage beherbergte. Er hatte eine Konservendose von der Straße mitgebracht, sagte, in dem Schrott sei eine Form gefangen. Er nahm die Zange und zerlegte sie in Stücke. Ein paar rote Scheiben, abgerundete Spielsteine, ein perfektes Gleichgewicht. In das weiße Oval eines Flügels hatte er »Für Isabelle« geschrieben.

D ie Jogar starrt ihr Gesicht im Spiegel ihrer Garderobe an. Ihren feuchten Hals. Sie fährt mit der Hand darüber, rollt den Kopf an der Sessellehne. Odon spreizte ihre Schenkel, hob sie hoch und ließ starke Düfte aus ihr strömen.
    Pablo steckt ihr das Haar mit schwarzen Nadeln hoch.
    »Woran denken Sie?«
    »An nichts …«
    In wenigen Minuten wird sie auf die Bühne gehen. Es sieht so aus, als würden die Streikenden an diesem Abend die Lust verlieren, so dass sie spielen können.
    Pablo wärmt seine Hände, indem er sie aneinanderreibt, und lässt ein paar Tropfen Öl auf die Handflächen laufen. Es riecht nach Eukalyptus.
    Er massiert ihren Nacken.
    Sie schließt die

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