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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Augen.
    »Pablo … glauben Sie an die lebenslange Liebe?«
    »Nein, meine Dunkelhaarige. Man erzählt uns davon seit der Kindheit, aber was Sie gestern geliebt haben, ist morgen schon langweilig.«
    Manchmal nennt er sie so, meine Dunkelhaarige. Sie stöhnt. Der Körper altert, die Gefühle stumpfen ab.
    »Das, was uns erwartet, ist also niederschmetternd?«
    Er rückt ihren Kragen zurecht.
    »Ja … Die Zeit vergeht, wir verlieren unseren Glanz und werden am Ende allein sein. Wir Schwulen lernen das sehr früh.«
    »Und was soll man dagegen tun?«
    Er massiert ihre Schläfen, ihren Schädel.
    »Nehmen Sie sich Liebhaber, wechseln Sie sie und genießen Sie unbeschwerte Affären, solange noch Zeit ist.«
    Sie denkt an die Liebhaber, die sie hätte haben können.
    Sie denkt an Isabelle.
    »Ich habe heute eine alte Freundin wiedergesehen, bei der ich früher gewohnt habe.«
    » Früher ist ein Zauberland«, sagt Pablo.
    Er wischt sich die Hände an einem Handtuch ab, wirft einen Blick auf die Wanduhr und ordnet die Puderdosen und Schminksachen, die durcheinander auf dem Tisch liegen.
    Ist sie wirklich in dieser Stadt? Sie hat das Gefühl, nichts hinzukriegen.
    Sie denkt an Jeff, der sie nicht grüßt. An ihren Vater, der darauf wartet, dass sie den ersten Schritt macht.
    »Pablo, sagen Sie … werde ich rührselig?«
    Er steht da, mit dem Rücken zum Tisch, die Arme über der Brust verschränkt.
    »Noch nicht.«
    Sie lächelt. Rührseligkeit hätte sie nicht ertragen.
    »Und was ist mit Ihrem schönen Flussschiffer?«, fragt er.
    Die Jogar erhebt sich.
    »Er ist kein Flussschiffer.«
    »Aber er ist schön?«
    Sie streckt die Arme, weit nach oben und dann nach hinten, und lässt die Gelenke knacken.
    Sie seufzt tief.
    »Viel zu schön …«

M arie öffnet den Kühlschrank und nimmt einen Joghurt heraus, den sie an die Spüle gelehnt isst.
    »Sie sollten das nicht mehr tun«, sagt sie und blickt Isabelle an.
    »Das? Wovon redest du?«
    Sie zuckt die Schultern.
    »Nachts gehen Sie in die Zimmer und zeichnen Kreuze auf die Stirnen …«
    Isabelle verzieht das Gesicht.
    »Und warum sollte ich das nicht tun?«
    »Eines Tages werden sie Sie an einen Pfahl binden und verbrennen.«
    Isabelle neigt amüsiert den Kopf zur Seite.
    »Das werden sie nicht tun.«
    Auf dem Tisch steht ein Nähkästchen, Nadeln und Fäden. Ihre Kleider sind alt, die Säume lösen sich. Manchmal sind es Knöpfe, die abgehen. Sie kramt in dem Kästchen mit den Garnrollen und nimmt einen grauen Faden heraus.
    »Ich habe Sie jedenfalls gewarnt«, sagt Marie.
    Isabelle glaubt, dass die nächtlichen Kreuze diejenigen, die in ihrem Haus schlafen, beschützen.
    Sie streicht mit der Hand über den Stoff, entfernt Staub. Ihre Hände sind alterslos. Seit einiger Zeit sind sie kalt und feucht.
    »Wie fandest du Odons Stück?«
    »Nicht schlecht.«
    Isabelle blickt sie über ihre Brille hinweg an.
    »Hast du ihm gesagt, dass es nicht schlecht ist?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Und nichts.«
    Sie sagt nicht, dass es das Stück ihres Bruders ist. Sie spricht nicht darüber.
    Isabelle näht den Knopf an. Sie beißt den Faden mit den Zähnen durch, räumt die Nadeln, die Schere, die Garnrolle weg. Legt alles in ein Handköfferchen, die Stoffreste in eine Tüte.
    »Odon ist mein Freund, weißt du das?«
    »Ich weiß.«
    Isabelle schließt das Köfferchen. Ihre Hände ruhen reglos auf dem Stoff.
    »Ich bitte dich, das niemals zu vergessen …«
    Marie antwortet nicht.
    Isabelle legt die Fäden auf dem Tisch nebeneinander.
    »Und jetzt erzähl mir von deinen Fotos. Fotografierst du schon lange?«
    »Seit ein paar Jahren …«
    »Zeigst du mir die neuesten?«
    Marie zögert nicht. Sie steht auf und schaltet den Bildschirm ein. Sie zeigt die Fotos, die sie während der Aufführung von Nuit rouge gemacht hat, Julie auf der Bühne, allein, dann mit den Jungs. Ein Blick in den leeren Saal.
    Eine Schauspielerin, mundtot gemacht mit einem Schal, ein Seil, an dem Flugblätter hängen: Das Publikum ist auch ein Künstler, das In ist Off …
    »Das gefällt mir«, sagt sie und deutet auf ein erschöpftes Mädchen vor der Mauer des Papstpalastes.
    Isabelle betrachtet es aufmerksam.
    »Du solltest die besten ausdrucken und ausstellen. Es ist sinnlos zu fotografieren, wenn du die Fotos nicht anderen zugänglich machst.«

M arie schaltet den Bildschirm aus. Isabelle kehrt zum Tisch zurück.
    Die Luft ist heiß trotz der geschlossenen Fensterläden.
    Marie hat keine Lust, bei der Hitze

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