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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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gegeben. Es wird weiteren geben. Julie versucht zu essen, das Fleisch widert sie an. Sie isst, um Jeff eine Freude zu machen.
    Jeff blickt zur Brücke.
    Die Jungs machen ihre Scherze beim Bier. Odon ist angespannt. Julie beobachtet ihn verstohlen. Sie weiß nicht, was mit Marie passiert ist. Sie spürt, dass es ernst ist.
    »Wo ist das Klavier?«, fragt sie und deutet auf die leere Stelle.
    Odon antwortet nicht.
    Die Luft trägt einen starken Eisenkrautduft heran.
    Sie reden über das Salz, das zerfrisst und vernarben lässt, Aktion und Reaktion, wie das Feuer, das wärmt und zerstört. Licht- und Schattenseite, Gut und Böse, Liebe und Hass. Die Widersprüche sind überall, in allem. Sie sprechen über das Festival, das die Stadt erschöpft, sie in höchstem Maß zur Verzweiflung gebracht und dennoch die Hoffnung nicht völlig zerstört hat, dass eine Einigung vielleicht noch möglich sei.
    Nur vielleicht.
    Greg kommt. Er sagt, er habe Marie nicht gefunden. Er habe sie überall gesucht.
    »Sie ist nirgends.«
    »Hast du eine Idee?«, fragt er Odon.
    Odon hat keine Ahnung. Sein Gesicht ist finster, er will nicht über seinen Streit mit Marie reden. Wollte er es ihnen erklären, müsste er über Anamorphose sprechen. Und auch über die Jogar.
    Yann sagt, dass sie schon wieder auftauchen werde. Oder dass sie nach Hause gefahren sei.
    Julie lässt ihr Päckchen Bidis herumgehen, kleine Zigaretten aus Indien, Tabak, eingerollt in ein Tendublatt, das von einem Baumwollfaden zusammengehalten wird.
    Sie hat auch Eis mitgebracht.
    Alle leeren ihre Schalen. Lecken die Behälter aus, rauchen weitere Bidis.
    Yann verabschiedet sich mit seiner Freundin. Die anderen folgen. Damien drückt einen Kuss auf Julies Lippen und geht ebenfalls.
    Julie bleibt allein mit ihrem Vater. Sie stützt sich auf die Reling.
    Sie hat keine Lust, über Marie zu reden. Sie hat etwas anderes auf dem Herzen.
    »Damien und ich, wir haben ein Kind gemacht.«
    Julie sagt, dass sie ein Kind trägt. Ein nur wenige Stunden altes Kind.
    Sie ist sich dessen sicher.
    Sie sagt: »Ein Kind für eine bessere Welt, wir haben es heute Nacht getan.«
    Odon stellt sich neben sie. Er starrt auf den Fluss.
    »Du wirst ihn Jesus nennen, und er wird Zimmermann sein?«
    Er atmet langsam, die Luft hebt seine Brust. In seiner Lunge die Gerüche des Flusses.
    Er erinnert sich an die ersten Blicke, als Nathalie ihm sagte, sie erwarte ein Kind. Als er ihren Bauch berührte, wusste er, dass es ein Mädchen sein würde. Sie machte sich über ihn lustig, sagte: »So etwas kann man nicht erraten.«
    Er starrt weiter auf den Fluss.
    »›Die Frauen gebären rittlings auf dem Grab‹, Beckett hat das gesagt.«
    »Beckett ist ein Idiot, Papa …«
    Er lächelt leise.
    Die Lichter der Laternen spiegeln sich im Wasser, die Touristenschiffe haben am gegenüberliegenden Ufer festgemacht, immer noch strahlend wie Weihnachtsbäume.
    Sie lehnt den Kopf an die breite Schulter ihres Vaters.
    »Wir werden auch heiraten …«
    Alles vermischt sich, der Geruch des Flusses, der des Eisenkrauts und Julies Enthüllungen.
    »Streckst du die Waffen nicht ein wenig früh?«, fragt er.
    Der Ton ist kühl. Er bedauert, dass er so ist, so unangenehm. Er zieht sie langsam zu sich. Ist es die Tatsache, dass er sie verliert, die so wehtut? Er fühlt sich plötzlich allein wie ein Stein.
    Er umarmt sie fest.
    »Ich liebe dich so … Ich hätte dich ganz allein haben können. Ohne deine Mutter. Dich zeugen, so sehr wollte ich dich.«
    Sie lächelt an seiner Schulter, mit feuchten Augen, ihre Stimme zittert.
    »Du hättest mich geschaffen wie ein Gott, mit etwas Erde und Wasser?«
    »Mach dich nur über mich lustig.«
    »Ich mache mich nicht lustig, Papa, ich mache mich nicht lustig …«

D amien wandert allein durch die Stadt. Die Nacht ist mild, er hat keine Lust, nach Hause zu gehen.
    Julie hat gesagt, dass sie auf dem Kahn schlafen würde.
    Er denkt über sein Leben mit ihr nach. Sie könnten ein Haus haben, weit weg vom Fluss.
    Er geht durch die Gässchen ins Zentrum. Der Platz vor dem Papstpalast ist ruhig, die Gittertore der Gärten sind geschlossen. Er setzt sich auf die Terrasse, es ist niemand mehr da, die Tische sind mit Ketten gesichert. Er betrachtet den leeren Platz. Anschließend kehrt er in das alte Viertel zurück.
    Als er sich dem Theater nähert, sieht er Rauch vom Dach emporsteigen. Leute gehen in die Richtung, er folgt ihnen.
    Er hört Lärm, geht schneller, erreicht den Platz.
    Vor dem

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