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Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Titel: Die Liebe kommt auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Folk
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fertig war. Sie freute sich schon auf den entsetzten Blick ihrer Stiefmutter. Aber sie war noch nicht fertig. Als nächstes riss sie ihr Kleid auf, so dass man es bestimmt nicht wieder anziehen konnte und schlüpfte stattdessen ist das Gewand, dass sie immer anzog, wenn sie auf dem Feld arbeitete.
    Einen kurzen Moment kamen ihr Zweifel, aber dann dachte sie wieder daran, dass sie keinerlei Verlangen danach hatte, mit irgendeinem hässlichen Grottenolm den Rest ihres Lebens zu verbringen. Ob sie ihn nun oft zu sehen bekam oder nicht.
    Ihre Stiefmutter ließ einen Schrei los, der nahe am Rande einer Ohnmacht war, als Gwen zurück in die Stube kam. Ihrer Großmutter entschlüpfte ein leises Kichern und der Vater ließ seinen Becher fallen, aus dem er gerade einen großen Schluck Rotwein nehmen wollte, um sich etwas Mut zu machen.
    „Ich bin gerichtet, wir können gehen“, sagte Gwen, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    „Bist Du vollkommen wahnsinnig geworden? Was soll das?“, schrie ihr Vater.
    Gwen reagierte jedoch überhaupt nicht auf die Frage, sondern ging in Richtung Tür. „Beeilt Euch, sonst kommen wir noch zu spät. Und der Prinz wird bestimmt nicht auf mich warten.“ Gwen konnte sich diese Worte einfach nicht verkneifen. Gerade, bevor sie zur Tür draußen war, packte ihr Vater sie am Arm und hielt sie fest. „Willst Du mich mit Gewalt zum Gespött des Dorfes machen? Ich meine es doch nur gut mit Dir.“
    „Du hast vielleicht das Recht, mich an denjenigen zu verheiraten, den Du für richtig hältst, aber ich werde mich dem Zukünftigen so präsentieren, wie ich wirklich bin. Und das ist mein Recht“, funkelte Gwen ihren Vater an. Dann riss sie sich los und schritt erhobenen Hauptes aus dem Haus in Richtung Dorfplatz.
    Während der Vater und ihre Stiefmutter sich noch fassungslos ansahen, setzte ihre Großmutter sich als erstes in Bewegung und lief schließlich neben Gwen her. „Da hast Du Deinem Schicksal aber mächtig auf die Sprünge geholfen“, blickte die alte Frau lächelnd zu ihrer Enkelin rüber.
    „Bin ich zu weit gegangen?“, fragte Gwen sie nun doch ein bisschen unsicher.
    „Es kommt, wie es kommen soll“, war das Einzige, dass ihre Großmutter antwortete.
    Sie hatten den Dorfplatz fast erreicht. Der Platz war schon gefüllt mit den Mädchen, die zur Heirat angeboten werden sollten, ihren Familien und Schaulustigen, die sich das nicht entgehen lassen wollten. Immer mehr Köpfe drehten sich zu ihnen um und die Leute fingen an zu tuscheln und teilweise an zu lachen. Aber Gwen kümmerte das nicht. Sie wusste, was sie wollte. Besser gesagt, was sie nicht wollte und in diesem Moment war es ihr egal, was die anderen von ihr dachten.
    Ihr Vater und ihre Stiefmutter hatten mittlerweile zu ihnen aufgeschlossen, hielten aber Abstand zu ihr. Ihrer Stiefmutter war eine Mischung aus Scham und Entsetzen ins Gesicht geschrieben, der Vater trug eine versteinerte Miene.
    Das Getuschelte versiegte, als Gwen mit ihrer Familie sich bei den anderen Wartenden einreihte. Kurz darauf stellte sich der Vorsteher vor alle hin und bat um Aufmerksamkeit. Auch ihm war die Aufregung anzumerken. Schließlich war es nichts alltägliches, einen Prinzen im Dorf begrüßen zu dürfen. „Also, Leute, es wird folgendermaßen ablaufen. Die Mädchen sollen vortreten und in einer Reihe mit etwas Abstand neben einander stehen. Die Kutsche des Prinzen wird jeden Moment eintreffen. Er wird sich die Mädchen von der Kutsche aus ansehen. Falls ihm eines der Mädchen gefallen sollte, wird er aus seiner Kutsche heraus kommen und sich das Mädchen näher ansehen. Wie seine Entscheidung letztendlich ausfallen wird, wird er über seinen Berater Kund tun. Aber macht Euch nicht allzu große Hoffnungen“, fügte er hinzu, „es gab schon genug Dörfer, in denen der Prinz seine Kutsche erst gar nicht verlassen hat. Er scheint sehr anspruchsvoll zu sein. Aber wer weiß, lassen wir uns überraschen. Stellt Euch bitte auf.“
    Gwen und acht andere Mädchen traten ein Stück nach vorne und stellten sich auf wie ihnen geheißen. Die anderen Mädchen sahen Gwen spöttisch an. Sie schienen zu hoffen, dass der Prinz eine von ihnen auswählen würde. Nur zwei der jüngeren Mädchen waren eher den Tränen nah. Sie wollten scheinbar genauso wenig wie Gwen gegen ihren Willen verheiratet zu werden.
    „Sie kommen“, rief einer aus der Menge und alle sahen in Richtung Felder, wo eine Kutsche immer näher kam, die von zwei Reitern begleitet wurde.

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