Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
gelassen hatten. „Aber sag mal“, jetzt wurde ihr erst bewusst, was sich hier gerade abgespielt hatte, „habe ich das jetzt richtig verstanden? Sie glaubt, dass ich Deine Geliebte bin?“
„Ja.“
„Und es schien für sie ganz normal zu sein, dass Du mit einer Frau Dein Bett teilst.“
„Ja.“
„Ist das denn auch“, Nicole zögerte, „normal für Dich?“
„Ja. Ich wollte zwar nicht, dass Du es so erfährst, aber es stimmt. Auch ich stehe auf Frauen.“
Nicole war baff. Sie nahm einen großen Schluck Kaffee und musste das Ganze erst mal sich setzen lassen. „Aber warum hast Du denn nicht schon früher etwas gesagt? Ich meine, Du wusstest doch, dass ich damit ganz bestimmt keine Probleme habe.“
„Ich gehöre nun mal zu denen, die es nicht gleich jedem auf die Nase binden. Und außerdem, was hätte es denn für einen Unterschied gemacht? Hättest Du dann schon längst versucht, mich ins Bett zu kriegen?“
„Bestimmt nicht, und das weißt Du auch“, antwortete Nicole etwas gekränkt.
„Tut mir leid. Es war nicht so gemeint. Ich bin nur grad etwas durch den Wind nach Gabis Auftritt. Wie Du Dir jetzt vielleicht denken kannst, war es sie, mit der ich letzte Woche so gestritten habe.“
„Und was war das Problem?“
„Das Problem ist, dass ich so doof war und auf sie reingefallen bin. Wir waren über ein Jahr zusammen. Zum Schluss hatte ich sogar meine Wohnung aufgegeben und war zu ihr gezogen. Mit dem Ergebnis, dass ich sie eines Tages mit einer anderen in unserem Bett erwischt habe. Die klassische Situation. Ich komme früher von der Arbeit und sie ist grad voll im Gange mit einer ihrer Fußballkolleginnen.“
„Aua, das tut weh.“
„Sie hat dann zwar hoch und heilig versprochen, dass das nie wieder vorkommen würde, aber ich bin so schnell wie möglich ausgezogen. Ich habe meine Möbel und das wenige, das ich noch hatte, zusammen gerafft und bin in einer Nacht- und Nebelaktion hierher gekommen. Ich wollte nicht, dass sie meine neue Adresse erfährt. Ich habe mir auch eine andere Handynummer zugelegt, weil sie mich mit SMS bombardiert hat, dass ich zurück kommen soll. Ich weiß nicht, wie sie meine Adresse rausbekommen hat. Vielleicht ist sie mir nach der Arbeit mal gefolgt. Jedenfalls stand sie letzte Woche plötzlich vor der Tür. Wie es weiterging, hast Du ja selbst mitbekommen.“
„Und sie wollte immer noch, dass Du zu ihr zurück kommst?“ fragte Nicole.
„Ja.“
„Und Du hast nie daran gedacht, ihr noch einmal eine Chance zu geben?“
„Doch, ich war hin und hergerissen, ob ich nicht vielleicht überreagiert hatte, wegen dem einen Mal. Aber ich konnte nicht. Das Vertrauen war einfach kaputt. Immerhin hat sie es mit der anderen in unserem Bett getrieben.“
„Ich muss zugeben, daran hätte ich auch zu knabbern.“
„Jetzt bin ich froh, dass ich mich nicht noch einmal von ihr habe um den Finger wickeln lassen. Ich bin der Fußballtussi nämlich kürzlich mal begegnet. Die hat mich doch tatsächlich frech angegrinst und mir unter die Nase gerieben, dass es nicht dass erste Mal war, dass sie in unserer Wohnung zu Gast war. Das habe ich Gabi dann natürlich letzte Woche vorgehalten, nachdem sie nicht einsehen wollte, dass ich ganz bestimmt nicht mehr zu ihr zurück komme. Irgendwann war sie dann so wütend, dass sie mich nur noch ausgelacht hat und meinte, dass es nicht nur die eine war, die sie mit in unsere Wohnung genommen hatte, wenn ich abends länger arbeiten musste. Da wurde mir im Nachhinein natürlich klar, was es mit ihrem Aktionismus auf sich hatte, den sie beim Bettwäsche waschen an den Tag gelegt hat.“ Andrea nahm ihre Hand vor den Mund und stockte. „Mir wird schon wieder ganz schlecht, wenn ich nur daran denke.“
Nicole wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte zwar wissen wollen, mit wem und warum sich Andrea in ihrer Wohnung so gestritten hatte, aber mit so einer Geschichte hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Kannst Du jetzt verstehen, warum ich nicht gleich bei Dir mit der Tür ins Haus gefallen bin? Hallo, ich bin die Andrea. Ich bin auch lesbisch und sogar Single.“ Sie sah Nicole fragend an. „ Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, um das alles zu vergessen. Und ich war froh, dass sich unsere Freundschaft so gut entwickelt hat. Denn am Anfang, muss ich zugeben, dachte ich, das Schicksal will mich auf den Arm nehmen. Als Du gleich vor mir standest und die Karten auf den Tisch gelegt hast.“
„Jetzt kann ich das allerdings
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