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Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Titel: Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Setz Clemens J.
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Scheibenwischer. Das Schwenkgeräusch der Stöcke war angenehm. Kirill stellte sichvor, wie er einen dieser Stöcke dem Blinden aus der Hand nahm und sanft über seinem Knie in zwei Teile brach.
    – Alles so weit okay bei dir?, fragte Kirill.
    Lea versetzte sich selbst kleine, nachdenkliche Schläge in die Bauchgegend, so wie jemand, der andeuten will, dass er pappsatt ist.
    – Na ja, sagte sie, sicher, ich meine … Ist nie leicht, Veränderung.
    – Nein, bestimmt nicht.
    – Aber man gewöhnt sich, sagte Lea.
    – Wie geht’s deinem Kater?
    – Wem?
    – Dem Kater. Magister Perotinus.
    Lea antwortete nicht, sondern zog ihren Mantel aus. Der Abend war wirklich außerordentlich warm. Sie hängte ihn sich über die Schulter.
    – Na ja, sagte sie, der Vorteil ist, Katzen sind sehr unabhängig.
    – Ja.
    – Sie kommen zurecht, weißt du.
    Kirill nickte.
    – Und, was meinst du, wo es jetzt ist?
    – Was?
    – Das Kind , sagte Lea.
    – Na ja, irgendwo … An einem besseren Ort.
    Über diese Formulierung mussten sie beide lachen. Lea ließ ihren Mantel fallen und hob ihn wieder auf.
    – Ich hab mal … das ist total schräg, aber ich hab mal eine Schraube hineingesteckt, sagte Lea.
    – Wie?
    – Eine Schraube. So eine kleine. Die hab ich genommenund in dieses Lehmdings geschoben. Und weißt du, was das Witzige war?
    – Was?
    – Errätst du nie.
    – Was?
    – Da war schon eine Schraube. Mehrere sogar. Irre.
    – Mehrere Schrauben, wie … du meinst, im Kind?
    – Ja, lauter Metall. Kleine Schrauben und so. Da, knapp unter der Hautober… da in der Schulter.
    Lea zeigte ihm die Stelle an ihrer Schulter, und Kirill streckte automatisch seine Hand nach ihr aus. Lea fing die Hand ab. Es tat weh.
    Später ging Kirill allein über den Parkweg zurück. Hin und wieder steckte er sich den verletzten Finger in den Mund und saugte an ihm. Ein süßlicher und irgendwie reifer Geschmack, fast herbstlich.
    In der Nähe des Karussells setzte er sich auf eine Bank und blieb dort, bis es völlig dunkel war. Die Luft kühlte rasch ab, in den Hochhäusern nahe dem Park erschienen die erleuchteten Fensterquadrate, riesige Pixel eines Bildes, das man erst aus unendlicher Entfernung erkennen konnte, und über der Stadt sah man die ersten Sterne, wie Kohlensäurebläschen, die sich eine gewisse Zeit lang an die Innenseite des Wasserglases klammern, bevor sie loslassen und in die Höhe davontrudeln.

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