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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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alten Frauen erklärte, dass sie jetzt gingen. Naira fragte: »Seid ihr zum Abendessen zurück?«
    Alexander ergriff Tatianas Hand und erwiderte: »Wahrscheinlich nicht.«
    »Aber, Tania, heute um drei ist unser Nähkränzchen!« »Tania nimmt heute nicht daran teil.«
    Sie liefen hinunter zum Fluss, und Tatiana sah sich noch nicht einmal mehr um.
    »Wohin gehen wir?«
    »Zum Haus deiner Großeltern.«
    Die isba auf der Lichtung war zwar leer, aber makellos sauber. Die Hütte bestand aus einem Raum mit vier hohen Fenstern und einem großen Kachelofen, der fast das halbe Zimmer einnahm. Es gab kein einziges Möbelstück, aber der Holzboden war geputzt, die Fenster waren sauber, und selbst die dünnen weißen Vorhänge waren gewaschen und an der Luft getrocknet, so dass es nicht abgestanden roch. Tatiana spähte durch die Fenster hinaus. Alexander trieb gerade die Heringe für sein Zelt in die Erde. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie legte die Hand auf ihr heftig pochendes Herz. Na los, beruhige dich, sagte sie sich.
    Sie ging nach draußen und sammelte ein paar Äste, für den Fall, dass sie ein Feuer machen wollten. Sie zog ihre Sandalen aus und hielt die Füße in das kühle Wasser. Vielleicht konnten sie ja später schwimmen gehen. »Pass auf!«, rief Alexander auf einmal hinter ihr und dann rannte er, nur mit seinen Armeeshorts bekleidet, an ihr vorbei in den Fluss.
    »Möchtest du schwimmen?«, rief er ihr zu. Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst ja richtig gut schwimmen«, sagte sie.
    »Das stimmt«, erwiderte er. »Komm herein, wir schwimmen um die Wette.« Er grinste. »Unter Wasser. Bis zum anderen Ufer.«
    Wenn sie nicht so nervös gewesen wäre, hätte sie ihn beim Wort genommen. Doch so winkte sie ab. Er kam wieder heraus und strich sich die nassen Haare zurück. Seine nackte Brust, die nackten Arme und die nackten Beine glitzerten. Als er sie anlachte, kam es Tatiana vor, als strahle er von innen heraus. Sie konnte den Blick nicht von seinem prachtvollen, gestählten Körper abwenden. »Das Wasser ist angenehm«, sagte Alexander und trat zu ihr. »Komm doch, lass uns schwimmen gehen.« Tatiana schüttelte wortlos den Kopf und wich zurück bis an den Rand der Lichtung, wo sie ein paar Blaubeeren von den niedrigen Büschen rupfte. Jetzt beruhige dich doch endlich, beschwor sie sich die ganze Zeit.
    Sie ging zu Alexander zurück und reichte ihm ein paar Blaubeeren. Er nahm sie entgegen, ließ aber ihre Hand nicht los, sondern zog Tatiana aufs Gras. »Jetzt setz dich doch endlich, meine Süße.« Dann kniete er sich vor sie und küsste sie ganz zart auf den Mund. Tatiana streichelte seine Arme. Sie konnte kaum atmen.
    »Tatia ... Tatiascha«, sagte er heiser und bedeckte ihre Handflächen und ihre Unterarme mit Küssen. »Endlich sind wir allein! Zum ersten Mal in unserem Leben haben wir einen Platz für uns!«
    Sie konnte den Ausdruck in seinen karamellfarbenen Augen nicht ertragen und senkte den Blick. »Sieh mich an«, verlangte er. »Ich kann nicht.«
    Alexander umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. »Hast du ... Angst?« »Schreckliche Angst.«
    »Nein, bitte, du darfst keine Angst vor mir haben.« Er küsste sie so innig und liebevoll, dass sich das Ziehen in Tatianas Bauch wieder verstärkte. Sie sank ins Gras. »Tatiascha«, sagte er, »du bist so schön! Warum nur?« »Ach, das stimmt doch gar nicht. Sieh dich mal an!« Er umarmte sie. »Tania, du bist mein Wunder, weißt du das? Gott hat dich zu mir geschickt, damit ich wieder glauben kann.« Schweigend ergriff er ihre Hände. »Er hat dich geschickt, um mich zu trösten und zu heilen. Ich kann mich kaum noch zurückhalten, ich möchte dich endlich lieben ...« Er brach ab. »Ich weiß, dass du Angst hast, aber ich werde dir nicht wehtun. Kommst du mit in mein Zelt?« »Ja«, erwiderte Tatiana leise.
    Alexander trug sie zu seinem Zelt, setzte sie auf die Decke und schloss die Klappen hinter ihnen. Es war dämmerig, und das Sonnenlicht drang nur schwach durch die Ritzen. »Ich hätte dich ja lieber in das hübsche saubere Haus getragen«, erklärte er lächelnd, »aber da wir weder Decken noch Kopfkissen haben, müssten wir auf dem harten Fußboden liegen.« »Mmm«, murmelte Tatiana. »Im Zelt ist es gut.« Ihr hätte selbst der Marmorboden in Peterhof nichts ausgemacht. Alexander zog sie an sich. »Shura?«, flüsterte sie. »Ja«, erwiderte er und küsste sie auf den Nacken. Als er sie anblickte, sah sie, dass ihn irgendetwas

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