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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Später machte Alexander Kaffee. Er schenkte ihr eine Tasse ein, und sie saßen einträchtig auf der Bank und tranken das heiße Getränk. »Es ist ein schöner Morgen«, sagte sie leise. »Es ist ein fantastischer Morgen«, bestätigte er und strahlte sie an.
    Naira rief sie und Tatiana erfüllte ihre Pflichten, während Alexander seine Sachen zusammenpackte. »Was tust du da?«, fragte sie mit leiser Besorgnis.
    »Wir verschwinden von hier«, erklärte er, »Und zwar auf der Stelle.«
    »Ich kann nicht. Ich muss Wäsche waschen und Frühstück zubereiten.«
    »Tania, genau darum geht es. Ich sollte dir eigentlich wichtiger sein als die Wäsche und das Frühstück.«
    »Sieh mal«, erwiderte sie, »hilf mir doch einfach. Dann bin ich viel schneller fertig.«
    »Und dann kommst du mit?«
    »Ja«, sagte sie fast unhörbar. Aber Alexander lächelte sie an, er hatte sie gehört.
    Sie briet Eier und Kartoffeln für alle. Alexander schlang sein Frühstück hinunter und stand auf. »Komm, lass uns Wäsche waschen.«
    Eilig trug er den Korb mit der Wäsche zum Fluss. Tatiana lief mit Waschbrett und Seife hinterher. Sie konnte kaum mit ihm Schritt halten.
    Während sie die Wäsche wusch, rauchte Alexander eine Zigarette und sah ihr zu. »Wie schaffst du es, dass dein Kleid nicht nass wird?«
    »Nur das Hinterteil wird ein bisschen nass.« Sie errötete. »Warum siehst du mich so an?«
    »Das ganze Kleid wird also nie nass?«, fragte er grinsend. »Nein. Ich stehe ja nicht bis zum Hals im Wasser, während ich wasche.«
    Alexander drückte seine Zigarette aus, zog sich Hemd und Stiefel aus und kam zu ihr. »Lass mich mal waschen. Du reichst mir einfach nur die Sachen an, ja?«
    Es war ein hinreißender Anblick, Ein Hauptmann der Roten Armee stand ohne Hemd bis zu den Knien in der Kama und machte Frauenarbeit, während Tatiana ihm vom Ufer aus zusah. Sie fand das Ganze so amüsant, dass sie sich, als ihm ein Kissenbezug ins Wasser fiel und er sich bückte, um ihn aufzuheben, leise von hinten an ihn heranschlich und ihm einen Schubs gab, so dass er vornüber ins Wasser fiel. Als er wieder auftauchte, musste sie so sehr lachen, dass sie nicht mehr rechtzeitig vor ihm weglaufen konnte. Mit drei Schritten war er bei ihr und hatte sie gepackt. »Kein besonders gutes Gleichgewichtsgefühl, großer Mann«, sagte Tatiana prustend. Stumm trug er sie zum Fluss.
    »Nein, lass mich sofort herunter«, verlangte sie. »Ich habe ein hübsches Kleid an.«
    »In der Tat«, erwiderte er und warf sie ins Wasser. Klatschnass tauchte sie wieder auf. »Jetzt sieh, was du angerichtet hast«, beklagte sie sich und spritzte ihn nass. »Wie soll ich denn jetzt zurückgehen?«
    Alexander nahm sie in die Arme und küsste sie, und übermütig balgten sie im Wasser herum. Auf einmal rief Tatiana: »Hilfe, die Wäsche!«
    Alle Wäschestücke trieben fröhlich den Fluss hinunter. Alexander schwamm ihnen nach, und Tatiana rettete sich lachend ans Ufer.
    Als sie nach Hause kamen, Tatiana in ihrem nassen Kleid und Alexander nur in seiner nassen Hose, erstarrten die vier alten Frauen peinlich berührt. »Die Wäsche ist abgetrieben«, erklärte Tatiana. »Wir mussten ins Wasser springen und sie wieder herausholen.«
    »Na, so etwas habe ich ja noch nie gehört«, murmelte Dusia und bekreuzigte sich. »In meinem ganzen Leben noch nicht.« Alexander verschwand im Haus und erschien fünf Minuten später in seiner khakifarbenen Armeehose, seinen schwarzen Armeestiefeln und dem ärmellosen Hemd aus gerippter Baumwolle, das Tatiana ihm genäht hatte. Tatiana fand seinen Anblick atemberaubend. Er lächelte ihr zu. »Ich habe ein Kleid für dich«, verkündete er und zog ihr weißes Kleid mit den roten Rosen aus seinem Rucksack. Er erzählte ihr, dass er es aus der Wohnung in der Fünften Sowjet geholt hatte. »Ich glaube nicht, dass es mir noch passt«, erwiderte sie gerührt. »Aber vielleicht probiere ich es irgendwann mal an.« »Gut«, entgegnete Alexander und stopfte es in seinen Rucksack zurück. Er ergriff sein Gewehr und seine anderen Habseligkeiten. »Du brauchst sonst nichts. Wir sind fertig. Lass uns gehen.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Weg von hier«, erwiderte er leise. »Irgendwohin, wo wir ungestört sind.« Sie blickten einander an. »Nimm Geld mit«, sagte er. »Du hast doch gesagt, wir brauchen nichts.« »Und nimm deinen Ausweis mit. Es könnte sein, dass wir nach Molotow gehen.«
    Tatianas Aufregung wich einem leisen Schuldgefühl, als sie den vier

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