Die Liebenden von Leningrad
nicht.«
»Na komm, du musst doch irgendetwas erwartet haben.«
»Mmm. Das auf jeden Fall nicht.«
»Was dann?«
Verlegen wand sich Tatiana. »Ich hatte einen Bruder, Shura«, sagte sie schließlich. »Ich wusste, wie ihr Männer normalerweise ausseht. Irgendwie ... da unten ... na ja, völlig ...« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »... harmlos.« Alexander lachte laut auf. »Aber ich habe noch nie ...« »Das war also Furcht einflößend?« »Hmm.« Warum lachte er so? »Und weiter?«
»Ich dachte wahrscheinlich, dieses harmlose Ding würde ... ich weiß nicht... irgendwie ...« Sie hustete. »Na ja, also die Bewegung war auch eine Überraschung für mich.«
Alexander zog sie an sich und küsste sie glücklich. »Du bist ein komisches Mädchen. Was soll ich nur mit dir anfangen?« Schweigend lag Tatiana neben ihm. Das Pochen in ihrem Unterleib hörte nicht auf. Leicht strich sie über seinen Bauch. Sein Körper faszinierte sie. »Und jetzt?«, fragte sie. »Sind wir fertig?« »Möchtest du gern fertig sein?« »Nein«, erwiderte sie.
»Tatiana«, sagte Alexander zärtlich. »Ich liebe dich.«
Sie schloss die Augen. »Danke«, flüsterte sie.
»Das will ich nicht hören«, erwiderte er und hob ihr Gesicht.
»Du hast es noch nie zu mir gesagt.«
Das kann doch gar nicht stimmen, dachte Tatiana. Ich habe es doch jede Minute gespürt. »Ich liebe dich, Alexander.« »Wie schön«, flüsterte er. »Sag es noch einmal.« »Ich liebe dich.« Sie umarmte ihn. »Ich liebe dich bis zur Atemlosigkeit, mein erstaunlicher Mann.« Zärtlich lächelte sie ihn an. »Aber weißt du, du hattest es auch noch nie zu mir gesagt.« »Doch, Tatiana«, erwiderte Alexander. »Doch, ich habe es dir schon gesagt. Weißt du wann? Als du auf diesem Schlitten gelegen hast.,.«
Als sie sich zum zweiten Mal liebten, tat es schon weniger weh. Beim dritten Mal verspürte Tatiana ein fließendes, stärker werdendes Gefühl, das so lustvoll war, dass es sie völlig überraschend traf. Sie schrie auf und stöhnte: »Oh bitte, hör nicht auf. Bitte ...«
»Nein?« Alexander hielt inne.
»Was tust du?«, fragte sie keuchend und blickte ihn verwirrt an. »Ich habe doch gesagt, du sollst nicht aufhören.« »Ich will dich noch einmal stöhnen hören«, murmelte er. »Ich möchte dich stöhnen hören, dass ich nicht aufhören soll.« »Bitte ...«, flüsterte sie und drängte ihre Hüften an ihn. »Nein, Shura, nein? Oder ja, Shura, ja?« »Ja, Shura, ja.« Tatiana schloss die Augen. »Ich bitte dich ... hör nicht auf.«
Alexander stieß tief und langsam in sie hinein. Sie schrie auf.
»So?«
Sie konnte nicht sprechen. »Oder...«
Seine Stöße wurden immer schneller. Sie schrie auf.
»So?«
Sie schwieg.
»Tania ... ist es so schön?« »Es ist wunderschön.«
»Stöhn für mich, Tania«, flüsterte Alexander. »Na komm schon ... stöhn für mich.« Er musste sie nicht zweimal bitten. »Hör nicht auf, Shura ...« Sie wand sich hilflos unter ihm. »Ich höre nicht auf, Tania,«
Und plötzlich war es da. Tatiana spürte, wie ihr Körper sich anspannte, wie ihre Muskeln sich zusammenzogen, und dann ergoss sich ein Lavastrom in ihrem Inneren. Erst nach einer Weile ließen ihr Stöhnen und ihr Zittern nach. »Was war das denn?«, stieß sie immer noch keuchend hervor. »Das war meine Tania, die entdeckt hat, was an der Liebe so fantastisch ist. Das war ... die Erlösung«, flüsterte er und drückte seine Wange an ihre Wange.
Tatiana drängte sich an ihn und flüsterte unter Freudentränen: »Oh, mein Gott, Alexander ...«
»Wie lange sind wir schon hier?« »Ich weiß nicht. Ziemlich lange.« »Wo ist deine Uhr?«
»Ich habe sie nicht dabei. Ich wollte die Zeit anhalten«, erwiderte Alexander und schloss die Augen.
»Tania? Schläfst du?«
»Nein. Ich habe nur die Augen geschlossen. Ich bin ganz entspannt. «
»Tania, sagst du mir die Wahrheit, wenn ich dich etwas frage?« »Natürlich.« Sie lächelte mit geschlossenen Augen. »Hast du jemals zuvor einen Mann berührt?« Tatiana öffnete die Augen und lachte leise. »Shura, wovon redest du? Außer meinem Bruder habe ich noch nie zuvor einen Mann auch nur gesehen!«
Tatiana kuschelte sich in Alexanders Arme, und ihre Finger glitten über sein Kinn, seinen Hals, seinen Adamsapfel. Sie drückte ihren Zeigefinger auf seine heftig pulsierende Halsschlagader. Als sie ihn dort küsste, spürte sie sie gegen ihre Lippen schlagen. Warum riecht er nur so gut?, dachte sie. »Was ist
Weitere Kostenlose Bücher