Die Liebenden von Leningrad
mit diesen Horden junger Kerle, von denen du mir erzählt hast? Die dir früher in Luga immer nachgelaufen sind? Keinen von ihnen?«
»Keinen von ihnen was?«
»Hast du keinen von ihnen angefasst?«, fragte Alexander.
Sie schüttelte den Kopf. »Shura, warum fragst du so komisch?
Nein!«
»Durch die Kleidung vielleicht?«
»Was?« Sie nahm ihren Mund nicht von seinem Hals. »Natürlich nicht.«
»Und wer hat deinen nackten Körper gesehen? Abgesehen von deiner Familie natürlich. Abgesehen von damals, als du sieben warst und nackt Rad geschlagen hast.«
Würde er die ganze Wahrheit wissen wollen? Sie hatte solche Angst davor gehabt, es ihm zu sagen. »Shura, du warst der erste Mann, der mich überhaupt auch nur halb nackt gesehen hat, damals in Luga.«
»Ist das wahr?« Er rückte ein wenig von ihr ab, um ihr in die Augen zu sehen.
Sie nickte und rieb ihren Mund an seinem Hals. »Ja, das ist wahr.«
»Hat dich je jemand berührt?« »Mich berührt?«
»Deine Brüste angefasst, deine ...« Seine Finger glitten an ihrem Bauch hinunter.
»Shura, bitte. Natürlich nicht.« Sie spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde. Tatiana lächelte. Wenn er es unbedingt hören wollte, dann würde sie es ihm jetzt sagen. »Erinnerst du dich noch an den Wald bei Luga?«
»Wie könnte ich das vergessen?«, fragte er heiser, »Das war der süßeste Kuss meines Lebens.«
»Und es war mein erster ...«, flüsterte Tatiana.
Ungläubig schüttelte er den Kopf.
Tatiana blickte ihn an. »Das ist die Wahrheit!«
»Ich glaube dir nicht.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Na gut«, erwiderte Tatiana, drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Alexander beugte sich über sie. »Du erzählst mir das doch nur, weil du denkst, dass ich genau das hören will«, sagte er und fuhr mit den Händen über ihre Brüste und ihren Bauch. Tatiana tätschelte ihm fröhlich den Rücken. »Es ist aber die Wahrheit. In meinem ganzen Leben hat mich noch nie jemand berührt - außer dir.«
Alexander erwiderte ihr Lächeln nicht. Seine karamellfarbenen Augen blickten sie forschend an. »Wie kann das sein?« »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie. »Es ist eben so.« »Du bist also sozusagen direkt aus dem Bauch deiner Mutter in meine Arme gesunken.«
Tatiana lachte. »So ungefähr.« Sie blickte ihn an. »Alexander, ich liebe dich!«, sagte sie. »Verstehst du? Vor dir wollte ich nie jemanden küssen, und in Luga wurde der Wunsch, dich zu küssen, so übermächtig, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Ich lag die halbe Nacht wach. Und dann dachte ich, wenn du mich nicht küsst, dann wird mich nie mehr jemand küssen.« Sein Gesicht war dicht über ihrem. »Was machst du mit mir?«, flüsterte er. »Was machst du nur mit mir?« »Was machst du mit mir?«
Und dann liebte er sie abermals, und seine Lippen blieben auf ihrem Mund, und als sie beide den Höhepunkt erreichten, stöhnte er, als wolle er eigentlich weinen.
»Liebes«, murmelte Alexander, der halb auf ihr lag, »mach die Augen auf. Geht es dir gut?«
Tatiana antwortete nicht. Sie lauschte auf den Klang seiner Stimme.
»Tania ...«, flüsterte er. »Du hast eine Haut wie ein Neugeborenes, weißt du das?« »Nein«, murmelte sie.
»Du hast eine Haut wie ein Neugeborenes und den süßesten Atem, und dein Haar ist wie Seide.« Alexander kniete sich über sie und knabberte an einer Brustwarze. »Du bist durch und durch göttlich.«
Zärtlich nahm sie seinen Kopf zwischen die Hände. Er blickte sie an, und sie sah Tränen in seinen Augen. »Bitte, verzeih mir, Tatiana, dass ich dein vollkommenes Herz mit Kälte und Gleichgültigkeit verletzt habe. Doch mein Herz floss immer über vor Liebe zu dir, es war nie wirklich gleichgültig. Nichts von dem, was du ertragen musstest, hast du verdient. Nichts. Du weißt ja nicht, was für eine Überwindung es mich gekostet hat, dich nicht ein letztes Mal anzusehen, bevor ich an jenem verfluchten Lastwagen die Plane hinter mir schloss! Doch wenn ich dich angesehen hätte, hätte ich nichts vor dir oder deiner Schwester verbergen können. Ich hätte mein Versprechen nicht mehr halten können. Ich konnte dich einfach nicht ansehen ... Ich habe dir so viel wie möglich von meiner Liebe gegeben, als wir allein waren, und gehofft, es reicht dir aus.«
»Das tat es ja auch, Shura«, erwiderte Tatiana, der ebenfalls die Tränen
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