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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Mittagszeit und brachte ihm zu essen. »Ich füttere ihn, Ina«, sagte sie fröhlich zu der Dienst habenden Schwester. Ina sah zwar nicht besonders erfreut aus, aber Tatiana schenkte ihr keine weitere Beachtung. »Schwester Metanowa denkt, mein Patient gehört ihr«, sagte Ina frostig, während sie etwas in Alexanders Krankenblatt eintrug.
    »Ich gehöre ihr auch, Ina«, bestätigte Alexander. »Schließlich hat sie mir doch das Plasma gebracht.«
    »Sie kennen nur einen Teil der Geschichte«, murmelte Ina verdrossen. Sie warf Tatiana einen finsteren Blick zu und ging. »Was hat sie denn damit gemeint?«, fragte Alexander. »Ich weiß nicht«, erwiderte Tatiana. »Mach den Mund auf.« »Tania, ich kann allein essen.«
    »Lass doch zu, dass ich mich um dich kümmere«, sagte sie zärtlich. »Lass mich das tun, was ich so schrecklich gern tun möchte.«
    »Tania, wo ist mein Ehering? Er hing an einem Band um meinen Hals. Habe ich ihn verloren?«
    Lächelnd zog sie das geflochtene Band aus ihrem Kittel. Zwei Ringe baumelten daran. »Ich behalte ihn bei mir, bis wir sie wieder tragen können.«
    Seine Gefühle drohten ihn zu überwältigen.
    Bevor Tatiana ihm den ersten Löffel in den Mund schieben konnte, kam Oberst Stepanow zu Besuch. »Ich habe gehört, dass Sie aufgewacht sind«, sagte er und warf Tatiana einen Blick zu. »Komme ich ungelegen?«
    Tatiana schüttelte den Kopf, legte den Löffel wieder auf das Tablett und stand auf. »Sind Sie Oberst Stepanow?«, fragte sie. »Ja«, erwiderte er verwirrt. »Und Sie sind ...« Tatiana ergriff die Hand des Oberst mit beiden Händen und schüttelte sie. »Ich bin Tatiana Metanowa«, sagte sie. »Ich wollte Ihnen danken, Oberst, für alles, was Sie für Major Below getan haben.«
    Sie ließ seine Hand nicht los und er zog sie auch nicht weg. »Danke, Genosse Oberst«, wiederholte sie. Alexander hätte seine Frau am liebsten umarmt. »Oberst«, sagte er grinsend, »meine Krankenschwester weiß, dass mein Kommandant sehr gut zu mir war.«
    »Sie haben es auch verdient, Major«, erwiderte Stepanow. »Haben Sie Ihren Orden gesehen?« Der Orden hing über der Lehne des Stuhls neben Alexanders Bett. »Warum hat man denn nicht wenigstens gewartet, bis ich wieder bei Bewusstsein war?«, fragte Alexander. Stepanow sagte: »Wir wussten nicht, ob ...« »Es ist nicht nur irgendein Orden, Major«, unterbrach Tatiana ihn, »sondern die höchste Auszeichnung, die es gibt. Der Orden eines Helden der Sowjetunion«, fügte sie atemlos hinzu. Stepanow blickte verwirrt von Alexander zu Tatiana. »Ihre Krankenschwester scheint sehr ... stolz auf Sie zu sein, Major.« »Stimmt, Genosse Oberst.« Alexander versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Wissen Sie was«, sagte Stepanow, »ich komme ein anderes Mal wieder, wenn Sie etwas mehr Zeit haben.« »Warten Sie, Genosse Oberst«, sagte Alexander hastig. »Wie machen sich unsere Truppen?«
    »Sehr gut. Die Männer hatten zehn Tage Sonderurlaub und jetzt versuchen sie gerade, die Deutschen aus Sinjawino hinauszudrängen. Dort gibt es große Probleme, aber nach und nach kommen immer bessere Nachrichten. Letzten Monat hat von Paulus in Stalingrad kapituliert.« Stepanow schmunzelte. »Erst zwei Tage zuvor hatte Hitler ihn zum Generalfeldmarschall ernannt. Angeblich hat sich in der Geschichte noch nie ein deutscher Generalfeldmarschall ergeben.«
    Alexander lächelte. »Offenbar wollte von Paulus Geschichte schreiben. Das sind ja großartige Neuigkeiten! Stalingrad ist gerettet. Die Blockade von Leningrad ist gebrochen. Vielleicht gewinnen wir diesen Krieg ja doch noch.« Er schwieg. »Allerdings wird es ein Pyrrhussieg.«
    »In der Tat.« Stepanow schüttelte Alexander die Hand. »Unsere Verluste sind so hoch, dass am Ende noch nicht einmal jemand übrig bleiben wird, um den Pyrrhussieg zu feiern.« Er seufzte. »Ich wünsche Ihnen gute Besserung, Major. Es wartet eine weitere Beförderung auf Sie. Und Sie werden auf jeden Fall nicht mehr an der Front kämpfen müssen.«
    »Ich möchte gar nicht weg von der Front, Genosse Oberst.«
    Tatiana gab ihm einen Schubs.
    »Ich meine - danke, Genosse Oberst.«
    Stepanow blickte Alexander und Tatiana an. »Es ist schön, Sie so munter zu sehen, Major. Die ganzen letzten Monate waren Sie nicht besonders ... fröhlich. Offensichtlich bekommt es Ihnen, schwer verwundet zu werden.« Mit diesen Worten verließ er sie.
    »Na, du hast den Oberst ganz schön durcheinander gebracht«, sagte Alexander grinsend zu

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