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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Major«, erwiderte sie, »das könnte man so sagen.«
    »Schwester«, warf Dr. Sayers ein, »in Amerika gilt die Regel, dass man den Patienten nicht aufregen darf. Sind Sie mit dieser Regel vertraut?«
    Alexander unterbrach ihn. »Wie schlimm war mein Zustand?« Sayers erwiderte freundlich: »Es sah nicht besonders gut aus. Ich ließ die Krankenschwester bei Ihnen, während ich mich auf den Weg machte - robbte«, korrigierte sich der Arzt lächelnd, »um eine Trage zu besorgen. Ich weiß zwar nicht wie, aber sie hat mir anschließend beim Tragen geholfen. Als wir ans Ufer kamen, sah sie so aus, als könnte sie auch etwas Plasma gebrauchen.«
    »Waren Sie das?«, fragte Alexander die Krankenschwester, um sich bei ihr zu bedanken.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich halte mich von der Frontlinie fern. Ich bin nicht beim Roten Kreuz.« Sayers sagte: »Ich habe meine eigene Krankenschwester aus Leningrad mitgebracht.« Er lächelte. »Sie hat sich freiwillig gemeldet.«
    »Oh«, erwiderte Alexander. »In welchem Krankenhaus waren Sie denn dort?« Er hatte das Gefühl, gleich wieder ohnmächtig zu werden. »Im Grecheskij.«
    Unwillkürlich stöhnte Alexander vor Schmerzen auf. Ina gab ihm eine weitere Dosis Morphium.
    »Doktor, die Schwester, die Sie begleitet hat...«
    »Ja?«
    »Wie heißt sie?«
    »Tatiana Metanowa.«
    Ein gequälter Laut entrang sich Alexander.
    »Wo ist sie jetzt?«
    Achselzuckend erwiderte Sayers: »Ich glaube, sie hilft beim Aufbau der Eisenbahn. Wir haben die Blockade gebrochen, wissen Sie. Sechs Tage, nachdem Sie verwundet wurden. Die beiden Fronten sind jetzt vereint. Und sofort haben elfhundert Frauen angefangen, die Eisenbahn wieder aufzubauen. Tatiana hilft auch mit.«
    »Na ja, nicht gleich von Anfang an«, warf Ina ein. »Die meiste Zeit war sie bei Ihnen, Major.« »Ja, aber jetzt, wo es Ihnen wieder besser geht ...« Dr. Sayers lächelte.
    »Können Sie die Schwester zu mir bringen, wenn sie zurückkommt?« Alexander schwieg erschöpft. »Wo bin ich getroffen worden, sagen Sie?«
    »In Höhe der Nieren. Der tote Kamerad auf Ihrem Rücken hat zwar Schlimmeres verhindert, aber wir haben trotzdem Schwierigkeiten gehabt, ihre Niere zu retten.« Der Arzt beugte sich vor. »Mit nur einer Niere könnten Sie sich in Zukunft nicht mehr mit den Deutschen einlassen, Major.« »Danke, Doktor. Und wie sieht es aus? Mein Rücken fühlt sich nicht besonders gut an.«
    »Nun, Major, das kann ich mir gut vorstellen. Um die Wunde herum haben Sie Verbrennungen dritten Grades erlitten. Deshalb mussten Sie auch so lange auf dem Bauch liegen.« Sayers tätschelte ihm die Schulter. »Spüren Sie auch Ihren Kopf? Sie sind ziemlich hart auf dem Laster aufgeschlagen. Aber wenn die Wunde und die Verbrennung erst einmal verheilt sind, müsste alles wieder in Ordnung sein. In einem Monat ungefähr können wir Sie entlassen.« Der Arzt musterte Alexander forschend. »Ich würde mich gern noch einmal intensiver mit Ihnen unterhalten.« »Gut«, murmelte Alexander.
    Das Gesicht des Arztes erhellte sich und er sagte: »Aber Sie haben zumindest wieder einen Orden bekommen.« »Solange er nicht posthum ist ...«
    »Und wenn Sie wieder aufrecht stehen können, werden Sie auch erneut befördert, hat man mir gesagt. Ach ja, und einer der Nachschubleute fragt ständig nach Ihnen. Kann es sein, dass er Chernenko heißt?«
    »Bringen Sie die Krankenschwester zu mir«, bat Alexander und schloss die Augen.

    Es verging noch eine Nacht, bevor er Tatiana wiedersah. Alexander wachte auf und sie saß neben ihm, Schweigend blickten sie einander an. Dann sagte Tatiana: »Shura, sei mir nicht böse.«
    »Oh, Gott«, erwiderte Alexander nur. »Du bist einfach unermüdlich.«
    Tatiana nickte. »Unermüdlich verheiratet.« Sie beugte sich dicht über ihn und flüsterte: »Du hast mich gebraucht, also bin ich gekommen.«
    »Ich habe dich hier nicht gebraucht«, flüsterte Alexander zurück. »Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich will nur, dass du in Sicherheit bist.«
    »Und wer kümmert sich um deine Sicherheit?« Lächelnd ergriff sie seine Hand. Sie blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, dann zog sie seine Hand an ihre Lippen und drückte einen Kuss darauf. »Du wirst wieder gesund, großer Mann. Du musst nur durchhalten.« »Tania, wenn ich hier rauskomme, reiche ich die Scheidung ein.«
    Kopfschüttelnd erwiderte sie: »Tut mir Leid. Das geht nicht. Du wolltest ja unbedingt vor Gott getraut

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