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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bundesgenossen: die Sorglosigkeit und den Zufall. Auf diesem Videoband haben wir sie beide. Und noch etwas vorweg: Ich bestehe auf der Kiste Krimsekt, die Sie mir versprochen haben …«
    Die Leinwand leuchtete auf. Butajew wandte sich zur Seite und starrte Ussatjuk an: »Wollen Sie damit andeuten, daß Bubrow im Globe Theatre als Tänzer oder Sänger auftritt? Sulfi Iwanowitsch, mir juckt die Kopfhaut.«
    »Passen Sie genau auf! Dann werden Sie verstehen, daß ich mich auf den Sekt freue.«
    Ussatjuk drückte auf die Wiedergabetaste. Auf der Leinwand flimmerte es. Die Schrift blendete auf: Premiere im Globe Theatre. Dann sah man die Auffahrt der Prominenz, die Demonstration des Reichtums und des Glanzes.
    »Dagegen sind wir beschissene Kulaken!« sagte Butajew rauh. »Sehen Sie sich diesen Schmuck an! Da! Himmel, hat das Weib eine Brust! Warum müssen die Männer alle so dämlich grinsen? Ha, den kenne sogar ich! Fred Astaire! Der mit den Gummibeinen!«
    Ussatjuk hob die Hand. »Aufpassen, Victor Borissowitsch! Nur noch ein paar Sekunden. Es ist wirklich ein Glücksfall …«
    Das Fernsehbild zeigte wieder den hellerleuchteten Eingang des Globe Theatre. Zu beiden Seiten stauten sich die Neugierigen, klatschten und jubelten bei jedem bekannten Star. Das Bild war von größter Schärfe, in dem starken Scheinwerferlicht sah man alle Gesichter genau. Die Kamera fuhr näher, holte einige Gruppen heran.
    »Achtung!« rief Ussatjuk. »Jetzt!«
    Die Kamera erfaßte einen Menschenpulk, der sich in den Eingang drängte. Smoking an Smoking, Abendkleid an Abendkleid … Und jetzt eine Frau in blausilbernem Kleid, mit hochgesteckten Haaren. Sie drehte den Kopf, lächelte, vom grellen Licht geblendet, etwas unsicher in die Kamera.
    Ussatjuk drückte auf den Taster. Das Bild blieb stehen: Groß und klar das Gesicht. General Butajew seufzte tief und legte Ussatjuk die Hand auf den Arm.
    »Sie ist es«, sagte er geradezu erschüttert. »Ohne Zweifel, das ist sie! Unverkennbar! Das ist Irene Walther. Der Zufall des Jahrhunderts!« Butajew starrte auf das Bild. »Aber sie ist allein, wo ist Bubrow?«
    »Es scheint so, als sei sie allein. Aber denken wir weiter!«
    Ussatjuk ließ den Film wieder laufen. Irene Walther wurde von der Kamera noch ein paar Sekunden verfolgt, bis sie im Eingang des Theaters verschwand. Dann flimmerte es wieder, unzusammenhängende Bilder tauchten auf – in diesen Sekunden hatte Strelenko die anderen Sender gesucht. Dann wechselte die Szene, man sah in die Garderobe hinein, und wieder drückte Ussatjuk auf Stillstand.
    Irene Walther richtete sich vor dem Spiegel die Haare.
    »Sie ist wirklich eine schöne Frau!« sagte Butajew begeistert. »Als Mensch kann man Bubrow verstehen, daß er dabei hirnlos wird! Aber sie ist allein.«
    »Ich lasse jetzt den Film in Zeitlupe ablaufen.« Ussatjuk drückte auf den Taster. Von der Garderobe näherte sich mit schwebenden Schritten ein älterer Mann, der mit Irene sprach. Ihm folgte eine rundliche Frau – es sah köstlich aus, wie auch sie in der Zeitlupe anscheinend schwerelos heranschwebte.
    Ussatjuk drückte auf Halt.
    General Butajew schüttelte den Kopf. »Wo ist Bubrow?«
    »Das haben wir uns auch gefragt.« Ussatjuk lehnte sich zurück. »Aber wir haben auch gefragt: Läßt Boris Alexandrowitsch seine schöne Frau allein zu einer solchen Premiere gehen? Warum sollte er? Er fühlt sich doch sicher. Und warum fühlt er sich so sicher? Weil ihn keiner kennt! Weil ihn keiner mehr er kennt!« Ussatjuk holte tief Atem. »Als ich den Film sah, kam mir die Idee. Eine verrückte Idee, ich gebe es zu.«
    »Solche Ideen bin ich von Ihnen gewöhnt, Sulfi Iwanowitsch«, sagte Butajew trocken.
    »Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, die Bubrow blieben, um aus unserem Blickfeld zu entschwinden: Er sieht nicht mehr aus wie Bubrow! Er hat ein anderes Gesicht bekommen. Man hat ihn gründlich verändert. Zeit genug hatte er. Er sieht völlig anders aus! Und nur noch Irene Walther weiß, daß der Mann mit dem anderen Gesicht Bubrow ist.«
    »Sie meinen, Boris hat sich operieren lassen?« Butajew starrte auf die Leinwand. Ussatjuk ließ den Film zurücklaufen und brachte die Szene noch einmal von Anfang an. »Das wäre doch allzu verrückt!«
    »Sehen Sie sich die Männer an! Jeder kann es sein.« Ussatjuk hielt ein Bild fest: Irene drängte inmitten der Leute zum Eingang. »Da – der Weißhaarige! Oder der Mann mit der getönten Brille. Oder der da, mit dem runden Mondgesicht.

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