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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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mehr aus eigener Kraft stehen konnte.
    Wie ein Mann hielt die gesamte Kurie den Atem an. Einige Hierarchen hielten sich mit übertriebener Geste ein Taschentuch vor das Gesicht, während sie den Gefangenen weiterhin anstarrten.
    Waren die Suvaeon wirklich so weit von den Glaubenssätzen des Diamanthelms abgewichen? Kehrten sie wirklich zu Befragung und Peitsche zurück, was seit Jahrhunderten verboten war? Wut schnellte in Alderans Bauch hoch wie eine zustoßende Schlange. Nannten sie das etwa Gerechtigkeit?
    Ein stechender Schmerz durchfuhr Gairs Fuß, als er fiel. Summende Dunkelheit drängte von allen Seiten auf ihn ein, und die Ratshalle wurde zu einem Wirbel aus Scharlachrot und Sonnenweiß und sog ihn auf den schachbrettartig gemusterten Boden.
    Sein Magen zog sich zusammen, und er wollte sich übergeben. Doch er bezwang die Übelkeit und schloss die Augen, bis die Benommenheit vorüber war. Die Hierarchen starrten ihn an. Ihre Abscheu und ihre schreckliche Faszination verursachten ihm ein Prickeln auf dem Rücken. Ihr Schweigen war so laut wie ein Schreien.
    Abtrünniger! Ungläubiger!
    Er hatte keine Antwort für sie. Wie könnte er die Wahrheit verleugnen? Ein Schauder überlief seine Haut, so schuldig fühlte er sich.
    Steh auf, Novize. Was auch immer kommen mag, tritt deinem Schicksal aufrecht entgegen .
    Selenas, der Schwertmeister, streckte die feste braune Hand aus und zog den Jungen aus dem Schmutz des sonnendurchfluteten Übungshofes; es fühlte sich an, als wäre es ein ganzes Jahrhundert her. Er half Gair auf, damit dieser weiterkämpfen konnte.
    Gair schlug die Augen auf. Schwarze und weiße Fliesen unter ihm. Es roch nach Poliermittel, nach Weihrauch und – o gütige Mutter! – nach seinem eigenen ungewaschenen Körper. Am Rande seines Blickfeldes dunkles Holz und rote Roben. Sollte die Kurie ihn doch anstarren! Sie würden ihn nicht wie einen Welpen auf dem Boden jaulen hören.
    Langsam packte er das Mahagonigeländer und zog sich daran auf die Beine, während die schweren Ketten um seine Handgelenke klirrten.
    Alderan stieß die Luft aus; er hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Atem angehalten hatte. Sie hatten ihn nicht gebrochen. Der Junge schwankte, aber er stand aufrecht und erwiderte den Blick des Präzeptors. Ein Hochgefühl stieg in Alderans Innerem auf. Es gab noch Hoffnung.
    Der Präzeptor hob seinen stahlbeschlagenen Stab und klopfte dreimal auf das Podest. Überall in der Halle erstarrten die Hierarchen. Staubkörnchen blitzten im Sonnenlicht auf, das durch die hohen Fenster fiel. Die Sonne war nach Westen weitergezogen, und nun lag das Podest im Schatten, während der Zeugenstand im vollen Glanz badete.
    »Wer steht vor dem Rat?« Ansels Stimme war im Lauf der Jahre dünn geworden, aber es lag noch immer eine gewisse Schärfe in ihr.
    »Jemand, der angeklagt wurde«, antwortete der Strafverfolger und hielt den Haftbefehl in der Hand. Er sah den Gefangenen nicht an.
    »Wessen ist er angeklagt?«
    »Herr, ihm wird vorgeworfen, das Haus der Göttin beschmutzt und entweiht zu haben, indem er gegen ihre Gebote sündigte und die strengsten Grundsätze unseres Glaubens verletzte.«
    »Wodurch?«
    »Durch Hexerei.«
    Ein heftiges Atemholen ging durch die voll besetzten Bänke. Die Hierarchen griffen nach ihren Rosenkränzen.
    Alderan ballte wieder die Fäuste und zwang sich dazu, die Hände in den Schoß zu legen. Er war nicht hier, um die Ratshalle Stein für Stein auseinanderzunehmen. Nicht heute.
    »Warum steht er hier?«
    »Um das Urteil des Rates zu empfangen.«
    Schweigen – außer dem Kratzen der Feder, die der Schreiber über das Pergament führte, und schließlich verstummte auch das. Trotz der gewichtigen Blicke, die auf ihm ruhten, hielt der Junge den Kopf hoch und den Blick auf jene Stelle im Schatten gerichtet, wo sich Ansels Gesicht befinden musste. Er blinzelte nicht, obwohl in seinen Augen sicherlich Tränen standen. Das Sonnenlicht schnitt durch seinen wild wuchernden Bart und enthüllte das kantige Gesicht darunter. Es war das eines typischen Leahners, von den wie mit dem Lineal gezogenen Brauen und der langen, geraden Nase bis zu dem vorgereckten Kinn. Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, dass es ihm etwas ausmachte, vor dem Rat in nichts als seinem eigenen Schweiß zu stehen. Falls es ihm doch etwas ausmachte, dann war er verdammt gut darin, es nicht zu zeigen.
    Mit ihm wird es schwierig werden .
    In der Halle unten wurde die Stille immer bleierner. Der

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