Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
Vom Netzwerk:
zugeschwollen. Ich legte meinen Rucksack auf den Küchentisch und ging ins Bad, um mich im Spiegel zu begutachten. Mein Auge sah aus wie eine reife Pflaume. Niemals würde ich das vor meiner Mom verbergen können. Ich nahm einen Waschlappen und wischte mir das Blut von Nase und Kinn.
    Normalerweise kam sie so gegen 18:30 Uhr nach Hause, also machte ich zum Abendessen eine Dose Ravioli warm, schnappte mir das blaue Eispack, das sie für ihre Kopfschmerzen im Gefrierschrank aufbewahrte, drückte es gegen mein Auge und spielte mit der freien Hand ein Videospiel. Ich weiß, ich hätte eigentlich für den Biologietest lernen sollen, aber nach einem Tag wie diesem war das unmöglich.
    Kaum hörte ich den Schlüssel in der Tür, rannte ich in mein Zimmer, machte die Tür hinter mir zu, schaltete das Licht aus, zog mein Hemd aus und kroch ins Bett. Ich hatte überhaupt keinen Bock, meiner Mom von meinem Tag zu erzählen.
    Sie rief vom Flur aus nach mir. »Michael?« Zwanzig Sekunden später klopfte sie an meine Tür und kam herein. Ich stellte mich schlafend, doch sie fiel natürlich nicht darauf rein.
    »Hey, Kumpel, was machst du schon im Bett?«
    »Mir geht’s nicht so gut.« Ich zog die Decke über den Kopf.
    »Was ist los?«
    Sie knipste das Licht an, und ihr Blick fiel sofort auf mein zerrissenes, blutverschmiertes Hemd am Boden. »Michael, was ist passiert?« Sie kam zu meinem Bett. »Michael, sieh mich an.«
    »Ich will nicht.«
    »Michael.«
    Widerwillig zog ich die Decke herunter. Beim Anblick meines Gesichts blieb ihr der Mund offen stehen. »Oh nein ... was ist passiert?«
    Ich hatte einen Kloß im Hals. »Jack und seine Freunde wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen.«
    »Oh, Schatz«, seufzte sie und setzte sich auf die Bettkante. Nach einer Weile fragte sie: »Ist es  … passiert?«
    Ich wollte es ihr nicht erzählen. Ich wollte sie nicht noch mehr aufregen. »Es tut mir leid, Mom. Ich hab versucht, es zu unterdrücken. Aber sie haben mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Sie wollten mir die Hose ausziehen.«
    Behutsam strich sie mir das Haar aus dem Gesicht. »Dumme Jungs«, flüsterte sie. Ich konnte die Sorge in ihrem Gesicht sehen. »Nun, sie hatten es verdient, nicht wahr?« Sie seufzte. »Es tut mir so leid, Michael. Ich wünschte, ich wüsste, was wir tun könnten.«
    »Warum lassen sie mich nicht einfach in Ruhe?«
    Meine Wange zuckte, und sanft streichelte sie mit ihrem Daumen darüber. Dann beugte sie sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich wünschte, ich wüsste es, Schatz. Ich wünschte, ich wüsste es.«

6
    Der Morgen danach
    M ein Radiowecker klingelte wie jeden Morgen um 07:11 Uhr, und wie immer hörte ich die Frühstücks-Zoo-Show. Die Moderatoren, Frankie und Danger Boy, unterhielten sich über Menschen, die an Bananenphobie litten – einer ausgeprägten Angst vor Bananen.
    Ich fasste vorsichtig an mein Auge. Die Schwellung war ein wenig zurückgegangen, aber es tat noch immer weh. Genauso wie mein Herz. Ich fühlte mich, als hätte ich meine Mom verraten, und hatte Angst, dass wir umziehen mussten. Schon wieder. Der Gedanke, erneut von vorne beginnen zu müssen, erfüllte mich mit Grauen. Und wenn es mir schon so ging, wie musste sich dann erst meine Mom fühlen? Ich ging ins Bad und sah in den Spiegel. Du siehst echt beschissen aus , dachte ich. Ich duschte, zog mich an und ging in die Küche.
    Meine Mutter stand in ihrem orangefarbenen Arbeitskittel neben dem Kühlschrank. Sie war Kassiererin hier in der Stadt, in Smith’s Supermarkt. Gerade war sie dabei, Waffeln mit Erdbeermarmelade und Schlagsahne zu machen. Ich freute mich, nicht nur weil ich Waffeln liebte, sondern weil es bedeutete, dass sie nicht sauer auf mich war.
    »Was macht dein Auge?«, fragte sie.
    »Ist okay.«
    »Komm her und lass mal sehen.« Ich ging zu ihr, und sie beugte sich rüber, um es sich anzusehen. »Das ist ein ziemlich blaues Auge.« Sie zog eine Waffel vom Eisen. »Ich habe dir Waffeln gemacht.«
    »Danke.«
    Ich setzte mich an den Tisch, wo sie mir einen Teller hinstellte. »Möchtest du Orangensaft oder Milch?«
    »Kann ich Kakao haben?«
    »Klar.« Sie ging zurück zur Anrichte und schenkte mir ein Glas Milch ein, holte eine Dose Kakaopulver aus dem Schrank und rührte eine großzügige Portion davon in die Milch. Der Klang des Löffels, der beim Umrühren an das Glas klirrte, erfüllte den Raum. Sie brachte mir das Glas an den Tisch und setzte sich neben mich.
    »Diese Jungs, die auf

Weitere Kostenlose Bücher