Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
an. »Hast du es getan?«
»Ja.«
»Cool! Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen! Dann hätte ich zusehen können, wie du das gerechte Urteil über sie vollstreckst.«
Ich nahm noch einen Bissen von der Waffel. »Wenn du da gewesen wärst, hättest du jetzt auch ein blaues Auge. Vorausgesetzt, sie hätten dich nicht vorher auch noch enthost.«
Bei dem Gedanken daran runzelte er die Stirn. »Weiß deine Mutter, dass du es getan hast?«
»Ja.«
»Ist sie ausgeflippt?«
»Schon irgendwie. Aber sie sie ist cool damit umgegangen. Einerseits hat sie Angst, dass es jemand rauskriegen könnte, andererseits will sie aber auch nicht, dass ich verprügelt werde. Außerdem haben die angefangen. Ich habe es nur zu Ende gebracht.«
»Apropos zu Ende bringen, isst du die Waffeln noch auf?«
»Es gibt noch welche.«
»Cool. Meine Mutter hat Haferschleim zum Frühstück gemacht.«
»Was ist Haferschleim?«
»Es ist eine Strafe. Wirklich, Alter, es schmeckt wie Tapetenkleister. Ich wette, das kriegen die Insassen in sibirischen Gefangenenstraflagern.«
»Aber warum macht sie das?«
»Weil sie das Zeug in ihrer Kindheit immer gegessen hat. Aber die Waffeln deiner Mom … Oh, Baby. Das Einzige, was ihr Aussehen noch übertrifft, ist ihre Kochkunst.«
»Alter, hör endlich auf damit.«
Ostin schüttelte den Kopf. »Ich bin echt im falschen Haus geboren worden.« Er warf zwei Waffeln auf einen Teller und brachte sie zum Tisch, wo er sie in einem Meer aus Sirup ertränkte. »Hat sonst jemand gesehen, was du getan hast?«
»Taylor.«
»Taylor Ridley? Die Cheerleaderin?«
»Genau.«
»Was hat sie getan?«
»Sie hat nur gestarrt.«
»Wow. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.« Er biss ein riesiges Stück Waffel ab, und der Sirup tropfte über sein Kinn.« Hast du für den Biotest gelernt?«
»Ein bisschen. Beim Nachsitzen. Und du?«
»Brauche ich nicht. Alles schon hier drin.« Er zeigte auf seinen Kopf. Ostin hatte einen Einser-Notendurchschnitt, aber nur weil es keinen Nullerschnitt gab. Wenn sein Körper so perfekt wäre wie sein Hirn, wäre er Mr Universum. »Musst du heute wieder nachsitzen?«
»Ich muss die nächsten vier Wochen nachsitzen, es sei denn, du findest einen Weg, um mich da rauszuholen.«
»Vielleicht solltest du Dallstrom mal einen elektrischen Schlag verpassen.«
»Nur in meinen Träumen.«
In dem Moment ging die Haustür auf und meine Mom beugte sich in den Flur. »Michael, kannst du mir kurz helfen?«
»Klar. Was ist los?«
»Komm einfach kurz raus.«
»Brauchen Sie Hilfe, Mrs Vey?«, fragte Ostin.
»Du bleibst sitzen, Ostin. Ich muss mit Michael alleine sprechen.«
Ostin runzelte die Stirn. Ich stand auf, ging nach draußen und machte die Tür hinter mir zu. »Was ist los?«
»Ich habe gestern Abend vergessen, das Innenlicht im Auto abzuschalten, und jetzt ist die Batterie tot. Kannst du mich kurz überbrücken?«
»Klar.«
Ich folgte ihr hinaus über den Parkplatz zu unserem Auto, einem zehn Jahre alten Toyota Corolla. Nachdem sie überprüft hatte, ob uns niemand beobachtete, stieg sie ein und entriegelte die Motorhaube. Ich hob sie hoch, ließ sie einrasten und griff dann nach dem Plus- und Minuspol der Autobatterie. »Los«, sagte ich.
Der Anlasser klickte, bis ich den Impuls gab (so nenne ich das, was ich tue, pulsieren oder Impuls geben), und der Motor sprang an. Ich ließ die Batterie los. Mom gab noch eine Weile Gas, dann steckte sie den Kopf aus dem Fenster. »Danke, Schatz.«
Ich ließ die Motorhaube wieder einrasten. »Klar doch.«
»Hab einen schönen Tag.«
Sie fuhr vom Parkplatz, während ich zurück ins Haus ging. Ostin saß noch immer am Tisch und aß seine Waffeln.
»Was war los?«, fragte er mit vollem Mund.
»Die Autobatterie war tot.«
»Und du hast sie überbrückt?«
»Ja.«
»Das ist so cool.«
»Zumindest ist meine Elektrizität für irgendwas gut.«
»Sie ist auch gut als Jack-Abweiser«, scherzte Ostin.
Ich sah ihn an und runzelte die Stirn. »Hör auf zu essen. Wir kommen zu spät.«
Er schob sich schnell noch zwei Bissen in den Mund und stand auf. Ich warf meinen Rucksack über die Schulter, und Ostin und ich liefen die fünf Straßenblocks zur Schule.
Die Meridian Highschool war die vierte Schule, die ich besuchte, seit wir vor fünf Jahren nach Idaho gezogen waren. Am ersten Schultag hatte meine Mutter zu mir gesagt: »Komm mir nicht in irgendwelche Schwierigkeiten und verletze niemanden«, was für jeden, der mein Geheimnis nicht
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