Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
befreundeten Adeligen hier in der Nähe unter. 1919 kauft er ein Anwesen in Doorn, ein Jahr später zieht er mit seiner Frau und seinem Gefolge dort ein. Es ist ein Hofstaat in kleinster Form. Zwischen September 1919 und Februar 1920 treffen am Bahnhof Zeist, nicht weit von hier, 59 Waggons mit Wilhelms sogenanntem Hausrat ein – darunter Dutzende Porträts und andere Gemälde. Seine Frau stirbt ein Jahr später, er heiratet erneut – sehr zum Missfallen seiner Kinder. Es ist, so jedenfalls sagte es die Frau dort, alles so, wie es Wilhelm beiseinem Tode 1941 hinterlassen hat. Das ganze Haus ist voller Kunstgegenstände, wenn wir die alle kontrollieren wollten, würden wir Tage benötigen. Zumal wir ja auch nicht wissen, wie Boschs Bild aussieht.«
Jan fiel Poch ins Wort. »Gut, es soll sich ja um ein Teil eines Altarbildes handeln, damit unterscheidet es sich von den ganzen Aquarellen und Schlachtengemälden, die da so hingen …«
Poch sah ihn indigniert an. »Schon richtig, aber es könnte sich genauso auch auf der Rückseite eines dieser von dir so schnöde als Schlachtengemälde bezeichneten Werke befinden.«
Elijah kam Jan zu Hilfe. »Ezechiel sprach ja von einem Bett des Kaisers. Meiner Meinung nach sollten wir uns auf zwei Räume konzentrieren: das Schlafzimmer des Kaisers und das gemeinsame Schlafzimmer, das er mit seiner Frau teilte …«
»Schnarchte der Kaiser?«, warf Jan spöttisch ein.
»Das verringert die Sauerstoffzufuhr zum Hirn und würde so einiges bei Wilhelm erklären.«
Poch sah ihn kopfschüttelnd an.
Aber Jan setzte nach: »Ich wusste gar nicht, Ivan, dass du so monarchistisch bist.«
»Jan, dieses Anwesen beherbergte eine Person, die einen unglaublichen Einfluss auf unsere Geschichte hatte. Ich muss dir doch nicht sagen, was der Erste Weltkrieg verursachte, neben all den Millionen Toten. Ich wünschte mir ein wenig Respekt vor diesen historischen Gestalten. Wer sie lächerlich macht, verbaut sich die klare und nüchterne Sicht auf die …«
Elijah erhob seine Stimme: »… und wir fangen heute Nacht an.«
Alle sahen ihn verwundert an.
»Warum so schnell?«, fragte Regina. »Ich möchte mir dieses Anwesen wenigstens auch einmal ansehen, bevor wir da einsteigen.«
Faruk nickte bestätigend.
»Das braucht ihr nicht. Es ist alles hier drin.« Elijah tippte sich an den Kopf.
Berlin, Deutschland, 25. 12., 14.25 Uhr
Der Verteidigungsminister hatte mit ruhiger Hand die Amtsgeschäfte vorläufig übernommen. Er hatte die Regierung sofort zurück nach Berlin verlagern lassen, um so jedes noch so kleine Samenkorn von Normalität und Souveränität aufkeimen zu lassen. Die seit dem Morgen im ganzen Bundesgebiet angebotenen und sehr strikt durchgeführten Impfungen brachten einen weiteren Schub an zivilem Leben zurück in das Land. Nach dem Tod der Kanzlerin auf der Insel musste das Bundeskriminalamt trotz der schwierigen Bedingungen die Ermittlungen aufnehmen. Schon wenige Stunden später war allen Beteiligten aufgrund der hohen Logistikanforderungen wie auch angesichts der professionellen Ausführung selbst klar, dass es sich um den Anschlag eines anderen Staates handeln musste. Der französische Staatspräsident wurde in einem Telefonat darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich einer seiner engsten Berater in nächster Nähe befand, französischer Sprengstoff für die Minenfalle verwandt wurde und die deutsche Regierung sofortigen Aufklärungsbedarf sah. Über eine scheinbar sichere Konferenzleitung erklärte der Franzose, dass er jede Mitwirkung seiner Dienste kategorisch ausschloss, aber es Erkenntnisse gab, die auf eine Verwicklung eines deutschen Unternehmers namens Köhn deuteten. Der Verteidigungsminister wertete diesen Hinweis als Ablenkung. Auch ein Dossier, das während des Telefonats nach Berlin gesendet wurde, in dem ein unvollständiger Bericht des Pasteur-Instituts vor den Risiken des eingesetzten Mittels warnte, half nicht, das angespannte Verhältnis der beiden Regierungschefs zu verbessern. Das Gespräch wurde in frostiger Art beendet. Der Verteidigungsminister las das Dossier, an dessen Ende sich ein Vermerk über vier in Deutschland unter nicht geklärten Umständen ermittelnde Personen befand. Der französische Geheimdienst warnte eindringlich vor ihnen, empfahl eine sofortige Suche sowie eine Festnahme. Der Minister stutzte, als er die Nationalitäten der vier las. Wenig später ging an alle Dienststellen der nationalen sowie regionalen Kriminalämter, so sie denn
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