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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nur zu dumm gewesen, es zu bemerken.
    »Ich liebe Euch!«, setzte er hinzu, und ohne auf ihre Antwort zu warten zog er sie an sich und berührte ihre Lippen mit seinem Mund.
    Caterina ließ es im ersten Moment stocksteif über sich ergehen und wollte ihn abwehren. Dann aber übte die Nähe des jungen Mannes eine seltsame Wirkung auf sie aus. Biancas Worte kamen ihr in den Sinn, dass es Gefühle gab, die nur ein Mann im Herzen einer Frau entfachen konnte. War Rodolfo dieser Mann?, fragte sie sich. Wenn ja, dann hatten die beiden alten Männer zu Recht Schicksal gespielt. Rodolfo schien ihr seit ihrer ersten Begegnung gereift zu sein. Überdies sah er gut aus, war charmant und empfand wohl das richtige Maß an Respekt vor ihr. Er würde gewiss nicht versuchen, sie zur Sklavin seines Willens zu machen.
    »Dann will ich es mit Euch versuchen, Signore. Ihr solltet mich jedoch nicht erzürnen, denn man sagt mir nach, in gewissen Augenblicken nicht weniger temperamentvoll zu sein als meine Mutter. Diese hat sich nicht gescheut, meinen Vater mit seinem eigenen Schwert die Treppe hinunterzujagen, und das barfuß mitten im Winter.«
    Rodolfo lachte leise auf. »Ich werde mein Schwert vor Euch zu wahren wissen, meine Liebe.«
    »Das nützt Euch nicht viel, denn ich besitze mein eigenes!« Caterina fiel in sein Lachen ein und bot ihm dann die Lippen zum Kuss. Als seine Arme sich um sie schlossen, versteifte sie jedoch ein wenig. Rodolfo spürte es und streichelte sanft über ihren Rücken. »Habe keine Angst vor mir, mia amante. Ich werde nichts tun, was dich betrüben oder dir Schmerzen zufügen könnte.«
    Caterina warf mit einer heftigen Bewegung den Kopf zurück. »Du musst mich wohl für ein schwaches und ängstliches Weib halten, Rodolfo.« Unwillkürlich ging sie auf seinen Tonfall ein und verwendete statt der höflichen Rede das intime Du.
    Rodolfo lächelte erleichtert, der Weg zu ihrem Herzen schien doch nicht so dornig zu sein, wie er befürchtet hatte. »Du bist weder das eine noch das andere. Bei Gott, ich schwöre, ich habe dich bewundert, seit ich dich das erste Mal gesehen habe! Und nicht nur das: Ich habe dich von diesem Augenblick an geliebt. Nur war es mir selbst nicht bewusst.«
    Es klang so aufrichtig, dass Caterina es gerne glauben wollte. Sie lehnte sich gegen ihn und sah ihn lächelnd an. »Ich muss zugeben, dass mein Herz dir auch gleich gewogen war. Nur hielt ich dich damals noch für einen Feind.«
    »Der ich gewiss niemals war!« Rodolfo küsste sie jetzt mit all der Leidenschaft, die in ihm brannte. Caterina spürte, wie sein Feuer auf sie übersprang und Gefühle in ihr weckte, gegen die ihre Zuneigung zu Bianca nur ein sehr matter Abglanz war.

16.
    N achdem Caterina aus dem Raum gestürmt und Rodolfo ihr in einem gewissen Abstand gefolgt war, sahen die beiden alten Herren einander an. Während sich auf Arnoldo Caetanis Gesicht Ratlosigkeit breit machte, ballte der Marchese die Fäuste.
    »Bei der Heiligen Jungfrau, sie wird Rodolfo heiraten, und wenn ich sie vor den Altar und hinterher ins Brautbett schleifen muss!«
    »Das wäre ein schlechter Dank für den Mut und die Besonnenheit, die Caterina bewiesen hat, um meine Stadt zu retten. In den Gassen feiert man sie und lässt sie hochleben. Hört Ihr die Rufe, mein Freund?« Der Herzog trat an eines der Fenster und öffnete es. Selbst auf die Entfernung war das Singen der Leute unten in der Stadt deutlich zu hören.
    »Hört Ihr es?«, fragte Caetani erneut. »Sie wissen, dass sie ohne Caterina und ihre Compagnia Ferrea einem schrecklichen Schicksal entgegengegangen wären, und nennen sie die Löwin von Molterossa.«
    »Dann soll sie sich dieses Beinamens auch würdig erweisen, indem sie Rodolfo heiratet. Er trägt den Löwen im Wappen und hat auch wie einer gekämpft. Meine Enkelin sollte dies erkennen. Doch sie ist wie ihre Mutter, starrsinnig und immer bereit, einem zu widersprechen.« Für Augenblicke vergaß der Marchese, dass seine Tochter ein verwöhntes Ding gewesen war, während ein wechselvolles Schicksal seine Enkelin gehärtet hatte wie guten Stahl.
    Caetani, der Caterina besser kannte als sein Gast, wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Ihr dem Mädchen mit diesem Urteil gerecht werdet. Caterina hat Verstand und wird gewiss nicht so kopflos handeln wie damals ihre Mutter. Allerdings ist es eine eigenartige Verwicklung des Schicksals, denn wäre Margerita damals nicht mit Monte Elde durchgebrannt, hätte ihre Tochter jetzt

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