Die Löwin
gewaltig geschnitten! Ehe ich Euch heirate, nehme ich eher noch Botho Trefflich zum Mann.«
Rodolfo zuckte unter der Abneigung zusammen, die Caterina ihm ins Gesicht schleuderte, und musste gleichzeitig schmunzeln. »Von Botho solltet Ihr Euch fern halten, meine Liebe, sonst kratzt Bianca Euch die Augen aus.«
Sofort wurde er wieder ernst und blickte Caterina so verzweifelt an, als stände er vor einem Feldherrn mit weit überlegenen Truppen. »Ich habe keinerlei Einfluss auf Eure Lage genommen, Signorina, sondern bin von dem Beschluss unserer beiden Herren ebenfalls überrascht worden. Wäre es nicht der Wille meines Onkels, würde keine Macht der Welt mich dazu bringen, Euch als mein Weib zu begehren.« Noch während er es sagte, verfluchte er seine Bemerkung, denn diese Worte würden den Graben zwischen ihr und ihm nur noch vertiefen.
Caterina wurde durch diese unverblümten Worte so überfahren, dass sie nur mit Mühe ihre Stimme wiederfand, und als sie endlich Antwort gab, glich sie ihrer Mutter so stark, dass ihr Großvater sich fragte, welche Sünden er in seiner Jugend begangen hatte, um mit solch weiblicher Nachkommenschaft geschlagen worden zu sein.
Caterina krümmte ihre Hände zu Krallen, als wolle sie Rodolfo ins Gesicht fahren. »Wenn Ihr mich so verabscheut, wie Ihr behauptet, Conte, dann würde ich es Euch direkt wünschen, mit mir verheiratet zu sein!«
Olivaldi lachte wie befreit auf und hob seinen Pokal. »Dann ist ja alles in Ordnung. Die Trauung wird in Rom stattfinden und durch deinen Oheim Lorenzo und Rodolfos Onkel, den Kardinal d’Abbati, vollzogen werden. Trinken wir auf das neue Haus der da Polenta di Olivaldi und der Caetani di Molterossa!«
»Auf das junge Paar, das endlich den letzten Schatten von unserer Freundschaft nimmt.«
Der Herzog trank Olivaldi zu, setzte seinen Pokal auf der Lehne ab und erhob sich.
Caterina stand erstarrt mitten im Raum und versuchte zu begreifen, welches Spiel man hier mit ihr spielte. Ihre Gedanken flatterten wie Schmetterlinge davon und verhinderten, dass sie einen klaren Standpunkt beziehen und sich zur Wehr setzen konnte. Regungslos ließ sie es geschehen, dass Arnoldo Caetani sie umarmte, und sah dann zu, wie der Herzog Rodolfo mit einem zufriedenen Lächeln in die Arme schloss.
Hinter ihr erklang die hochmütige Stimme ihres Großvaters. »Ich erlaube dir, meine Hand zu küssen, mein Kind!«
Wie von einem fremden Willen beherrscht, beugte Caterina ihren Kopf über die welke Hand, die sich ihr hinstreckte, und sie musste an sich halten, denn im ersten Impuls hätte sie am liebsten ihre Zähne hineingeschlagen.
Ihr Großvater und Arnoldo Caetani hatten sie derart überrumpelt, dass es ihr nicht einmal gelungen war, symbolischen Widerstand zu leisten. Daher schwor sie sich, sich an Rodolfo schadlos zu halten und ihm das Leben so zur Hölle zu machen, dass er sie ihrer Wege gehen ließ. Als sie seinen verzweifelt komischen Gesichtsausdruck wahrnahm, hätte sie am liebsten laut aufgelacht. Anscheinend war ihre von den beiden alten Männern arrangierte Ehe eine größere Strafe für ihren künftigen Gemahl als für sie.
15.
C aterina hielt es nicht mehr in einem Raum mit diesen selbstzufriedenen alten Männern aus, die über sie bestimmt hatten wie über eine Stute oder Kuh. Irgendwie gelang es ihr noch, vor ihnen zu knicksen, ohne vor Wut zu platzen, dann rannte sie mit wehenden Röcken aus dem Zimmer. Sie war zu aufgewühlt, um in ihre Kammer zurückkehren zu können, daher stieg sie zu der zinnenbewehrten Mauer hinauf. Es war so dunkel, dass man die Hand kaum noch vor Augen sehen konnte, und das Licht der einzigen Laterne verwirrte ihre mit Tränen gefüllten Augen mehr, als es ihr half. Oben angekommen starrte sie in die noch junge Nacht hinaus. Die ersten Sterne blinkten vom Himmel wie Boten einer schönen, hoffnungsvolleren Zeit, doch vor Caterinas Augen schienen sie höhnisch zu tanzen.
Immer wieder fragte sie sich, wie ihr Leben einen solch abrupten Wandel hatte nehmen können. Für ein paar Augenblicke wurde der Wunsch, Pernica satteln zu lassen und einfach fortzureiten, in ihr schier übermächtig, doch gerade als sie nach unten gehen wollte, wurde ihr klar, dass sie nicht wusste, wohin sie fliehen sollte. Wenn sie nach Eldenberg zurückkehrte, würde Hartmut Trefflich ihr wie ein Alb im Nacken sitzen und nicht nur die Rückzahlung ihrer Schulden fordern, sondern ihr auch noch das Verschwinden seines Sohnes anlasten. Giustomina und
Weitere Kostenlose Bücher