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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Viratelli waren von Visconti-Leuten besetzt worden, und selbst wenn es ihr gelang, sich dort wieder durchzusetzen, würde ihr Großvater sie von dort zurückholen wie ein kleines Mädchen, das sich im Stall versteckt hatte.
    Eine Welle von Hass auf ihren Großvater überschwemmte sie. »Verflucht soll er sein!«
    »Ich hoffe, Ihr meint nicht mich, Signorina.« Eine Gestalt löste sich aus der Dunkelheit. Im trüben Schein der Laterne erkannte Caterina Rodolfo.
    Er hielt ihr ein Schultertuch hin. »Signorina Bianca gab es mir und bat mich, es Euch zu bringen. Ihr könntet Euch hier oben erkälten, meinte sie.«
    Tatsächlich fröstelte Caterina. Es lag jedoch nicht am Wind, der noch immer angenehm warm vom See hochwehte, sondern an der Kälte, die sich in ihrem Innern breit gemacht hatte. Sie ließ es jedoch zu, dass Rodolfo ihr das Tuch umlegte und sich neben sie stellte.
    »Ist es denn wirklich so schlimm, mit mir verheiratet zu werden?« Seine Stimme klang so ängstlich wie die eines kleinen Jungen, der sich im Wald verirrt hatte.
    Caterina drehte sich zu ihm um und versuchte trotz der Dunkelheit in seinem Gesicht zu lesen. »Es hat nichts mit Euch zu tun, Signore. Ich bin erbittert über die Art, in der über mich bestimmt wird, denn ich bin es gewohnt, für mich selbst zu entscheiden.«
    »Das kann ich Euch gut nachfühlen. Auch ich habe dem Elan, mit dem die beiden alten Herren uns ihren Willen aufzwingen, nichts entgegenzusetzen. Nach Sitte und Brauch muss ich sie über mich bestimmen lassen, wenn ich nicht mit meinem Onkel brechen und wieder in die Ferne ziehen will. Aber ich werde den Herzog kein zweites Mal im Stich lassen, auch wenn der Preis dafür eine Heirat mit Euch ist. So unsympathisch seid Ihr mir nicht.«
    Rodolfo begriff, dass dies nicht die Worte waren, die er eigentlich hatte sagen wollen, und seufzte. »Vielleicht sollte ich Euch ein wenig von mir erzählen, Signorina, damit Ihr mich besser verstehen könnt. Ich habe vor einigen Jahren Molterossa im Streit mit meinem Onkel verlassen und bin nach Rom gegangen, in der Hoffnung, der Bruder meiner Mutter könnte mir dort zu einer passenden Anstellung oder einem Amt verhelfen. Doch das Einzige, was er tat, war, Seine Heiligkeit Bonifacio um Unterschrift und Siegel unter ein Stück Papier zu bitten, das mir den Titel eines Conte d’Abbati verlieh. Ich vermute, die beiden Herren sind dabei nicht ganz nüchtern gewesen. Alles, was ich dann noch bekam, war der Rat, die Erbtochter eines reichen Kaufmanns zu heiraten, um so zu Geld zu kommen.«
    »Dieser Weg wäre wohl der einfachste für Euch gewesen.« Wider Erwarten empfand Caterina eine gewisse Verbundenheit mit dem jungen Mann, der sein Schicksal ebenfalls in die eigenen Hände genommen hatte.
    Rodolfo lachte bitter auf. »Da ich keinen Knopf Geld besaß, habe ich mir einige der vorgeschlagenen Erbtöchter angesehen. Es war eine Schar schnatternder Hühner, die bereit waren, sich notfalls am ganzen Leib blau und golden anzumalen, um mir zu gefallen.«
    Caterina stellte sich junge Frauen in der von Rodolfo beschriebenen Art vor und musste kichern. »Bei Gott, was für dumme Geschöpfe!«
    Rodolfo stieß die Luft aus, als müsse er die Erinnerung an jene Tage aus sich herausblasen. »Damals habe ich mir geschworen, dass die Frau, die ich einmal heiraten werde, ganz anders sein muss.«
    »Und wie?«, fragte Caterina unwillkürlich.
    »Nicht so affektiert und angemalt wie jene und auch nicht mit Schmuck überladen, sondern von sich aus so schön und begehrenswert, dass man gar nicht anders kann, als sie immer wieder anzuschauen.«
    »Was ich gewiss nicht bin!«, unterbrach Caterina ihn mit einem leisen Fauchen.
    Rodolfo berührte vorsichtig ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass der Schein der Laterne darauf fiel. »Ich finde, Ihr seid schön genug, um den Ansprüchen jeden Mannes zu genügen. Dazu seid Ihr mutig, gerecht und Euch stets Eurer Verantwortung bewusst. Ihr habt das Vermächtnis Eures Vaters nicht nur bewahrt, sondern den Namen Monte Elde mit frischem Lorbeer umkränzt. Ich kenne keine zweite Frau, die dies geschafft hätte! Und da ich der Ansicht bin, dass nur die beste Frau für mich gut genug ist, kann es für mich eigentlich nur eine geben: Euch, Caterina.« Rodolfo war selbst überrascht, wohin seine Beredsamkeit ihn getragen hatte, doch er bereute kein einziges Wort. Als er genauer nachdachte, erinnerte er sich daran, wie Caterina ihm bei ihrer ersten Begegnung imponiert hatte. Er war

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