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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
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Beth' Bewußtsein aufzulösen. Bis dahin war sie siebzehn Jahre ohne Wissen um ihr früheres Leben in der Zukunft durch diese ihr fremde und feindselige Welt geirrt .. . 3
    Beth nickte.
    Sie wirkte keinen Tag älter als damals in Uruk, wo Landru sie als Leiche im Korridor der Zeit hatte liegen sehen. Mit gebrochenem Genick.
    Mitte Zwanzig war sie gewesen, aber hätte man nun nicht eigentlich fast zwei Jahrzehnte hinzurechnen müssen? Und hätte man diesen Gewinn an Reife nicht als Fältchen in ihrem Gesicht ablesen sollen?
    Die Zeit blieb ein Mysterium. Nicht nur, was die Möglichkeiten ihrer Manipulation anging, sondern auch ganz speziell auf diese Frau hier, auf Beth MacKinsay bezogen.
    Auf eine Art und Weise, die Landru nur zum Teil in Worte fassen konnte, war sie ein völlig verändertes Wesen. Ihr Körper leuchtete in schwankender Intensität, aber fast immer wies ihre Haut eine Transparenz auf, daß man glaubte, durch sie hindurch auf das darunter verborgene Aderwerk blicken zu können.
    Sie hatte sich dieses Phänomen zunutze gemacht, um als »Frau ohne Haut« in Rößlins Wanderschau durch die Lande zu tingeln. Von Ort zu Ort, immer nach der Zeit anderer Menschen hungernd, die sie diesen in Maßen stehlen konnte - um die eigene Jugend zu erhalten?
    Landru kannte noch längst nicht die ganze Geschichte dieser Frau. Nur Bruchstücke hatte sie ihm bislang im Gespräch offenbart.
    Sicher war nur, daß sie hier - in Saquefort - über alle Stränge geschlagen hatte, um sich der Energie zu bemächtigen, die sie in die Lage versetzte, einen Vampir zu vernichten. Auf Vampire, das hatte sie angedeutet, war sie schon früher getroffen .
    Landru ließ den Blick kurz zur Kirche schweifen, in der er umgekommen wäre, hätte ihn sein Diener Eucharius nicht im letzten Moment gerettet und Beth mattgesetzt.
    Eucharius, eine weitere Attraktion der Wanderschau, stand gebeugt im Schatten einer Hütte und wartete auf neue Befehle seines Meisters. Sein Kopf schien an irritierend falscher Stelle auf der Schulter aufzusitzen, aber das lag nur daran, daß er früher einmal zwei Köpfe besessen und den Bruder an Gevatter Tod verloren hatte.
    »Wie? Wie willst du ein Kind gezeugt und geboren haben?«
    . .. mit diesem widernatürlichen Körper, hätte er am liebsten hinzugefügt. Aber er versuchte jede Provokation zu unterdrücken.
    »Du weißt nicht, wie man ein Kind zeugt?« Als könnte sie seinen stummen Nachsatz von seinen Augen ablesen, revanchierte sie sich, indem sie sich nicht scheute, Hohn über ihn auszuschütten. »Wie solltest du auch, da du keinen Kelch zur Hand hast ...?«
    Von der Regung, die ihre Worte in ihm verursachten, wurde Landru selbst überrascht. Dabei hielt er sich weniger mit ihrem Spott auf, als mit dem, was sie beim Namen genannt hatte: dem Lilienkelch.
    Während Beth auf eine Erwiderung zu warten schien, explodierte die Versuchung förmlich in Landru. Die Versuchung, dem Rad der Zeit hier und jetzt einen anderen Verlauf zu geben. Seine Drehung zu beeinflussen und damit das Sterben, den Niedergang der Vampire zum Ende des 20. Jahrhunderts zu verhindern !
    Sein Mund wurde trocken, als tausend Ideen, wie dies zu schaffen wäre, gleichzeitig in ihm Form annahmen ... und all diese noch verschwommenen Einfälle fußten auf dem Umstand, daß es ihn jetzt, in diesem Moment, noch ein zweites Mal gab. In Afrika. Wo er unterwegs war, von Sippe zu Sippe, von Ort zu Ort, um vampirisches Leben zu verbreiten. Mit dem Kelch. Mit dem dunklen Gral der Alten Rasse!
    1635 hatte er noch nicht geahnt, daß ihn ein Jahrhundert später der Ruf, in den Dunklen Dom zu kommen, ereilen würde, wo ihm das Recht versagt worden war, das Hüteramt länger zu bekleiden. Und wo Felidae den Lilienkelch in ihre Hände gebracht hatte!
    Der Anfang vom Ende! Der Beginn der großen Verschwörung, hinter der die Urmutter der Vampire gesteckt hatte.
    Seine leibliche Mutter ...!
    »Du erhoffst dir von mir Hilfe, in die Zeit zurückzukehren, aus der du verbannt wurdest«, drängte sich Beth' Stimme in seine Überlegungen. »Ich bin einverstanden, dir bei deiner Suche beizustehen -wenn du mich zuvor bei meiner unterstützt!«
    »Du willst dorthin zurück, von wo ich die Wanderschau wegführte? Der Geruch Satans, wie du es nennst, hat dich dorthin gelockt?«
    »Zurück nach Paris, ja«, bestätigte sie. »Auch wenn du nicht mein Verbündeter sein willst, werde ich dorthin gehen. Ich habe unnötig Zeit verloren. Aber ich fühle, daß er immer noch dort
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