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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
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umstanden, sie sah einen Kreuzgang, einen kleinen Garten, und über allem erhob sich ein Kirchturm mit zwiebelförmigem Glockenstuhl, den sie am Abend schon gesehen hatte - aus der Ferne. Erst jetzt vernahm sie aus dem Gotteshaus eintöniges gregorianisches Summen.
    Kein Zweifel, sie befand sich in jenem Kloster an der Regensburger Ostengasse. Und Lenas Wissen nutzend, wußte sie mit einemmal auch, daß es sich um ein Kloster des Kapuzinerordens handelte. Was jedoch noch lange nicht hieß, daß sie verstand, weshalb sie hierhergebracht worden war. Im Gegenteil - daß man ein junges Weib an diesen Ort geführt hatte, schien ihr höchst absonderlich in Anbetracht der Gepflogenheiten und Ansichten dieser Zeit.
    Auch diesen Gedanken verfolgte Lilith jedoch nicht weiter. Statt dessen lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Stimmen, denen sie gefolgt war. Es waren nicht jene gewesen, die dumpf summend aus der Kirche drangen. Die Unterhaltung, die nach wie vor der eine Sprecher dominierte, wurde in dem Gebäude zu Liliths linker Hand geführt. Vorsichtiger als bisher schlich sie weiter, tauchte in einen weiteren Flur hinein und verhielt schließlich vor einer doppelflügeligen Tür, die reich mit Insignien des Kapuzinerordens und Schnitzereien verziert war.
    Durch das Holz vernahm Lilith die Stimmen nun zwar lauter, aber sie verstand doch keinen Satz zur Gänze.
    ». vollzählig hier eingetroffen . unser Ziel scheint klar . morgen in aller Frühe brechen wir auf .«
    Lilith wagte es, die Hand auf die geschmiedete Klinke zu legen. Sie zögerte einen langen Moment, sie niederzudrücken, tat es dann aber doch, behutsam und unendlich langsam, bis sie die Tür um eine Fingerbreite aufziehen konnte. Augenblicklich waren die jenseits gesprochenen Worte klar verständlich. Und sie identifizierte nun auch zweifelsfrei die Stimme des Wortführers. Es war jener, der sie aus den Fängen der Vampire befreit hatte. Seine Stimme war ihr aus ihrer eigenen Zeit noch in ebensolcher Erinnerung wie sein Gesicht.
    »Brüder, rüstet Euch aus dem Arsenal! Der schwerste Gang und die ärgste Schlacht stehen der Illuminati bevor, wenn wir ...«, sagte er gerade und unterbrach sich - - weil er von drinnen die Tür aufriß, so heftig, daß Lilith regelrecht in den Raum dahinter geschleudert wurde. Ein hochlehniger Stuhl stoppte ihr Taumeln.
    Erschrocken keuchend hob sie den Blick.
    Eine lange Tafel beherrschte den Saal. Stühle standen darum, und ein Dutzend davon war besetzt. Die Männer darauf waren in der Art desjenigen gekleidet, der Lilith auf ihrem Lauschposten bemerkt und überrascht hatte.
    »Na, wen haben wir denn da?« fragte der Mann. Ein ganz und gar nicht unfreundliches Lächeln verlieh seinem bisher so harten Gesicht einen weichen Zug. Wieder fragte Lilith sich unwillkürlich, ob er es sein konnte, wo er doch hier und jetzt so völlig anders reagierte als bei ihrer ersten Begegnung. Aber ein weiterer Blick in sein Gesicht erstickte den keimenden Zweifel. Er war's, unleugbar und hundertprozentig.
    Dann erst kam es ihr zu Bewußtsein: Er konnte sie gar nicht wiedererkennen - weil sie anders aussah als bei ihrer ersten Begegnung. Lenas Züge waren ihm fremd.
    Aber wie war er hierher gelangt? Und - kannte er womöglich den Weg zurück in die Zukunft, die für Lilith und ihn Vergangenheit bedeutete?
    Die Frage brannte ihr auf der Zunge. Doch Lilith ließ sie nicht über ihre Lippen, einem warnenden Gefühl, einer inneren Stimme gehorchend. Vielleicht hätte sie Unheil damit heraufbeschworen. Denn wenn sie sich zu erkennen gab, mochte sein freundliches Gebaren in Feindseligkeit umschlagen.
    »Wo bin ich hier?« fragte Lilith statt dessen eilends, bevor ihr die falsche Frage doch noch entschlüpfte. »Ich . Dank wollt' ich Euch sagen, Herr, weil ihr mich gerettet habt. Wie kam's, daß Ihr zur rechten Zeit am rechten Ort wart?«
    Der andere lächelte auf ganz eigenartige Weise; immer noch freundlich, doch hinter diesem vordergründigen Ausdruck auch wissend und geheimnisvoll. Ganz so, als wüßte er um Liliths Maskerade - und doch wieder nicht .
    »Ich verstehe mich ein wenig auf den Umgang mit dieser Brut«, antwortete er dann, mit der Hand eine vage Geste vollführend, die ins Nichts wies und mit der er wohl die erschlagenen Vampire jenseits der Klostermauern meinte. »Eine alte Tradition unserer ... Familie, gewissermaßen.«
    Sein Lächeln veränderte sich erneut, war nun beinahe schelmisch zu nennend, und obendrein blinzelte er
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