Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Nase und drängte sich an ihm vorbei in die Dunkelheit und zog Angelica hinter sich her. In ihrer Eile verfehlte Angelica nur knapp eine Pfütze sehr trüber Flüssigkeit, bevor sie mit der Hilfe ihrer Schwester in die Kutsche stieg. Maia setzte sich auf den Platz neben ihr.
Corvindale sprach kurz mit dem Kutscher und setzte sich dann zu ihnen in die Kutsche und füllte mit seinen breiten Schultern und Armen, die er an der Rückenlehne ausstreckte, fast die gesamte Sitzbank ihnen gegenüber aus. Seine langen Beine lagen ausgestreckt zwischen Maias Röcken und der Seite der Kabine. Die Tür wurde geschlossen, und fast ohne zu ruckeln, setzte sich die Kutsche in Bewegung.
„Du bist nicht verletzt?“, fragte Maia, als Angelica versuchte, sich in der Ecke der Kutsche zu verstecken, zusammengekauert, unter dem Mantel, der nach Voss roch. Der vertraute Duft bereitete ihr Übelkeit. „Was ist geschehen? Wo bist du gewesen?“
Aber Angelica wollte nicht reden. Jetzt, da sie in Sicherheit war, war ihr einziger Wunsch, sich in einer Ecke zusammenzurollen und zu weinen.
„Angelica“, sagte Maia und zog an dem Mantel, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Angelica packte den Mantel fester, teils weil ihr sehr kalt war und teils weil sie spürte, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, wenn Maia oder der Earl die Bisswunden an ihrem Hals zu sehen bekamen. Es würde zu mehr Fragen, mehr Forderungen, mehr Vorwürfen führen, und dann auch noch Mitleid und Mitgefühl. Sie wollte sich jetzt mit keinem der beiden Dinge auseinandersetzen. „Miss Woodmore“, unterbrach der Earl Maia eisig, „es wäre vielleicht besser, wenn Sie Ihre Schwester jetzt nicht bedrängen. Es ist offensichtlich, mir zumindest, dass sie jetzt gerade mit niemandem zu sprechen wünscht.“
Angelica spürte Maias Empörung und beobachtete ihre Schwester interessiert. Es passierte nicht oft, dass Maia einen Rüffel kassierte, und noch seltener, dass sie darauf nicht eine schneidende, aber stets äußerst damenhafte Antwort gab. Aber zu ihrer großen Überraschung wandte sie dem Earl lediglich eine kalte Schulter zu und drang weiter mit Fragen auf Angelica ein.
Angelica kam die Fahrt nach Blackmont Hall ewig vor, aber sie schaffte es, ein paar kurze, vage gehaltene Antworten auf manche von Maias Fragen zu finden. Die Nacht war dunkel, denn Wolken wanderten vor dem Mond über den Himmel, und selbst die Straßenlaternen leuchteten nur schwach. Sie konnte es kaum erwarten, aus dieser Kutsche zu steigen und in ihrem Zimmer Zuflucht zu finden – oder zumindest dem Zimmer, das ihr für die Dauer des Besuchs bei Corvindale zugeteilt worden war.
Bei dem Gedanken musste sie wieder an ihren Bruder denken, und erneut war Angelica verwirrt und überrascht von dem, was Voss ihr über Chas erzählt hatte.
Aber sie sollte noch nicht in Ruhe gelassen werden, denn kaum waren sie in der Eingangshalle des großen und schlicht eingerichteten Wohnsitzes angelangt, drehte sich der Earl zu ihr. „Angelica“, sprach er, „auf ein Wort, bitte.“
Der Ausdruck auf seinem Gesicht gefiel ihr nicht. Es war nicht so sehr furchteinflößend denn fürchterlich: todernst und finster, als ob eine große Wut ihn fest umklammert hielt. Sie wusste, diese Wut richtete sich nicht gegen sie, aber dennoch, sein Gesichtsausdruck machte sie zögern, und ihr war durchaus ein bisschen beklommen. „Selbstverständlich, Mylord“, sagte sie und ging den Korridor hinunter, wohin er sie gewunken hatte zu gehen.
„Wenn Sie uns entschuldigen würden, Miss Woodmore“, sagte er hinter ihr.
„Aber –“, Maias Stimme, beherrscht, aber genauso wütend wie das Gesicht des Earls, wurde von seiner Stimme abgeschnitten.
„Ich werde mit Ihrer Schwester, meinem Mündel , unter vier Augen sprechen, Miss Woodmore. Vielleicht könnten Sie dieses eine Mal meinen Befehlen Folge leisten.“
„Ich bestehe darauf, dabei zu sein. Ich werde dabei sein“, erwiderte sie. „Sie mag jetzt für eine kurze Weile Ihr Mündel sein, aber sie ist meine Schwester. Und wenn Mr. Bradington und ich erst einmal vermählt –“
„Maia“, warf Angelica ein und war merkwürdig erleichtert, dass Maia bei dem Verhör, das ihr jetzt bevorstand, nicht dabei sein würde, „ich werde direkt nach dem Gespräch mit Lord Corvindale zu dir kommen.“
„Angelica“, sagte Maia, ihre Stimme ein trauriges Flüstern, „ich will dort
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