Die Lucifer-Connection (German Edition)
Haltestelle warteten drei Personen: eine Frau und zwei uniformierte Wächter mit Maschinenpistolen. Hundert Meter weiter stand ein weiterer Learjet neben den flachen Hangars.
Sie hatten Gill von den Fesseln befreit, aber seine Hände vorne mit Flex-Cuffs gebunden. Er trug noch die Kapuze. Die Agenten wollten nicht riskieren, von ihm gesehen und wiedererkannt zu werden. Für alle Fälle zogen auch sie ihre Tarnmasken mit den Sehschlitzen über die Schädel. Sie packten Gill an den Oberarmen, stiegen aus und führten ihn langsam auf das Empfangskomitee zu. Der Ältere trug Gills Bag. Die Frau kam ihnen entgegen, während die beiden Uniformierten ihre Heckler&Koch MP5SD3s mit integrierten Schalldämpfern auf Gill und die Agenten richteten. Hier ging man nicht das geringste Risiko ein. Das gefiel den CIA-Leuten nicht.
„Sein Empfangskomitee. Läuft ja ab wie ein Drogendeal.“
Die Frau trug einen makellos sauberen weißen Hosenanzug aus Seide. Sie war groß, schlank und hatte das Gesicht eines Hollywoodstars der Schwarzweißfilm-Ära. Die Züge wirkten eher beherrscht als streng. Sie war jemand, für den Selbstdisziplin Lebensmaxime war. Ihre anmutigen Bewegungen zeigten die Kraft einer durchtrainierten Athletin. Ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Aus den grünen Augen strahlten Durchsetzungsvermögen und Selbstbeherrschung. Nicht wie ein Sonnenstrahl, eher wie ein Laser. Aber das konnten die CIA-Männer durch ihre Designersonnenbrillen nicht erkennen.
„Ihr Paket. Wie gewünscht. Mich würde interessieren, wie Sie es geschafft haben, ihn vor einem Schicksal zu bewahren, das schlimmer ist als der Tod – und was Sie mit ihm vorhaben“, sagte der jüngere Agent.
Die Frau fixierte ihn kalt, wandte den Kopf dem älteren Agenten zu und sagte nach einem Moment: „Nehmen Sie ihm die Kapuze und die Fesseln ab.“
„Sie sind Miss Keogh? Wir dürfen ihn nur Ihnen persönlich übergeben“, sagte der Ältere.
„Ja. Nehmen Sie Mr. Gill Fesseln und Kapuze ab.“
Der Jüngere zog Gill die Kapuze vom Kopf. Gill atmete die maritime Luft tief ein und schmeckte die Sonne im trockenen Hals. Er dreht sein Gesicht zur Sonne. Die plötzliche Helligkeit schnitt ihm brutal in die Augen. Er schloss sie, begann nach ein paar Sekunden zu blinzeln. Die Frau trat zu ihm, nahm ihre Sonnenbrille ab und setzte sie Gill auf die Nase. Ihre grünen Augen betrachteten ihn.
„Wie fürsorglich“, spottete der Jüngere. Der Ältere ließ Gills Bag achtlos fallen.
„Wenn Sie mit mir reden, nehmen Sie gefälligst Ihre lächerlichen Masken ab oder verschwinden Sie mit Ihrer fliegenden Folterkammer. Sie haben Ihre Handlangerdienste erfüllt und sind nicht mehr vonnöten.“
Gill hielt dem Jüngeren die gefesselten Hände hin. Der starrte die Frau böse an, senkte dann den Blick, zog eine kleine Zange aus der Tasche und zerschnitt die Plastikfessel. „Glück gehabt, Kumpel. Statt in der Hölle bist du jetzt im Paradies. Aber ich hab’ so im Gefühl, dass das nicht lange währen wird.“
Gill unterdrückte das Bedürfnis, den CIA-Agenten zu schlagen. „Irgendwann werden Sie begreifen, was Sie tun. Sie werden sich elend fühlen und davon aufgefressen werden. Ich gönne es Ihnen.“
Verunsichert wandte der Nachwuchsspion sich ab und ging mit dem Älteren zurück zum Learjet. „Sprüche. Nichts als dumme Sprüche.“ Die Situation überforderte ihn. In der Regel wurden die Aero-Contractors-Flüge nicht umgelenkt, um einen Passagier im diesseitigen Paradies abzusetzen. Das strapazierte sein Weltbild. Und was sollte das Gelaber von dem Typen? Natürlich würde er irgendwann sterben – wie jeder. Na und? Er würde mit dem Gedanken sterben, seinem Land gedient zu haben. Und der gerechten Sache. Das war wohl mehr, als diese KGB-Missgeburt für sich in Anspruch nehmen könnte. Falls es einen Gott gäbe – was er zuweilen bezweifelte – war der jedenfalls auf seiner Seite. Auf seiten der Gerechten. Auf seiten Amerikas. Da gab es sogar Lieder drüber …
Miss Keogh berührte Gills Arm. Sie musterte ihn weiter interessiert und verbarg es nicht. „Kommen Sie. Ihr Gastgeber möchte Sie begrüßen. Anschließend können Sie sich frisch machen und etwas entspannen.“
„Also sind nicht Sie es, die mich aus dem Urlaub zurückgeholt hat?“
Sie lachte kurz. „Ich fürchte, Sie überschätzen meine Kompetenzen. Ähnlich wie Sie vermiete ich nur meine Arbeitskraft. Allerdings auf einem anderen Niveau. Ich habe nur meinen geringen
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