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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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vollgetankt über genügend Treibstoff für einen Nonstop-Flug um ein Viertel des Erdballs verfügte. Er lag auf dem Bauch auf einer von mehreren Pritschen, die für den Transport der Verschleppten eingerichtet waren.
    Man roch die Angst, die in jede Pore des Flugzeugs gesickert war. Die Angst von Menschen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen waren oder Herrschaftsinteressen im Wege gestanden hatten.
    „Wir bringen dich ins Grab nach Temaras. Weißt du, warum dieses Foltergefängnis Grab heißt? Weil die Zellen nicht größer als Särge sind. Aber das wirklich Schöne an diesen Zellen ist, dass du nicht alleine und einsam bist. Ein paar Ratten leisten dir Gesellschaft. Atmosphärisch wird es dir gefallen: in der Nähe des Zoos von Rabat und an der Hauptstrasse nach Casablanca“, sagte eine höhnische Stimme mit amerikanischem Akzent. Gill wusste nicht, ob sie ihn persönlich ansprach. Er glaubte nicht, dass man nur für ihn einen solchen Flug veranlasst hatte. Wahrscheinlich hatten sie mehrere Terrorverdächtige oder sonstige Zweifler am American Way of Life eingesammelt, um sie nun verschwinden zu lassen. Irgendwo im Nahen Osten, in Nordafrika, Rumänien oder sonstwo.
    „Eigentlich sagen wir ja gar nicht Folter dazu. Es sind die neuesten Motivationstechniken, um die freundliche Interaktion mit uns zu unterstützen.“
    Das waren Profis der zweiten und dritten Garnitur. Erstklassige Leute hätten den Schockmoment genutzt, um ihre Fragen zu stellen, wären verständnisvoll, aber knallhart; sie würden sich nicht – noch nicht – voller Hohn und Spott über ihr Opfer lustig machen. Marokko also. Das „Verhörzentrum Temara“ wurde vom marokkanischen Inlandsgeheimdienst Direction de la Surveillance du Territoire, DST, betrieben. Die dortigen Wärter vergewaltigten die Inhaftierten gerne mit Flaschen. Ein Disneyland für Sadisten.
    Wie unglaublich primitiv alles geworden war … In einer anderen Situation hätte Gill nostalgisch an den Kalten Krieg gedacht. Simple physische Folter war als nicht effektiv – jedenfalls meistens – verworfen worden. Mit Schlafentzug, Isolation und Psychospielchen brachte jeder jeden zum Auspacken. Wenn es denn was auszupacken gab. Aber darum ging es heute nicht mehr. Nur noch ein Tummelplatz für impotente Sadisten, eine Internationale der Folterknechte. CIA-Agenten standen scheinbar kühl und zivilisiert daneben, wenn ihre Verbündeten in der Vierten Welt – die in Rumänien anfängt und sich über die Emirate und Assads Syrien bis nach Afrika fortsetzt – Gefangene kastrierten. Wahrscheinlich ging ihnen dabei einer ab. Es ging nie um Informationen, sondern ums Quälen und Einschüchtern. Nur darum, Angst und Terror zu verbreiten, wie den Nazis (deren Folterknechte die Amerikaner direkt nach Ende des Weltkriegs eingekauft hatten).
    Dumm, wie sie waren, hatten sie die Zahnimplantation mit der Zyankalifüllung nicht entdeckt, die Gill seit seinem zwanzigsten Lebensjahr hatte. Dreimal in seinem Leben war er kurz davor gewesen, sie zu zerbeißen (was nicht einfach war und eine ganz bestimmte, ungewöhnliche Kieferbewegung erforderte). Er würde sich nicht der Folter aussetzen, sondern sich vorher auf der Fahrt vom Flughafen zum Folterzentrum umbringen. Das war’s dann eben. Hatte sowieso länger gedauert als erwartet. Jeder in dem Business weiß, dass er so enden wird. Und jeder denkt, der Tag kommt nie.
    „Was wollt ihr wissen?“
    „Das wirst du dann schon erfahren. Wir sind nur deine Flugbegleiter.“
    „Auch ihr werdet einmal sterben. Und wir wissen nicht, was danach kommt.“
    „Suchst du Trost in diesem ganzen religiösen Zeug? Ich jedenfalls nicht. Ich lehne für mich das Sterben aus persönlichen Gründen ab.“
    Eine zweite Stimme meldete sich. „Hast du in seine Akte gesehen? Der KGB hat ihn bereits als Dreijährigen in die Finger gekriegt. Er war in ihrem Eliteinternat in Sibirien. Der Kerl ist eine Killermaschine, ein verdammter Roboter. Später war er Doppelagent und hat auch für uns gearbeitet. Der wird nicht leicht zu knacken sein.“
    „Ich kann diesen ganzen KGB-Scheiß von euch alten Säcken nicht mehr hören. So gut können die nicht gewesen sein. Ihr seid wie die alten Römer. Die haben ihre Feinde wie diese Lusche Hannibal auch nur aufgeblasen, damit sie besser dastehen. Diese KGB-Genies hatten nur Glück, dass Männer wie ich damals noch nicht bei der Firma waren. Ein verdammtes Glück hatten die.“
    „Er hat sogar den Rentenstatus

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