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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Straße entlangziehen, auf ihren Rücken Bündel mit Feuerholz, für den Eigenbedarf und zum Verkauf. Zwischen 1980 und 1990 waren zwanzig Prozent der Urwälder Westafrikas verschwunden. Um Waffen zu kaufen, hatte Taylor das Abholzen des Regenwaldes um tausenddreihundert Prozent erhöht. Der westafrikanische Dschungel ist die Heimat der Hälfte aller bekannten Tiere Afrikas.
    „Ist Ihnen aufgefallen, dass es in Afrika kaum Kriege zwischen Staaten gibt? Fast alle Kriege sind Bürgerkriege.“
    „Wegen der Grenzen der Kolonialmächte?“
    „Auch. Aber das größte Übel sind die Warlords. Sie sind gleichzeitig Ursache und Produkt der afrikanischen Krankheit.“
    „Die sogenannten Präsidenten sind nichts anderes als Warlords – Garanten für billige Ausplünderung.“
    „Warlords sind meistens Ex-Minister oder -Militärs. Gestützt auf ihren Stamm oder Clan, reißen sie sich ein Gebiet unter den Nagel und plündern es aus. Der Warlord kämpft weniger gegen andere Warlords oder den Staat. Er ist damit beschäftigt, die Menschen in seinem Sektor auszubeuten. Seine Banden durchkämmen ihn pausenlos auf der Suche nach Beute. Neben Stammesangehörigen und Kindersoldaten bindet er junge Männer an sich.“
    „Das Problem der arbeitslosen jungen Männer. Das ist weltweit das größte Gewaltpotential.“
    „Auch da zeigt uns Afrika, was auf die ganze Welt zukommt: junge, vitale Männer ohne Perspektive, Arbeit und Geld. Sie lungern in den Städten herum und sehen, was es alles zu kaufen gibt. Wie herrlich die Reichen leben, während sie selbst nichts anderes zu tun haben, als ihrem knurrenden Magen zuzuhören. Sie haben nichts zu verlieren außer einem Bettlerleben. Ein Warlord kann sie leicht rekrutieren. Er gibt ihnen Waffen und damit Macht. Und er gibt ihnen ein Gemeinschaftsgefühl. Sie gehören zu seiner Familie.“
    „In Europa hatten wir das auch schon. Die Balkankriege waren, wenn Sie so wollen, tribalistische Auseinandersetzungen. Nachdem die Weltbank die jugoslawische Wirtschaft durch Privatisierung kaputtgemacht hatte, entstand in ganz Jugoslawien ein Heer arbeitsloser junger Männer ohne Perspektive. Das kanalisierte man durch ethnische Sündenböcke. Schuld an der Misere ist bekanntlich immer der andere Stamm, die andere Religion oder sonstwer. Statt die Wall Street in die Luft zu jagen, folterten und töteten sie ihre Nachbarn.“
    „Die afrikanischen Warlords haben ein Händchen dafür, sich Gebiete auszusuchen, in denen Rohstoffe vorkommen. Damit schwächen sie den Staat, der keinen Zugriff mehr auf Diamanten oder Erze hat. Natürlich machen die Multis sofort ihre Geschäfte mit ihnen, was den Staat zusätzlich schwächt.“
    „Weltmarktpreise drücken.“
    „Und wenn sie alles ausgeplündert haben, kommt ihr bester Trick. Aus Sorge um die leidende Bevölkerung berufen die Warlords Friedensverhandlungen ein. Sie ziehen den kompletten Popanz durch, unterwerfen sich Wahlen, die von der UNO beobachtet werden, und stellen die Kampfhandlungen ein. Als Dank dafür bekommen sie Kredite von der Weltbank oder der Staatengemeinschaft. Für jede alte Kalaschnikow, die sie abliefern, kriegen sie Geld, und der Warlord erhält einen Sitz in der neuen Regierung. Das ermöglicht es ihm, modernere Waffen für seinen Clan zu kaufen oder Privilegien anzuhäufen. Irgendwann kommt es zum Streit in der Regierung, und der Tanz beginnt von vorne.“
    „Keine Hoffnung?“
    „In Afrika gibt es nur Opfer oder Monster.“
    Kurz vor Kambeni überquerten sie verrostete Eisenbahnschienen. Einst hatten Züge Freetown mit dem Hinterland verbunden. Mitte der sechziger Jahre beschloss der Präsident, dass das Land keine Eisenbahn brauche. Dass es in Freetown ein Eisenbahnmuseum mit der größten und schwersten jemals gebauten Schmalspurlokomotive gibt, machte den Witz perfekt. Genauso wie die Frauen, die müde ihr Feuerholz entlang der Trasse schleppten.
    Sie fuhren an einem Roadblock vorbei, der mal der letzte Außenposten der UNO gewesen war. So viele Einschusslöcher, dass er nicht mehr als Deckung taugte. Drei gelangweilte Soldaten hielten sie an. Roelf gab ihnen eine Flasche Fusel, und einer der Wachtposten schrieb ihre Namen auf ein Stück abgerissenen Kellog’s-Karton, bevor er sie weiterwinkte.
    Die Stadt bestand aus staubigen Straßen, zweistöckigen Betonhäusern und Hütten. Kapokbäume warfen ihre Schatten über roten Staub. Die Hauptstraße war von kleinen Ständen gesäumt, an denen faulende Früchte, Sardinendosen

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