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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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gibt es kein könnte, würde, sollte. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit Ihrem Ruf so sentimental ist. Dieses Land ist so groß wie Bayern. Es hat keine Chance mit diesen tickenden Zeitbomben. Für die ist Töten selbstverständlich, die einzige Währung, die sie kennen.“
    Bevor Gill antworten konnte, strich ihm Chema vom Rücksitz über das graue Haar: „Du bist ein guter Mann. Du bist ein Mann Gottes.“
    Gill war kurz wie gelähmt. Plötzlich packte Chema hart zu und riss Gills Kopf nach hinten: „Gib mir Brown Brown. Ich will Brown Brown.“
    Roelf bremste und knallte Chema die Knöchel seiner Rückhand auf die Nase. Vor Schmerz aufschreiend, ließ der Junge Gill los. Roelf zog seine Pistole, packte Chema an den Haaren und riss ihn aus dem Pickup. Er zerrte den weinenden Jungen an den Rand des Urwalds. Gill hatte sich wieder gefasst und sprang aus dem Auto. „Nicht, Roelf. Nicht schießen.“
    Roelf stand mit entsicherter Waffe vor dem wimmernden Jungen, der noch immer nach Drogen flehte. „Ja. Ein Schuss verrät uns. Ich mache es mit dem Messer.“
    „Nein.“
    „Wollen Sie es machen? Können Sie das überhaupt? Ich habe mich in diesem Land daran gewöhnt, Kinder zu töten, damit sie mich nicht töten. Es gibt nichts, das wir ändern können.“
    „Wir lassen ihn laufen. Sollen andere über sein Schicksal entscheiden. Ich kann und will es nicht.“
    „Seine Familie und sein Dorf – oder das, was davon übrig ist – haben ihn verstoßen. Sie nehmen ihn nicht mehr an. Das habe ich schon tausendmal erlebt. Er geht zu seiner Gruppe zurück und berichtet ihnen von uns. Das muss er, wenn er nicht umgebracht werden will.“
    „Bis dahin sind wir längst in Bo“, log Gill. Am kurzen Flackern in Roelfs Augen erkannte er, dass der andere Mann verstanden hatte. Wenn der Junge von ihnen erzählte, würde er eine falsche Richtung und einen falschen Ort angeben, zu dem sie unterwegs waren. Vielleicht war dieser Gill doch nicht so dämlich. „Es ist Ihre Safari, Bwana“, sagte Roelf und beförderte den zitternden und weinenden Jungen mit einem kräftigen Tritt in die Blätter des Urwalds. Gill packte etwas Nahrung zusammen, legte ein Messer dazu und warf den Beutel zu Chema, der tiefer ins Grün kroch.
    „Weiter.“
    Sie sprangen in den Pickup und fuhren schweigend los. Nach ein paar Minuten steckte Gill eine Kassette mit Dylan in den Recorder.
    „Dem sein Gejaule mochte ich noch nie“, sagte Roelf.
    45
    Innen war das Haus von einer Atmosphäre des Todes erfüllt. Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke und warf ihr hartes Licht auf die ganze Trostlosigkeit des schmutzigen Kellers. Es roch nach Verwesung und Gleichgültigkeit. Die Luft war fett und schmutzig. Alexa dämmerte im Schwebezustand in ihren Exkrementen dahin. Sie erinnerte sich an eine Weisheit des Mende-Stammes, die sie mal in irgendeinem Reisebericht gelesen hatte: „Solange du lebst, gibt es Hoffnung auf bessere Zeiten und darauf, dass etwas Gutes passiert. Wenn das Schicksal gar nichts Gutes mehr für dich bereithält, dann stirbst du.“ Ihr Überlebenswille war genauso grausam wie die Folterer. Sie hatte furchtbare Angst. Angst ist nichts anderes als erschöpfter Wille, sprach sie sich selbst Mut zu. In ihr war eine Leere, die sie nie wieder ausfüllen konnte.
    Sie kroch auf die Lache aus abgestandenen Wasser und Blut zu. Im Spiegel der Pfütze sah Alexa eine Frau, die sie nicht kannte, die es nicht geben durfte. Schwermut und finstere Niedergeschlagenheit umfingen sie.
    Dann hörte sie entsetzt, wie die Tür geöffnet wurde. Sie kamen wieder die Treppe heruntergepoltert. Die Waffen in der einen Hand, den Schwanz in der anderen. Das waren Wesen, die einer anderen Spezies angehörten. „Wir haben besondere Pläne mit dir. Erst machen wir dir ein Kind. Und dann … werden wir dich lebendig schlachten und auffressen.“
    Selbst in diesem bestialischen Gestank roch sie die Fäulnis und das Fett ihrer verdreckten Leiber, als sie sich auf sie stürzten.
    Es musste doch irgendwann vorbeigehen.
    Es nahm kein Ende.
    46
    Vor ihnen lag der sich zum Horizont windende grüne, hügelige Teppich. Der Urwald war ein lebendes Gefängnis unter bleiernen, niedrig hängenden Regenwolken. Risse und Löcher im Asphalt. Schlaglöcher, die kein Geländewagen verkraftete. Man musste um sie herum fahren. Gelegentlich kamen sie durch geschundene Dörfer, Friedhöfe für Hütten und Häuser, die unter Mörserbeschuss gestanden hatten. Sie sahen Leute die

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