Die Lucifer-Connection (German Edition)
Kriminaldirektorin Bloch gibt, schalten wir uns natürlich sofort ein, um ihr zu helfen.“
„Natürlich.“ Domogalla überlegte eine Sekunde, ob er ihnen von Gill erzählen sollte, verwarf den Gedanken aber augenblicklich. Er hatte Cobra alles mitgeteilt, was er wusste. Und er würde Gills Freunden auch weiterhin jede Hilfe zukommen lassen. Falls er noch an Informationen herankäme. „Ihr habt keine Ahnung, was das für die Truppe heißt. Wenn der Staat zulässt, dass ein Polizistenmörder davonkommt, wackelt die blaue Linie. Sowas spricht sich rum und untergräbt die Moral.“
„Hörst du das, Bernd? Die blaue Linie! Die Polizei wacht an der blauen Linie, die Zivilisation vom Chaos trennt. Unsere Wächter in Blau sehen zu, dass diese Linie nicht überschritten wird. Wie romantisch. Ich muss mal wieder einen Wambaugh lesen. Ist schon schlimm, was diese amerikanischen Fernsehserien anrichten.“
„Guido von Prelatis war der Mörder, und ihr habt euch außergerichtlich mit ihm geeinigt. Also ist der Fall erledigt. Auch das wird keine Konsequenzen haben.“
„Aber für die Bloch tut ihr nichts.“
Henkel stöhnte gequält. „Sie ist nicht in unserem Zugriffsbereich. Wahrscheinlich ist sie in niemandes Zugriffsbereich. Wir können nichts machen. Vielleicht ist sie längst im Polizistenhimmel, die Gute. Wir bedauern das auch. Das kannst du uns glauben. Aber es gibt höhere Interessen, und denen sind wir genauso untergeordnet wie du. Kapier das doch mal. Hier geht es um internationale Politik und Wirtschaftstycoons. Dieses weltweite Netzwerk beschränkt sich nicht auf ein paar zahnlose Hinterwäldler, die in Blockhütten Orgien abziehen. Das ist ein hochsensibles Thema, das genausowenig existiert wie Snuff-Movies oder Nihouls und Dutrouxs Kundenliste. Was willst du noch? Kissinger wegen Völkermordes vor einen internationalen Gerichtshof stellen? Clinton anklagen? Der CIA die Drogengeschäfte untersagen? Russland, Albanien und Kolumbien schließen?“
Körner zog einen Umschlag aus der Jacke und warf ihn vor Domogalla auf den Tisch. „Wir mögen dich doch. Jeder von uns hat das mal mitgemacht. Hier hast du ein bisschen Klimpergeld. Mach ein paar Monate bezahlten Urlaub und nimm den ,Principe‘ als Strandlektüre mit. Wir sorgen dafür, dass alles wieder schön ist, wenn du zurückkommst.“
„Ihr gebt mir Geld?“
„Das holen wir beim Hütchenspiel wieder rein.“
Domogalla hatte das Gefühl, in einer Sackgasse abgestellt zu sein. Dieses Gespräch würde Narben in seinem Gehirn hinterlassen. Alexas einzige Chance war Gill und seine Gang. Der Staat würde keinen Finger rühren. Sollte sie es bis zur Botschaft in Sierra Leone schaffen, würde man sie bestenfalls in den Dschungel zurückjagen. Sie war fünftausendeinhundertachtunddreißig Kilometer weit weg, im Niemandsland. Aber Gill kannte sich mit so was aus. Gill hatte immer nur müde gegrinst, wenn er ihm was von zivilisierten Staaten vorgequatscht hatte. Domogalla kam sich jetzt wirklich blöde vor. Das kam also dabei raus, wenn man sich in Bezirken herumtrieb, von denen sich selbst Gott fernhielt. Aber das würde sich ändern. Er würde die Asservatenkammer plündern und so mit Backpulver vollstopfen, dass die Bullen zur Not eine Bäckereikette betreiben konnten. Your ballroom days are over, baby!
48
Roelf hielt vor einer Bar. An der Wand konnte man noch das hingepinselte „War is my Food“ lesen. Sie stiegen aus. Die Hitze legte sich über sie. In Freetown hatte es immerhin noch eine leichte Brise gegeben. Gill hatte sofort einen weiteren Schweißausbruch. Als stünde er in dicker Winterkleidung an einem schwülen Sommertag in der U-Bahn, eingekeilt von einer Horde stinkender und transpirierender Menschen. Sie betraten das Betongebäude und rochen den Duft von heißem Palmöl. An einem der hinteren Tische auf der Veranda saß ein offenbar wohlhabender Schwarzer vor einer Cola. Er sah zu ihnen hin und leckte sich die Handfläche. Das Zeichen, dass er Diamanten zu verkaufen hatte. Roelf schüttelte kurz den Kopf. Aus einem Radio dröhnte vertontes Gammelfleisch. Gill ging sofort zur Toilette hinter dem Haus. Auf der Latrine lag ein Holzdeckel, der das Loch dicht abschloss, damit die Fliegen den Kot nicht in der ganzen Stadt verteilten.
Als er zurückkam, trat der griechische Wirt aus einem Nebenraum und grinste ihn an. Hinter ihm räumte eine ängstliche blickende Einheimische Getränkekisten weg. Man hatte ihr Nase, Lippen und Ohren
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