Die Lucifer Direktive
Restaurant schießend verlassen.«
»Diese Möglichkeit ist mir auch schon in den Sinn gekommen.«
»Das ist keine Möglichkeit, das ist das, was passieren wird«, beharrte sie.
»Nicht, wenn young Lennagin sich so verhält, wie ich ihm gesagt habe.«
»Ich möchte sein Leben nicht deswegen aufs Spiel setzen. Lassen Sie mich mit ihm gehen. Ein Pärchen am Tisch wird weitaus unauffälliger sein als eine einzelne Person.«
»Ich habe schon daran gedacht, aber den Gedanken fallen gelassen …«
»Weil mein Gesicht zu bekannt ist, wie Ihres?«
»Weil ich Ihnen immer noch nicht trauen kann, Miß Lafontaine.«
»Aber ich traue ihr«, sagte Dan.
»Überlassen Sie das mir, young Lennagin.«
»Wir sprechen über mein Leben, Oberst. Ich habe das alles nicht überstanden, um mich heute nacht von Black wie eine Tontaube abknallen zu lassen.«
»Er soll nur einen flüchtigen Blick auf Sie werfen können, ehe er geht, mehr nicht, ehe Sie gehen. Er wird keine Zeit haben, seine Waffe zu ziehen, geschweige denn, sie abzufeuern. Wenn Sie erst draußen sind, kommen Sie schnurstracks zu uns herüber. Meine Männer und ich werden gut verteilt sein, so daß Black uns unmöglich alle erwischen kann, ehe wir ihn kriegen.«
Dan erinnerte sich an die Worte des Russen. »Klingt nicht so, als ob Sie mich überhaupt brauchen.«
Koralski lächelte in der Art, wie ein Lehrer einen unwissenden Schüler ansehen mag. »Ah, young Lennagin, Sie sind in diesen Dingen nicht recht bewandert. Sie verstehen Menschen wie Black und mich nicht. Wie wir so lange am Leben bleiben konnten, obwohl sich so viele Leute bemühen, uns umzubringen. Unsere Wachsamkeit läßt nie nach. Unsere Instinkte dirigieren Augen und Ohren. Würde ich heute abend selber versuchen, Black zu fassen, dann würde er meine Anwesenheit spüren, sobald er durch die Tür kommt. Das Beste, was ich mir unter den gegebenen Umständen erhoffen könnte, wäre ein Unentschieden, ein Doppel-Kill vielleicht. Ich bin besser als Black, aber er ist verzweifelter. Keiner von uns kann auch nur das geringste dem Zufall überlassen. Sie sind mein As im Ärmel. Wenn er Ihnen vom Restaurant aus folgt, wird seine Wachsamkeit gerade so lange nachlassen, daß mein Team und ich ihm den Rest geben können. Ich kann mir nicht leisten, daß er mich ebenfalls tötet. Das ist meine Operation, die offiziell für den KGB nicht existiert. Daher kann niemand an meine Stelle treten. Erfolg oder Mißerfolg liegen einzig bei mir – und von jetzt an, young Lennagin, bei Ihnen.«
»Ich verstehe«, murmelte Lennagin abwesend.
Gabriele erhob sich und blitzte den Russen an, während sie hervorstieß: »Er will dich opfern, Dan. Er wird Black genauso töten wie Black dich töten wird. Kugel um Kugel. Ein Leben für ein Leben. In seiner Vorstellung ist das ein fairer Handel.«
Koralski wurde bleich. Die Spitzen seines Schnurrbarts zuckten in Richtung Kinn.
»Sie hat recht, nicht wahr?« fragte Dan ihn.
»Nur im äußersten Fall. Wenn Sie genau tun, was ich Ihnen gesagt habe, wird es nicht so weit kommen.«
»Wollen Sie ihm erklären, wie man Kugeln ausweicht, Oberst?« forderte Gabriele ihn heraus.
»Wenn die Kugeln diese Nacht nicht fliegen, dann ein andermal. Ich bin young Lennagins – und Ihre – einzige Hoffnung, dem allen zu entrinnen.« Er wandte sich an Dan. »Es ist riskant, mir heute abend zu helfen. Das will ich nicht abstreiten.«
»Und falls ich mich weigere?«
»Werde ich Sie zwingen, glauben Sie?« Koralski schüttelte langsam den Kopf, während sich die Muskeln in seinem starken Nacken spannten. »Nein, die Wahl liegt bei Ihnen. Falls nötig, gehe ich alleine. Ihnen beiden steht es frei, das Hotel zu verlassen und Ihre eigenen Wege zu gehen. Aber vergessen Sie nicht, young Lennagin, wenn ich diese Nacht scheitere, dann werden Ihre Leichen neben der meinen bestattet. Ich bin Ihre einzige Chance, aber ich brauche Sie genauso.«
»Ist meine Anwesenheit heute nacht so wichtig?«
»Wir haben mit Unwägbarkeiten zu tun, mein junger Freund, und bei Männern von Blacks und meinem Kaliber sind Unwägbarkeiten oft entscheidend.« Koralski blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muß jetzt gehen … mit oder ohne Sie.«
Dans Blick hielt Gabrieles lange fest. »Mit«, sagte er dann.
Oberst Koralski lächelte eher traurig.
Um halb zehn standen sie gegenüber dem Abdel-Aziz auf der anderen Straßenseite im Schatten der ägyptischen Nacht. Die Innenstadt von Kairo war voller Gegensätze: würdige
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