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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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versprach, bald mit dem nächsten Gang zurückzukommen. Dan griff nach den Hors d'œvres, ohne zu ahnen, was er da aß, aber dennoch hungrig, und nippte am Wein. Dabei ließ er die Treppe nie aus den Augen.
    Zehn Minuten vergingen, wobei ihm eine länger vorkam als die vorgehende. Mit einemmal traf ihn die fürchterliche Realität, daß Renaldo Black jede Minute auf den Stufen erscheinen könnte, wie ein Schlag. Der Wunsch zu fliehen, stieg in ihm auf, aber er unterdrückte ihn sogleich. Koralski hatte recht, die Gefahr war unausweichlich aber notwendig. Er ging Risiken ein, aber es stand auch eine Menge auf dem Spiel.
    Dans Blick wanderte zu der Standuhr am anderen Ende des Raumes. Zwölf Minuten waren vergangen, seit er Platz genommen hatte. Black war also schon zwanzig Minuten hier. Ob er zu Abend aß? Koralski hatte ihn vor einer möglichen Verzögerung gewarnt, aber er war nicht darauf gefaßt, lange zu warten. Ringsumher füllte sich das Abdel-Aziz. Elegant gekleidete Paare mit glitzerndem Schmuck genossen häppchenweise das Essen und die Konversation. Eine Weinflasche wurde entkorkt; es klang wie ein Schuß. Dans Herz raste, beruhigte sich dann wieder. Am Nebentisch reklamierte ein bärtiger Mann das Essen beim Kellner, der eine höfliche Entschuldigung murmelte und sich rasch in die Küche zurückzog.
    Dans Kellner erschien mit dem zweiten Gang, eine delikate Meeresfrüchtesuppe, zu der rötliche Cracker serviert wurden. Inzwischen war nahezu eine halbe Stunde vergangen. Wo steckte Black? Ob Koralski sich hinsichtlich des Hinterausgangs geirrt hatte? Irgend etwas stank faul. Er wäre am liebsten zur Tür hinausgestürzt und mußte jede Unze an Selbstdisziplin aufbringen, die er besaß, um auf seinem Platz hocken zu bleiben.
    Auf der mit Teppich belegten Treppe hörte man Schritte. Die Gäste einer geschlossenen Gesellschaft kamen herunter, alles Eleganz und Lächeln. Eine perfekte Deckung für Black. Dans Blick glitt prüfend über die Gruppe, ließ einen nach dem anderen ausscheiden. Ob Black sich oben verkleidet hatte? Nein. Dazu bestand kein Anlaß. Er konnte das Restaurant ohne Angst verlassen, denn normalerweise beendete Habash sein Dinner nie vor elf. Bisher war alles noch im Rahmen des Üblichen.
    Die Schar der Partygäste verließ nacheinander das Abdel-Aziz. Black befand sich nicht darunter. Dan überprüfte die Reihe der Gäste ein letztes Mal, wobei er die hochgewachsenen Männer mit einem zweiten und dritten Blick bedachte. Froh, daß keiner von ihnen Renaldo Black war, wandte er sich wieder der Treppe zu.
    Mitten auf den Stufen stand Renaldo Black, Blick und Gestalt wie erstarrt. Dan begannen die Knie zu zittern, wurden weich wie Pudding. Seine Gedärme verwandelten sich in Eiswasser. Black nahm zwei Stufen nach unten, dann eine dritte.
    Dan zwang sich aufzustehen und ging rücklings zur Tür. Black griff nach seiner Waffe. Dan floh auf die Straße.
    Er rannte schon, noch ehe seine Füße das Pflaster berührten. Er stürzte sich direkt in den fließenden Verkehr und ließ wütend quäkende Hupen und qualmende Reifen zurück. Er hastete weiter, fürchtete sich zurückzublicken, denn er wußte, daß Black ihm nachjagte. Er erwartete den Schuß, hoffte so sehr, er würde ihn hören, denn das bedeutete, er war noch am Leben.
    Halte dich an den Plan! Halte dich an den Plan!
    Die Stimme kam von irgendwo tief aus seinem Innern. Er hörte sie gerade noch rechtzeitig, um zu Koralskis Gasse abzudrehen. Inzwischen würde der Oberst Black sicherlich hinter ihm entdeckt haben. Seine drei russischen Bären würden sich anschicken, ihn ins Kreuzfeuer zu nehmen. Dan sollte den Terroristen so dirigieren, daß man gezielt schießen konnte. Ein Kugelhagel, und alles wäre vorbei. Die Gasse tauchte vor ihm auf.
    Tötet ihn! hörte Dan sich selber denken. Tötet ihn!
    Aber es pfiffen keine Kugeln. Dan blickte voraus. Fast war er an der Gasse angelangt, und immer noch keine Kugeln. Dann erreichte er den schwarzen Schlund.
    »Oberst Koral …«
    Die Gasse lag verlassen da. Koralski war nirgends zu sehen. Rasch wirbelte Dan herum, seine Augen suchten fieberhaft. Black war verschwunden. Oder suchte er nur den richtigen Augenblick, um zuzuschlagen? Von Koralskis KGB-Abschußkommando keine Spur. Wo steckten sie? Was war passiert?
    Dan überlegte rasch, sein Instinkt meldete sich. Er bog aus der Gasse auf die Straße und begann wieder zu rennen, wobei er den Passanten auswich, sich nicht umsah und versuchte, so dicht an

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