Die Lucifer Direktive
Jahren als Freiheitskämpfer in der Hagana benutzt und die er dann in einen Kibbuz verwandelt hatte, wo er die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden und seinen Erinnerungen nachhängen konnte. Kehrte zurück, um einen dritten Vorstoß gegen den Terroristen zu unternehmen, den er lieber als sonst irgend jemand auf der Welt töten wollte. Kehrte zurück an den Ort, wo Renaldo Black zuallerletzt damit rechnen würde, daß er dort nach einer vermißten F-16 mit einer Wasserstoffbombe suchen würde.
Der Löwe der Nacht kehrte heim.
39
»Was machen wir nun?« fragte Dan Quinn, als sie einen abgesonderten, nur Befugten zugänglichen Abschnitt des Ben Gurion Airports in Tel Aviv betraten.
»Wir warten wie befohlen.«
»Und wie lauten Ihre Befehle hinsichtlich meiner Person?«
Dans linker Arm ruhte in einer Schlinge, seine Schulter wurde mit Pflaster und Bandagen zusammengehalten. Nur unter größten Anstrengungen konnte er den Arm bewegen. Die Schlinge hielt ihn in Ruhestellung. Sein Bein war auch nicht viel besser dran. Der Arzt hatte ihm Krücken angedient, als sie das Hospital verließen. Dan hatte sie unten in der Eingangshalle zurückgelassen.
»Daß ich an dir kleben soll wie eine Klette«, erklärte Quinn, »und dafür sorgen soll, daß du heil zum Rapport nach Washington kommst. Bei allem, was du herausgefunden hast, kann das wohl ein Jahr dauern.«
»Und dann?«
Quinn blickte zur Seite. »Das ist nicht meine Angelegenheit.«
»Mich auf dem Mittelmeer zu retten, auch nicht.«
Quinn sah Dan wieder an. »Hör mal, ich bin seit rund fünfzehn Jahren beim Bureau und habe jeden Tag mit dem Vorsatz begonnen, meine Nase nur in den Papierkram zu stecken und nicht zu versuchen, sonst irgendwo herumzuschnüffeln. Aber manchmal kann man nichts dagegen tun. Manchmal sieht man, wie die echten Profis arbeiten.«
»Also?«
»Also, du hast mich gefragt, was geschieht, wenn sie mit dir durch sind. Die Antwort ist, daß sie niemals mit dir fertig sein werden, weil du zu verdammt viel weißt. Du bist, was die echten Profis ein Sicherheitsrisiko erster Ordnung nennen. Nicht wegen dem, was du getan hast – herrje, das macht dich zum Helden. Es ist wegen des Schadens, den du anrichten könntest, wenn du in die falschen Hände gerätst …«
»Geraten?«
»Oder hineinmanövriert wirst. Im Grunde läuft es auf dasselbe hinaus. Und vom Standpunkt der Profis aus gibt es da überhaupt keinen Unterschied. Wahrscheinlich wird man dich zu Anfang wirklich zuvorkommend behandeln. Dich für ein paar Wochen in einem hübschen Häuschen auf dem Lande unterbringen, während man dir zig Millionen Fragen stellt, auf die man von dir eine Antwort erwartet. Und dann wird man dich gehen lassen.«
»Einfach so?«
»Nicht ganz, denn du wirst sie nie wirklich los sein. Sie werden immer an der nächsten Ecke oder unten auf der Straße auf dich warten. Sie werden wissen, wen du triffst und was du mit ihm beredest. Dann werden sie eines Tages zu dem Schluß kommen, daß du zuviel geredet hast und sie dich nicht länger kontrollieren können. Und dann kommt ein Mann mit einem vergifteten Federhalter oder Regenschirm oder einem Pfeil, und wenn du dann wieder erwachst, werden Koralski und Bathgate neben dir sein.«
»Bleibt mir irgendeine andere Wahl?«
Quinns Gesicht straffte sich. »Nein, aber mir, gottverdammich! Auf dem Flughafen herrscht reger Betrieb. Ich könnte ihnen erzählen, daß du mir in dem ganzen Durcheinander entwischt bist. Vielleicht kaufen sie mir das ab, vielleicht auch nicht.«
»Ihre Aufgabe ist so oder so erledigt.«
»Der Gedanke, mich selbständig zu machen, gefällt mir immer besser.« Quinn sah Dan bittend an. »Trenn dich hier von mir und spring ins nächste Flugzeug. Du hast für diese Scheißkerle dein Leben riskiert, und sie werden dich bei bester Gelegenheit den Fischen zum Fraß vorwerfen. Mach dich aus dem Staub, solange du noch die Chancen dazu hast.«
Dan lächelte schwach. »Ich kann nicht.«
»Ich hoffe, du hast einen triftigen Grund, weshalb nicht.«
»Eigentlich nicht. Ich weiß bloß, daß ich nicht weglaufen kann. Ich bin die letzten zwei Wochen weggelaufen, außer mir vor Angst und gezwungen, Dinge zu tun und zu sagen, für die ich andere verantwortlich machte. Aber wissen Sie was, Paul? Trotzdem war ich die ganze Zeit hinter irgend etwas her, versuchte, irgendwo anzukommen. Sie raten mir zu laufen, nicht irgendwohin, sondern einfach nur wegzulaufen. Das kann ich nicht. Nicht jetzt, nie mehr. No
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