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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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schien. Sie würden eine ebensogute Tarnung abgeben wie eine ähnliche Gruppe im Herbst während eines D-Phi-Kidnapping, als einige eifrige Novizen auf dem Plan erschienen waren und seine Anwesenheit nicht bemerkt hatten.
    Nur diesmal war es kein Spiel.
    Dan hielt mit der Gruppe Schritt und sich dicht genug bei ihr, um die Kommilitonen reden zu hören und gelegentlich in ihr Gelächter mit einzufallen. Sie plapperten über die bevorstehenden Zwischenprüfungen, das Baseball-Training und ihre Pläne für den Sommer. Die Schar bog Richtung Wriston Quad ein und wollte sicherlich zum ›Freßschuppen‹ auf dem East Campus, wo nicht abgeholte Ticket-Menüs nach Wahl verputzt werden konnten. Die Richtung paßte Dan sehr gut, denn dann mußte das Trüppchen direkt am Eingang von D-Phi vorbei.
    Er trennte sich erst in letzter Sekunde von ihnen, rannte an der Zeta-Psi-Verbindung vorbei und ging ums Haus herum zum Seiteneingang von D-Phi. Die Brown-Verbindungsstudenten sind innerhalb der normalen Wohnheime in extra freigehaltenen Räumen untergebracht, in deren angrenzenden Zimmern Nichtmitglieder wohnen. D-Phi teilte sich diesen Komplex mit einer anderen Verbindung, Alpha Delta Phi und Bewohnern der Upperclass. Dan steckte seinen Schlüssel in das Schloß einer Tür mit der Aufschrift Goddard House und schickte einen prüfenden Blick voraus.
    Niemand war auf der Treppe. Seine Schuhsohlen schienen einen Lärm zu machen, den niemand im Haus überhören konnte. Da er ohnehin nicht leise hinauf gelangen konnte, eilte Dan die Stufen nach oben und hielt erst inne, als er sein Zimmer im zweiten Stock erreicht hatte. Was, wenn der schwarze Herkules da drinnen auf ihn wartete? Dan preßte das Ohr gegen das Holz und hörte nichts. Einem Impuls nachgebend, stieß er den Schlüssel ins Schloß und stürmte hinein. Wenn da drinnen jemand wartete, reichten ein paar Schreie, und sie bekämen es mit dem ganzen Haus zu tun.
    Aber das Zimmer war leer. Alles war so, wie er es zurückgelassen hatte. Dan ließ sich aufs Bett fallen, überlegte es sich im selben Augenblick und sprang wieder auf. Die Tatsache, daß sie nicht auf ihn warteten, bedeutete nicht, daß sie nicht noch kommen würden. Eher war das Gegenteil der Fall. Dies war der erste Ort, wo sie nach ihm suchen würden. Er konnte diese Nacht nicht hier schlafen.
    Ohne länger zu überlegen, marschierte Dan mit dem Umschlag in seiner Jacke zur Tür. Auf dem Weg nahm er eine Rolle Klebeband vom Schreibtisch. Im Flur schloß er seine Tür wieder ab und klebte drei Streifen Scotchfilm in die Ritzen. Den Trick kannte er aus einem alten James Bond-Film. Auf diese Weise würde er am kommenden Morgen wissen, ob ihm in der Nacht jemand einen Besuch abstatten wollte. Mit sich selbst zufrieden machte Dan sich wieder auf den Weg zur Treppe.
    Einen Schlafplatz für die Nacht zu finden, war kein Problem. Im dritten Stock teilten sich drei Studenten seiner Verbindung ein Zimmer, das doppelt so groß war wie die anderen und als ›Box‹ bekannt war. Eine angemessene Bezeichnung, wenn man an die den Raum beherrschende Sperrholzkonstruktion in der Mitte dachte, die etwa die Grundfläche eines Doppelbetts besaß und unten Schlafgelegenheiten beherbergte, während oben gefeiert werden konnte. Der unvermeidliche ›harte Kern‹, der oft bis in die frühen Morgenstunden in der Box tagte, machte oft schlapp und schlief dann an Ort und Stelle ein.
    Dan erwiderte die Begrüßung der an diesem Abend anwesenden Kommilitonen, wehrte aber ihre entschlossenen Bemühungen, ihm ein Pfeifchen Pot aufzudrängen, ab. In der hintersten Ecke gegenüber einiger ungemachter Schlafstellen fand er einen Schreibtischstuhl. Er war dankbar für die Gesellschaft der Brüder.
    Schon mit ihnen in einem Zimmer zu sein, verstärkte sein Gefühl der Sicherheit, ließ ihn sich geborgen fühlen. Er machte es sich so bequem wie möglich und schickte sich an, alles zu lesen, was sich in Bathgates Umschlag befand. Irgendwo verspürte er den Drang, dem fröhlichen Haufen, nur zehn Fuß von ihm entfernt, die ganze Geschichte von dem, was ihm heute abend widerfahren war, entgegenzusprudeln. Aber ohne sich dessen genau bewußt zu sein, war ihm klar, daß er dies alleine durchstehen mußte, daß er die ohnehin schon unerträgliche Lage noch mehr komplizieren würde, wenn er andere mit hineinzog. Er begann zu lesen.
    Die Akte des blonden Mannes, der als Renaldo Black bekannt war, las sich wie ein Strafregister. Er gehörte zu den

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