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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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nicht hinaussehen, aber ein anderer wäre in der Lage, hineinzusehen.
    Die Furcht klebte an ihm, kalt und klamm. Es war, als liefe man über ein freies Feld und spürte die Schritte des Verfolgers dicht auf den Fersen. Man weiß, daß er zuschlagen wird. Die Frage ist nur, wann.
    Im großen ganzen sieht jedes Stockwerk der Brown's Rockefeller Library gleich aus. Reihe um Reihe streckten sich mit Büchern gefüllte Regale bis zur Decke und wurden auf drei Seiten von Lesenischen umgeben, die man vor die Fenster plaziert hatte. Diese Tische waren an diesem Abend zu drei Vierteln besetzt. Die Anwesenheit so vieler Kommilitonen hätte Dan beruhigen müssen.
    Aber das tat es nicht.
    Er wandte sich rasch zum Hauptgang vor den Regalreihen, durch den die Studenten gehen mußten. Zwei Mädchen näherten sich, die riesige Bücherstapel schleppten. Ein Wachmann folgte ihnen, der die Feuerlöschgeräte überprüfte. Das Geräusch der tickenden Schaltuhren für die Leselampen, die die Studenten vergessen hatten auszuschalten, zerrte an Dans Nerven.
    Hinter ihm tappten leise Sohlen über den gebohnerten Fußboden. Dan zwang sich, seinen Oberkörper herumzudrehen. Der Atem stockte ihm, und einen Schlag lang setzte sein Herz aus. Dort, direkt auf ihn zukommend, war ein riesiger schwarzhäutiger Mann. Er reichte bis zu zwei Dritteln der Stahlregale, an denen er vorbeikam, womit er fast sieben Fuß groß sein mußte.
    Dan erhob sich und wich zurück. Der Riese beschleunigte seinen Schritt. Sein glattrasierter Schädel spiegelte das Licht des Lesesaals wider.
    Dans Fuß verfing sich am Sockel einer unbesetzten Nische. Er stolperte, verlor beinahe das Gleichgewicht, fing sich gerade noch und stürzte den Hauptgang entlang zum Fahrstuhl.
    Hinter ihm klopften die Sohlen fester auf den Fußboden.
    Dan suchte die Nottreppe, konnte sie nicht finden, drückte den Knopf mit dem Pfeil nach unten am Fahrstuhl.
    Nun komm schon! Nun komm …!
    Der schwarze Riese stürmte um die Ecke und kam auf ihn zu. Er trug Handschuhe – nein, nur einen Handschuh an der rechten Hand. Der Arm, zu dem sie gehörte, hing reglos herab.
    Der rote Hinunter-Pfeil leuchtete über den Fahrstuhltüren auf. Der schwarze Riese beschleunigte wieder seine Schritte. Der Abstand verringerte sich. Dan wollte gerade davonlaufen, als der Wachmann, der die Feuerlöscher kontrolliert hatte, neben ihm auftauchte. Der Riese blieb stehen, keine zwölf Fuß entfernt. Er starrte Dan in die Augen. Lennagin blickte weg, als auch gerade die Lifttüren aufglitten. Er folgte dem Wachmann in den Fahrstuhl und beobachtete, wie dieser sich auf einem Block Notizen machte.
    Dans Blick suchte wieder den des Riesen. Der Schwarze ließ ein Lächeln aufblitzen und streckte seine behandschuhte Rechte zu einer der Stahlstreben, mit denen die Regale an der Decke befestigt waren. Ein knirschendes Geräusch folgte, als der grinsende kahlköpfige Riese seine Faust schloß. Dan sah, wie das Metall nachgab, sich bog, verdrehte und zerbrach.
    Die Türen glitten zu. Der Fahrstuhl summte zur Eingangshalle hinunter.
    Es war einundzwanzig Uhr fünfundvierzig, als Dan die ›Rock‹ verließ. Er war eine Viertelstunde zu früh und konnte nur hoffen, daß Bathgates Wagen trotzdem schon zu sehen war. Schweiß perlte auf seiner Stirn und rann von seinen Achselhöhlen. Er zitterte am ganzen Leib und konnte den Anblick des schwarzen, Stahl zerberstenden Riesen nicht aus seinem Gedächtnis verbannen.
    Er würde es dem Major erzählen. Bathgate wußte, was zu tun war. Die Möglichkeit physischer Pein, vordem so weit weg und unwahrscheinlich, warf plötzlich ihren Schatten auf ihn. Zum erstenmal hatte ihm die Gefahr ins Auge gesehen, und er konnte es nicht ertragen, zurückzuschauen.
    Kugeln reißen größere Löcher …
    Dan ließ seinen Blick über die Straße schweifen. Seine Augen konzentrierten sich auf eine schwarze Limousine, die schräg gegenüber der Bibliothek geparkt war.
    Gott sei Dank!
    Dan trat ins Freie und sprang die jeweils vier Granitstufen, die zum Portal der Rock führten, hinunter. Dabei stieß er andere Studenten beiseite, die ebenfalls hinuntergingen, und wäre beinahe mit einigen anderen zusammengeprallt, die ihm entgegenkamen. Das Herz in seiner Brust hämmerte. Er atmete schwer. Der schwarze Riese mußte ganz in der Nähe sein.
    Dan jagte über die Straße und hatte das Gefühl, sich selbst in einem Film zu beobachten, der sich in seinem Kopf abspulte. Abgase stiegen ihm in die Nase. Der Motor

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