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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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der Limousine lief. Major Bathgate überließ nichts dem Zufall. Ruhiger atmend griff Dan nach der hinteren Wagentür – drückte und zerrte.
    Die Tür war verschlossen.
    Dan klopfte ans Fenster, hämmerte dann dagegen.
    Wie gehetzt blickte er sich um. Der schwarze Riese hatte inzwischen reichlich Zeit, die Bibliothek zu verlassen und die Verfolgung aufzunehmen.
    »Major Bathgate, machen Sie auf! Major Bathgate, ich bin es!«
    Dan starrte in die Dunkelheit. Der Rücksitz war leer. Er trat an die Fahrertür. Keikos Umrisse zeichneten sich vor dem Steuer ab.
    »Keiko, öffnen Sie! Ich bin's – Dan Lennagin. Sie wissen doch.« Wieder ein gehetzter Blick zurück. »Beeilen Sie sich. Bitte!«
    Dans Finger glitten zum Griff und zogen. Die Tür öffnete sich. Die Japanerin rührte sich nicht. Ihre Augen blieben starr geradeaus gerichtet.
    »Keiko?«
    Er schüttelte sie sanft. Sie kippte zu ihm herüber. Irgend etwas Dickes, Warmes näßte seine Hand.
    Es war Blut.
    Keikos Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt worden.
    Dan machte einen Satz rückwärts, spürte einen Schrei auf den Lippen, der nicht kam. Er hörte nichts, fühlte nichts, denn weder Geräusche noch Gefühle vermochten ihn zu erreichen. Es gab nur die Japanerin, die mechanische Hände auf den Beifahrersitz schoben, während sich eine noch warme Blutspur über die Polster zog. Dan hätte vielleicht noch eine Stunde oder einen Tag auf dem Fleck verharrt, wenn nicht eine leise, krächzende Stimme an sein Ohr gedrungen wäre.
    »Dan … Dan …«
    Die Stimme klang kehlig, nasal. Lennagin löste sich schwerfällig aus seiner Erstarrung und ging ihr nach, von ihrem schwach vertrauten Klang angezogen.
    »Dan, hier. Hier … drüben«, krächzte sie wieder.
    Lennagin ging zum Wunschtraum jedes Gärtners aus runden, üppigen Sträuchern, die geschmackvoll zu einem kleinen Hain arrangiert waren.
    »Hierher, Dan, hierher.«
    Lennagin schob zwei Sträucher auseinander und blickte zu Boden. Major Bathgate lag ausgestreckt vor ihm, sein Kopf lehnte am Stamm eines Bäumchens. Mit zitternden Fingern hielt er seinen Trenchcoat über dem Leib zusammen. Blut quellte zwischen ihnen hervor und tränkte den Stoff an einer immer größer werdenden Stelle. Der Mantel und seine Finger, begriff Dan, waren das einzige, was seinen Magen an seinem Platz hielt.
    »Muß … mit … Ihnen … reden.«
    Dan kniete sich ins Gras und hielt sein Ohr dicht an Bathgates Lippen. Aus beiden Mundwinkeln tropfte Blut.
    »Ich muß einen Krankenwagen rufen«, sagte Dan, denn mehr konnte er nicht tun.
    »Nein«, murmelte Bathgate. »Keine … Zeit. Hören Sie zu.«
    Er hustete Blut auf seinen Mantel. Seine Augenlider schlossen sich, flatterten, öffneten sich wieder. Die Augen waren glasig, schmerzgequält.
    »Der Report ist eingetroffen.« Bathgate bemühte sich zu schlucken. »Der Doctor … hatte … recht. Lucifer ist schwarz. Schwarz ist Lucifer. Alles ergibt … einen Sinn. Sollte es … früher … erkannt … haben.«
    »Was?« Vor Angst war Dan ganz ruhig.
    Bathgate wurde von einem Hustenanfall geschüttelt, der ihm seine letzten Kräfte raubte. »Meine Tasche.« Der Major blickte nach rechts.
    Dan streckte seine Hand dorthin aus und brachte einen beigefarbenen Umschlag zum Vorschein, der mit Bathgates blutigen Fingerabdrücken besudelt war.
    »Nehmen Sie das«, gebot der Major. »Nehmen Sie. Hauen Sie ab. Gehen … Sie … weit weg. Isosceles ist … wieder aktiv. Niemandem sagen … Suchen Sie Sparrow. Einige … dem Sie trauen … können. Soll Isosceles … zerstören. Finden Sie … ihn. Finden Sie den … Löwen der Nacht.«
    Dan umklammerte den Umschlag. »Sie müssen zum Arzt.«
    Bathgate hob eine zitternde Hand von seinem offenen Magen und packte Dan am Arm. »Nein. Zu spät. Retten Sie Ihr –«
    Der Kopf des Majors kippte zur Seite. Seine Hand glitt von Dans Unterarm. Sein Körper bebte, bäumte sich auf, lag still. Er war tot.
    Dan erhob sich langsam. Er versuchte angestrengt, zu fassen, was passiert war. Die Wirklichkeit flimmerte und wollte verblassen. Das war ein Traum, mußte ein Traum sein – warum sonst sollte alles wie in Zeitlupe ablaufen? Er blickte hinunter. Kein Traum. Bathgate war tot. Der Mann, der beauftragt gewesen war, ihn am Leben zu halten, war tot!
    Im Gebüsch hinter ihm raschelte es. Das Geräusch schreckte Lennagin voll in die Wirklichkeit zurück. Das Bild des kahlen, schwarzen Riesen, der Stahl knickte, schoß ihm durch

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