Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
Vom Netzwerk:
Exzellenz wog nachdenklich den Kopf. Trotz allem war der schmächtige Mann nicht ungefährlich, der Tod Gareths hatte das bewiesen. Den eiskalten Mord an einem seiner stärksten Ritter hätte er dem Antiquar gar nicht zugetraut, aber wenigstens war dieser Lukas dadurch noch mehr unter Druck geraten. Bald würde er wie eine Maus aus seinem Versteck huschen, dann hieß es zuzuschlagen.
    Der König dachte lange nach. Schließlich nahm er den Kopfhörer ab und zog an einer samtenen Kordel neben seinem Bett, woraufhin ein leises Klingeln ertönte.
    Er würde seinen besten Mann schicken.
    Nur Sekunden später öffnete sich die Tür, und ein Riese betrat das Schlafgemach des Königs. Er war über zwei Meter groß und gebaut wie ein schweres antikes Möbelstück. Im Gegensatz zu den übrigen Rittern trug er keine Boxerjacke, sondern einen schwarzen, maßgeschneiderten Anzug und darüber einen ebenso dunklen Ledermantel, der ihm das Aussehen eines matt glänzenden Panthers gab. Seine schwarzen Haare waren zu einem Zopf nach hinten gebunden, der Vollbart perfekt ausgeschnitten, auf der rechten Wange zuckte eine fingerlange Narbe.
    »Majestät?«, fragte er leise. Seine Stimme klang wie das Brummen eines alten Bären.
    »Wir haben noch immer dieses … Problem«, sagte der König. »Gareth hat versagt, und auch die anderen scheinen der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Also schicke ich Euch, Lancelot.«
    »Was ist Euer Befehl, Exzellenz?«
    »Findet dieses Buch. Und sorgt dafür, dass dieser windige Antiquar das Geheimnis für sich behält. Wir können nur hoffen, dass er dem Rätsel noch nicht auf die Spur gekommen ist.«
    »Tote schweigen bekanntlich.«
    Der König nickte und war im Begriff, wieder den Kopfhörer aufzusetzen.
    »Der Mann hat sich offenbar versteckt«, knurrte Lancelot plötzlich. »Gibt es denn Hinweise, wo ich ihn finden kann?«
    »Er wird wohl in irgendein Mauseloch gekrochen sein«, antwortete der König leicht genervt. »Vielleicht ist er bei dieser Frau, die zuletzt bei ihm war. Was weiß ich? Überprüft seinen Freundeskreis, seine Familie, sein Umfeld. Er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben, oder? Und nutzt unsere Kontakte zur Polizei, vielleicht wissen die ja was.«
    Dann schloss er die Augen, setzte den Kopfhörer auf und summte die Arie aus dem zweiten Akt des Tannhäuser mit.
    Lancelot verbeugte sich steif wie eine alte Eiche im Wind und schritt, dem alten Hofzeremoniell entsprechend, rückwärts nach draußen. Keine Frage, der König war verrückt wie ein altes Huhn, aber er zahlte gut. Verdammt gut. Lancelot hatte als Bodyguard bereits für etliche Millionäre gearbeitet, er war als Sicherheitsberater im Kongo gewesen und für Blackwater im Irak, aber diese Anstellung versprach die bislang lukrativste seiner Laufbahn zu werden – vielleicht sogar die letzte. Noch ein weiteres Jahr im Dienste Seiner Majestät, und Lancelot konnte sich endlich die so lang ersehnte schicke 12-Meter-Yacht leisten. Dann würde er auf Nimmerwiedersehen Richtung Karibik verschwinden, wo er sein weiteres Leben zwischen barbusigen Blondinen und einem Haufen polarkalter Daiquiris zu verbringen gedachte.
    Blieb nur noch dieses Buch und der kleine lästige Antiquar.
    Wenn er den Mann richtig einschätzte, hatte er sich keineswegs in ein Mauseloch verkrochen. Denn eines hatte Lancelot in seiner jahrelangen Ausbildung gelernt: Wer seinen Feind kaltblütig mit einer Eisenstange erschlug, der versteckte sich nicht, sondern ging zum Angriff über. Außerdem schien dieser Steven Lukas so neugierig zu sein wie ein Wiesel.
    Lancelot rieb sich die alte Narbe, die immer dann juckte, wenn der Jagdinstinkt wie ein uraltes Tier aus ihm hervorbrach. Schließlich klopfte er auf das Waffenholster unter seiner Lederjacke, wo sich gut versteckt die halbautomatische Glock 17 befand.
    Der Ritter grinste kalt. Dieser Antiquar sollte kein großes Problem darstellen. Er konnte den Strand und die Daiquiris beinahe schon riechen.

11
    I ch finde, Ihr neuer Look sieht gar nicht so schlecht aus«, sagte Sara und suchte im Autoradio nach einem ihr angenehmen Musiksender. »Macht Sie auf alle Fälle jünger.«
    »Halten Sie den Mund«, knurrte Steven. »Verarschen kann ich mich selbst. Ich komme mir vor, als würde ich zu meinem eigenen Kindergeburtstag gehen.«
    »Moment mal!« Sara wippte zu einer Melodie von Nirvana, während sie hupend einen Ford Kombi überholte. »Mein lieber Ex David hatte vielleicht den Verstand eines Zwölfjährigen,

Weitere Kostenlose Bücher