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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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denkt sie.
    Ilse Wessel ist damit aber noch nicht zufrieden. »Bist du denn glücklich, mein Kind?«
    »Ja, Mutti, sehr!«
    Es ist kurz still in der Leitung.
    »Ehrlich, Mutti!«
    »Wir würden deinen neuen Freund wirklich gern kennenlernen, Nina. Es gefällt uns nicht so ganz, daß du mit jemandem zusammen bist, über den wir so gar nichts wissen!«
    »Vielleicht kommt Nic ja mit, Mutti, dann seht ihr ihn ja!« In diesem Fall wird sie ihn vorher hypnotisieren müssen.
    »Wir wollten schon bei euch vorbeikommen, nachdem ich tagelang nichts von dir gehört hatte!«
    Gott behüte!
    »Och, Mutti! Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr uns einmal besuchen würdet - bloß, im Moment ist es etwas ... ungünstig. Wir haben wahnsinnig viel zu tun, sind ständig unterwegs, und du weißt ja, wenn man so frisch verliebt ist.«
    Ilse Wessel holt tief Luft. »Nun ja. Du fehlst uns eben!«
    »Ihr mir auch«, sagt Nina leise.
    Anschließend ruft sie Ruth Scherbling an und sagt ihr, daß sie bereits morgen wieder arbeiten wolle. Es ginge ihr schon viel besser. Außerdem braucht sie das Geld, denkt Nina, denn wovon soll sie sonst das Flugticket in die große Freiheit, nach Los Angeles, bezahlen?
    Es klingelt.
    Das kann nur diese Frau Windmüller sein. Vielleicht auch Tim, der sich entschuldigen will?
    Nic und Gabriel sind zusammen unterwegs, sie scheiden also aus. Außerdem werden sie zu zweit doch zumindest einen Haustürschlüssel dabei haben.
    Es wird Fleurop sein, mit einem riesigen Blumenstrauß.
    Eine Aufmerksamkeit von Nic.
    Ein Dankeschön von Gabriel.
    Eine Entschuldigung von Tim.
    Irgendwas.
    Nina drückt auf den Türöffner.
    Sie wartet eine Weile, dann hört sie am Knarren der alten Holztreppe, wie leichte Schritte schnell näherkommen. Wer es auch immer sein mag, es muß jemand mit einer guten Kondition sein. Vielleicht ein Freund von Nic? Sie schaut an sich hinunter. Besonders attraktiv ist sie heute nicht. Genaugenommen hat sie sich noch nicht einmal richtig angezogen, von Schminken ganz zu schweigen. Sie zieht das dunkelblaue Sweatshirt etwas über die hellen Leggins und fährt sich mit den Fingern durch die Haare. Sie hätte schnell etwas Lippenstift auflegen sollen, das sieht dann schon mal ein bißchen frischer aus. Zumindest gepflegter.
    Aber zu spät. Der Besucher biegt um die letzte Ecke, von oben sieht Nina nur einen wilden rötlichen Fransenschnitt und eine schlanke Figur in einem weit geschnittenen, dunkelgrauen Hosenanzug. Es ist eine Frau. Jetzt schaut sie herauf.
    »Karin! Ich werd verrückt!« Nina stürzt ihr die Treppe hinab entgegen, sie fallen sich lachend in die Arme. »Wie kommst du denn hierher?«
    »Na ja«, Karin zieht sie an den Haaren, »wenn man schon von dir nichts hört, wo du doch nun fast meine Nachbarin bist, muß ich mich halt wehren und deine Eltern nach der Adresse fragen!« Sie mustert sie genau. »Du hast ja ein Loch im Kopf!«
    »Nicht weiter schlimm. Schon fast wieder vergessen!«
    »Das mußt du mir erzählen!«
    Erst jetzt wird ihr bewußt, daß sie schnellstens alle Karten auf den Tisch legen muß. Wenn jetzt Nic und Gabriel kommen würden, wäre das, gelinde gesagt, eine Katastrophe. Karin würde sie nicht mehr anschauen.
    »Na, wo ist denn dein Edelprinz?« Karin schaut sich suchend in der großen Diele um. »Zumindest hat er einen fabelhaften Geschmack!« Sie nickt Nina anerkennend zu. »Und Kohle. Offensichtlich hast du es gut getroffen!«
    »Komm erst mal herein!« Nina geht voraus ins Wohnzimmer. Wie fängt sie es an?
    Karin nimmt ihren Rucksack vom Rücken, nestelt ihn auf und zieht einen zerdrückten Blumenstrauß heraus. »Ich hätte dir gern Vergißmeinnicht gekauft, die gab's aber nicht. Jetzt sind's halt Röschen!«
    »Lieb von dir!« Nina gibt ihr einen Kuß und nimmt Karin die Blumen ab. »Einen Augenblick, ich schneide sie schnell an, dann werden sie wieder. Was möchtest du trinken?«
    »Werd bloß nicht förmlich. Ich komme mit!«
    Nina hat gehofft, die paar Minuten zum Nachdenken nutzen zu können. Es könnte schließlich sein, daß sich mit dem Casting in Los Angeles die Situation grundlegend ändert. Möglicherweise wird ihr Wunschtraum ja von der Realität eingeholt. Wenn sie jetzt also Karin alles beichtet, ist es in vierzehn Tagen eventuell schon wieder überholt, und sie hätte gar nichts beichten müssen. Zudem ist es einfach zu bescheuert, daß sie Karin damals eine solche Lügengeschichte aufgetischt hat - obwohl sie ja selbst daran geglaubt hat. Es

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