Die Lüge im Bett
schnell Suzanna vorstellen. Ab morgen früh ist sie dann voll dabei.«
Zögernd bleibt Nina stehen. Die haben jetzt auch was anderes zu tun, als sich eine Suzanna anzuschauen, denkt Nina, aber dann trifft sie der Schlag. In einem kurzen, schwarzen Paillettenkleidchen kommt ein schlangenartiger Körper aus dem Wagen hervor. Die Pailletten glänzen im Licht, ebenso wie die langen tiefschwarzen Haare, selbst die hohen Pumps, in denen unendlich lange Beine stecken, schimmern im Licht. Suzanna lacht freundlich und streckt Nina offen die Hand hin. Wenn Nic sie sieht, ist Ninas erster Gedanke, kann sie sich daneben nur noch entmaterialisieren. Nur gut, daß diese Nixe nicht den Bruchteil einer Chance hat, mit ihren Hacken über den Schlamm zu Nic zu kommen. Beruhigt schüttelt sie ihr freundschaftlich die Hand. Damit hat es sich also für heute nacht! Aber sie hat nicht mit Bernds Einsatzbereitschaft gerechnet. Mit einer einzigen Bewegung nimmt er Suzanna ganz locker auf die Arme und trägt sie bis zum Eingang. Dort stellt er sie vorsichtig, als sei sie ein zerbrechliches Püppchen, wieder auf ihre zierlichen Füße.
Nina stapft an ihnen vorbei und geht auf die Treppe. Von dort aus hat sie den Überblick.
Der Innenhof ist grell beleuchtet, vier Tausend-WattScheinwerfer und einige kleinere Lichtquellen verwandeln den einfachen Hof in eine Bühne, die Tänzer in wirbelnde Schauspielen Die Stimmung ist ausgelassen, vor der Kamera treiben alle ihre Körper bis zum Äußersten.
Nic führt Leo an der Hüfte durch das Gewühl. So muß Leo nicht auf Hindernisse achten, sondern kann sich voll auf seine Einstellung konzentrieren. Das sieht schon mal ganz gut aus, nickt Nina anerkennend. Zwei Profis unter sich. Die beiden werden keinen Sinn für Unterbrechungen haben. Aber da sieht sie, wie sich Bernd und Suzanna wie zwei schwarze Fremdkörper einen Weg durch die weißen Kostüme bahnen. Das wird Leo freuen, wenn er die zwei vor die Linse bekommt. Hämisch grinsend wartet Nina auf den Eklat. Aber so unerfahren ist Bernd zu Ninas Leidwesen auch nicht. Er bleibt im Hintergrund, bis sich Nic und Leo aufrichten und Leo die Kamera absetzt. Dann schießt er mit Suzanna vor. Leo hat kaum einen Blick für sie übrig, sie stört ihn nur in seiner Konzentration, das ist gut zu sehen. Aber Nic! Er findet sogar Zeit, sie anzulächeln. Bewundernde, anerkennende Blicke, kein Zweifel. Da nützt es auch nichts, daß sich die beiden gleich wieder verabschieden. Es ist schon passiert, das erkennt Nina an der Art, wie Nic Suzanna hinterherschaut.
KRISE
Am nächsten Tag hält das Team eine Krisensitzung ab. Früh morgens waren alle übermüdet aus den Betten geklettert, weil Bernd einen wichtigen Interviewtermin vereinbart hatte, der sich allerdings als unbrauchbare Touristenführung herausstellte. »Hier kann das Menschenauge schwelgen«, »die schönste Stadt der Welt, eine Metropole zwischen Tropenwald und Ozean!« Was soll ein Fremdenverkehrsdirektor auch anderes tun, als seine Stadt zu loben? Für Nina war es nur auszuhalten, weil er gut Deutsch sprach und eine Dolmetscherin überflüssig war. Alle anderen waren sauer.
»Soll das jetzt etwa so weitergehen?« fragte Leo. »Lauter Mist im Kasten, keinen Schlaf in der Birne und Wanzen im Bett! Noch so einen Höhepunkt, und ich reise ab! Gibt's wenigstens was Anständiges zu essen?«
Zu dritt sitzen sie in Leos Zimmer, Nic, Leo und Nina. Es ist wirklich noch eine Spur schäbiger als Ninas, sie hätte es nicht für möglich gehalten. Und gern hätte sie auch auf diese Erfahrung verzichtet, denn viel lieber hätte sie die Besprechung bei Nic abgehalten. Sehen, wie er wohnt, schnuppern, wie er riecht, fühlen, wo er schläft. Statt dessen sitzt sie nun im Wanzennest von Leo!
Nic zeigt sich erstaunlich locker. Er habe den Auftrag sowieso nur wegen Brasiliens Sonne angenommen. Sicherlich nicht wegen der paar Pfennige. Ein echter Novemberjob eben.
»Bloß nachher stehen unsere Namen darunter, und die Umstände kennt keiner mehr«, wirft Nina ein.
»Interessiert doch sowieso keinen!« Leo zuckt abschätzig die Schultern.
»Wenn das so ist, können wir den Fremdenverkehrsfuzzi genausogut die zwanzig Minuten durchquatschen lassen, und fertig ist der Film!« Nina sieht ihre Ehre als Journalistin bedroht. »Wollen wir jetzt einen anständigen Film oder nicht?«
»Nervensäge!« Leo öffnet an der Tischkante eine Flasche Bier.
Nic lächelt sie an: »Schlag was vor!«
Sofort wirbelt es in Ninas
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