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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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bin in London. Aber pünktlich am Montag zum Schnitt zurück«, grinst Nic sie an, »wenn dich das beruhigt!«
    Es beruhigt sie überhaupt nicht. Im Gegenteil. Was tut er in London? Und mit wem tut er es?
    Enttäuscht beißt sie in ihre Banane. Was jetzt? Birgit hat ihr Pferd, Nic hat irgendwen in London, und sie? Wen hat sie? Ihre Freundin Karin ist nach Bad Tölz gezogen, und das ist beileibe kein Katzensprung, und ihre Mutter hätte sie mit ihrer Vernunftlösung fast in den Tod getrieben. Nina fühlt sich völlig allein auf der Welt! Keiner liebt sie!
    Als sie sich am Tor von Nic verabschiedet, kämpft sie mit den Tränen. Wie schön wäre es, wenn er sie jetzt fragen würde: Und du? Hast du auch schon etwas vor, oder willst du mit mir nach London kommen? Aber Nic kneift ihr freundschaftlich in die Wange, nimmt sie in den Arm und küßt sie rechts und links. Sie dreht den Kopf so, daß er fast den Mund trifft, aber eben nur fast. Sie ist offensichtlich noch immer nicht attraktiv genug für ihn. Irgend etwas an sich muß sie noch ändern!
    Sie winkt ihm nach, wie er im Taxi davonfährt.
    Unentschlossen steht sie schließlich da, die Rücklichter von Nics Wagen sind längst verschwunden. Sie dreht sich langsam zu ihrem Auto um, das weit hinten auf dem Parkplatz steht. Auf dem Weg dorthin kommt sie an Svens BMW vorbei. Die frisch lackierte Wagenseite glänzt im Laternenlicht. Sie bleibt stehen, und da fällt ihr die alte Dame ein. Diese unglaubliche Erscheinung von einer Frau, die ohne Zögern alles regelte, alles verzieh, alles allein anpackte. Hätte sie sich doch bloß ihre Adresse geben lassen. Ein Gespräch mit dieser Frau hätte ihr sicherlich geholfen.
    Nina überlegt. Dabei schaut sie wie gebannt auf den schwarzen Lack, auf dem die ersten Schneeflocken hängenbleiben. Wie schön, es fängt an zu schneien. In acht Tagen ist Weihnachten. Hoffentlich gibt es wenigstens ein weißes Fest. Die Schneeflocken schmelzen am Lack, rutschen hinunter, lösen sich auf. Zurück bleibt eine kleine feuchte Spur. Sie kommen von so weit her, und nichts bleibt von ihnen übrig. Dabei ist jede in ihrer Schönheit einzigartig, jede ein kleines Wunder und birgt für Nina immer ein Stück ihrer Kindheit. Eine unbestimmte Traurigkeit überfällt sie. Sie könnte weinen über die kleine Schneeflocke, deren Einzigartigkeit niemand bemerkt, und wenn sie schon einmal dabei ist, könnte sie eigentlich auch gleich über sich selbst weinen, denn sie wird schließlich auch von niemandem bemerkt.
    Noch immer steht sie vor dem schwarzen Lack.
    »Tut es dir jetzt etwa doch leid?« Die Stimme ist direkt hinter ihr, sie hat aber niemanden kommen hören. Zutiefst erschrocken fährt sie herum. Sven steht mit verschränkten Armen hinter ihr, betrachtet sie mit einem wissenden Lächeln. »Jetzt fehlt der Komfort, was?«
    »Was sagst du da?« Nina reißt verständnislos die Augen auf.
    »Tu doch nicht so. Ich beobachte dich seit fünf Minuten, und seit genau fünf Minuten glotzt du das Auto an, als ob es nichts Schöneres auf der Welt gäbe!«
    »Das Auto?« Sie schaut zu dem BMW. »Tut mir leid, ich war völlig in Gedanken. Ich wollte ihn nicht anglotzen!«
    »Soll ich dir mal was sagen, Nina? Ich glaube, du spinnst allmählich. Werde erst mal wieder klar im Hirn, aber trag das nicht auf meinem Rücken und auch nicht in meiner Abteilung aus. Such dir eine neue Wohnung, eine neue Stelle, einen neuen Wagen, irgend etwas, womit du glücklich wirst, aber hau ab. Und das möglichst bald!« Er greift in seine Tasche und klimpert mit den Wagenschlüsseln. »Aber hinterlasse mir deine neue Adresse für die Rechnung.« Er klopft mit der flachen Hand zärtlich auf die Seite seines Wagens, so als würde er die Flanke einer Geliebten liebkosen, und schließt auf.
    Nina schaut ihm schweigend zu. Wie hatte sie sich nur in ihn verlieben können. Leo hatte recht, Sven ist ein aufgeblasener Frosch.
    Sven läßt den Wagen an, fährt an ihr vorbei zum Ausgang. Wo er jetzt wohl hinfährt? Nach Hause sicherlich nicht, denn dort könnte er ja auf sie treffen.
    Endlich setzt sie sich in Bewegung, geht auf ihr Auto zu. Sie setzt sich hinein und überlegt. Und jetzt? Wohin? Was tun?
    Einem Impuls folgend startet sie und fährt los, langsam in Richtung ihres Heimatortes. Es schneit stärker, als sie die letzten Häuser von Köln hinter sich läßt. Jetzt ist sie auf der Landstraße, auf der sie damals ihren Unfall hatte. Nina fährt langsam und betrachtet sich jedes Auto, das

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