Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
Vom Netzwerk:
Brasilien zurückversetzt. Plötzlich ist diese Stärke da, die sie schon gegen Bernd hat antreten lassen.
    Sven scheint die Veränderung in ihr zu spüren.
    Er bindet sich gewissenhaft den Bademantel zu und geht zum Tisch, greift nach der Kaffeekanne. Ganz offensichtlich will er jetzt den Gleichgültigen spielen, denkt Nina und geht aus dem Zimmer.
    »Es ist dir doch wohl klar, daß du dir eine andere Wohnung suchen mußt. Und zwar so schnell wie möglich!« ruft Sven ihr hinterher.
    Nina bleibt noch mal kurz stehen: »Genau das habe ich auch vor!«
    »Da bin ich ja mal gespannt!«
     
    Es kommt, wie es kommen mußte, Sven zeigt ihr in der Redaktion die kalte Schulter. Nach der Morgenkonferenz, sie hat keinen Auftrag bekommen und hätte eigentlich gleich wieder gehen können, setzt sie sich in den Schneideraum zu Nic. Birgit hat einen Obstteller gerichtet, gemeinsam schälen sie Mandarinen und beratschlagen über die ersten Bilder. Ein würziger, weihnachtlicher Duft liegt in der Luft, Nina nimmt sich vor, am nächsten Tag Weihnachtsbrötchen und eine Kerze mitzubringen. Auch Nic ist gut drauf, abwechselnd erzählen sie Birgit Anekdötchen über Anekdötchen aus Brasilien, schildern das Hotel, die Kakerlaken, den Überfall.
    Konzentrierte Arbeit und herzhaftes Lachen wechseln einander ab. Mittags arbeiten sie durch. Nina läuft los, um beim Lebensmittelgeschäft um die Ecke ein paar Brötchen zu holen. Auf dem Rückweg sieht sie, wie Sven in Begleitung einer langhaarigen Blonden zum Italiener schräg gegenüber geht. Ein im ganzen Sender beliebtes Restaurant. Sven hält seiner Begleiterin galant die Tür auf, sie nickt ihm lächelnd zu. Es ist Nadine Hahn, die stellvertretende Chefredakteurin. Das ging ja schnell, denkt Nina. Denn daß er dort mit ihr aufkreuzt, vor aller Augen, ist doch kein Zufall. Entweder will er Nina damit treffen, oder er muß sich nach oben schlafen. Na, dann viel Spaß, Nadine, denkt Nina und sieht ihn erigiert im Bademantel vor sich. Alles deins! Damit läuft sie vergnügt weiter.
    Die nächsten Tage über freut sie sich über jeden Auftrag, den sie nicht bekommt, denn so hat sie Zeit, bei Nic und Birgit zu sitzen. Das richtet sie ein wenig auf, gibt ihr Rückhalt, vor allem, weil die Situation mit Sven immer unerträglicher wird. Zu Hause spricht er nicht mit ihr, geht ihr aus dem Weg, schläft auf der Couch, hat aber ein großes Plakat gemalt und auf ihr Bett gelegt. Als sie am Donnerstag spätnachts nach Hause kam, lag es da: »Ausziehen!« stand in Großbuchstaben darauf, einfallsreich garniert mit den zerschnittenen Teilen ihres Bodys. Unter dem größten Stück, dem Schritt, lag ein Foto. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es. Es zeigte sie zu Weihnachten vor dem Christbaum. Sie hatte den neuen Body an und sich aus Jux eine goldene Weihnachtsgirlande wie eine Stola um die Schultern gelegt. Die Hände herausfordernd in die Seiten gestemmt, lacht sie mit roten Lippen verführerisch in die Kamera. Doch zwei dicke, schwarze Striche quer durchs Bild lassen davon nicht mehr allzuviel erkennen. Mit einem Filzstift hat Sven darüber geschrieben: »Wenn ich dich so nicht haben kann, soll es auch kein anderer tun!« Nina betrachtete das Wort »Ausziehen!« Meinte er den Body oder sie? Wahrscheinlich beides.
    Trotz der häuslichen Schikanen ist es für Nina schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Soll sie sich in Köln nach einer neuen Wohnung umsehen? Ja, aber was ist mit ihrer Arbeitsstelle? Wenn Sven sie ausbluten läßt, muß sie sich einen neuen Job suchen. Hier in Köln? Oder könnte es vielleicht doch München sein?
    Der Schnitt ist auf vierzehn Tage festgesetzt. Das erste Wochenende naht. Nina nimmt sich nichts vor, denn sie möchte flexibel sein. Vielleicht bleibt Nic in Köln, und sie können gemeinsam einen Ausflug machen?
    Am Freitag begutachten sie, was sie bereits geschnitten haben, und sind mit ihrer Arbeit ganz zufrieden. Eben kommt Senhora Tavares zu Wort. Sie beraten gerade über den Text, den sie unter die Bilder von ihrem Haus, der Umgebung und den Räumen legen wollen, da sagt Birgit plötzlich, daß sie sich besonders auf dieses Wochenende freut, weil sie endlich wieder einmal richtig Zeit für ihr Pferd hat.
    Das ist für Nina das lang ersehnte Stichwort. Sie hakt sofort ein: »Fährst du eigentlich übers Wochenende nach München, oder bleibst du hier?« Dabei schält sie eine Banane und tut so, als sei die Frage für sie das Nebensächlichste auf der Welt.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher