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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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an, bis zu Nics Hauseingang vorauszufahren. Nina hält dicht neben den geparkten Wagen am Gehsteig und beschließt zu warten, bis ein Platz frei wird. Während sie bereits leicht zu frieren beginnt und sich überlegt, ob sie nicht doch noch einmal eine Runde drehen soll, hält erneut ein Polizeiwagen neben ihr.
    Das darf doch nicht wahr sein. Was ist denn jetzt schon wieder! Ein wahrer Polizeistaat, dieses Bayern, flucht sie leise, da erkennt sie den Beamten auf dem Beifahrersitz.
    Er läßt das Fenster herunter, Nina kurbelt mit aller Kraft.
    »Dort vorne ist ein Parkplatz frei. Wir wollen ja nicht, daß Sie die Nacht hier verbringen müssen!« Er grinst sie an: »Campieren auf öffentlichen Straßen ist in München nicht gestattet!«
    Nina lacht zurück. Mein Gott, sie hat einen Verehrer gefunden. Der Polizist nickt ihr zu und nimmt die Mütze ab. Seine Haare kleben strähnig am Schädel.
    »Danke«, ruft Nina ihm zu. Danke, nein, denkt sie. Sie parkt ein und blinkt dem Polizeiwagen ein Dankeschön hinterher. Gleichzeitig überlegt sie sich, ob das in Bayern auf öffentlichen Straßen überhaupt erlaubt ist.
    Dann überprüft sie ihr Gesicht im Spiegel, greift nach ihrem Mantel und ihrem Gepäck und steigt aus. Neun Namensschilder studiert sie wegen der zunehmenden Dunkelheit mit zusammengekniffenen Augen, das zehnte ist es: Naumann. Ganz oben. Wie schön!
    Die mächtige zweiflügelige Eingangstür ist nicht abgeschlossen. Nina drückt sie auf und schaut nach einem Lift. Keiner da. Seufzend klettert sie die fünf Stockwerke hoch. Das bedeutet ja tägliche Marter, denkt sie dabei. Zusätzlich zu den nicht vorhandenen Parkplätzen. In München müßte man fürs Wohnen bezahlt werden und nicht bezahlen müssen!
    Aber die Aussicht auf Nic beflügelt sie. Oben angekommen, bleibt Nina erst einmal stehen, um tief Luft zu holen. Hier also wohnt er. Ihr Nic!
    Eine alte Jugendstiltür. Komisch, sie hätte bei ihm eher auf ultramodern getippt. Edelstahltür oder schwarzer Lack. Sie ist höllisch aufgeregt. Sie klingelt, und vor lauter Vorfreude schlottern ihr die Knie. Ein schlanker, hochgewachsener Mann in ihrem Alter öffnet ihr. Feine Gesichtszüge, tiefschwarze, modern geschnittene Haare, ein Strahlen in den dunklen Augen.
    »Du bist also Nina!« begrüßt er sie und streckt ihr die Hand hin. »Freut mich, daß du da bist«, fährt er fort und tritt zur Seite. »Ich bin Gabriel!«
    Gabriel? Wieso Gabriel? Wohnt Nic in einer WG? Davon hat er gar nichts erwähnt. Würden sie am Ende gar nicht allein feiern?
    Gabriel? Vielleicht der Bruder, der nur noch auf einen Sprung hereingeschaut hat, um dann das Liebesnest Nic und ihr zu überlassen.
    So wird es sein, ja, so wird es wohl sein. »Ja, ich bin Nina, hallo«, sagt sie aufgeräumt und fühlt sich in ihrem Body und dem Schwarzen unschlagbar. »Du mußt Nics Bruder sein!«
    »Sein Bruder? Wie kommst du denn da drauf! Nein. Ich bin sein Freund und wohne hier mit ihm! Aber komm doch erst mal rein und stell die Tasche ab!«
    Nina tritt ein und steht in einer großen, fast leeren Diele. Der Parkettboden im Fischgrätmuster ist sichtbar alt, zwischen den sechs offenstehenden Türen an den kalkweißen Wänden stehen Plastiken. In der Mitte des Raumes ein knallrotes Ledersofa, von oben beleuchtet. Das Ambiente erinnert Nina an das Foyer eines Museums für moderne Kunst. Gabriel nimmt ihr den Mantel ab.
    Freund? Wie meint er das? Freund wie in »mein Freund Nic« oder wie in »mein Partner Nic«?
    »Du bist sein Freund?«
    »Ja, Nic und ich sind zusammen. Hat er nicht davon erzählt? Na, das ist typisch Nic. Dann hat er wohl auch nicht erzählt, daß du heute die einzige Frau sein wirst?«
    »Wie? Dann sind außer dir und mir noch andere eingeladen?« Nina fällt von einer Ohnmacht in die andere. Jetzt wird ihr wahrscheinlich gleich noch schlecht. Ich muß mich erst mal hinsetzen. Von wegen Fest der Liebe, Body, Nic und ich, allein.
    »Geht's dir nicht gut? Setz dich doch erst mal hin! Ich hole Nic!«
    Und während Gabriel eiligen Schrittes in Richtung Küche verschwindet, zerplatzen Ninas Träume. Einer nach dem anderen. Nic. Die Nacht der langen Küsse. Die gemeinsame Wohnung. Umzug nach München.
    Sie könnte heulen.
    Er ist schwul, schwul, schwul!
    Er, der Mann ihrer Träume! Und das ihr!
    Zum erstenmal in ihrem Leben hadert Nina mit dem Schicksal, eine Frau zu sein.
    Sie schließt die Augen.
    Zwei Kinder, welcher Hohn!
    Diese Alte in Brasilien sollte sie verklagen, die ist an

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