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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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aus, stellt Nina fest. Dabei nimmt sie nur ihre selbstgemixten Cremes, von wegen Liposomen und Vitaminen und was sonst noch alles.
    »Guten Morgen, mein Schatz.« Ihre Mutter stellt die kleine Gießkanne ab und drückt Nina an sich. Ihre Wange fühlt sich glatt und geschmeidig an. Nina seufzt innerlich. Muttis Haut und Bindegewebe sind wohl leider auch nur an Nicole gegangen. »Na, magst du frühstücken?« Nina bejaht mit einem kurzen Kopfnicken und geht in die Küche. Viel kann sie nicht essen und schon gar nicht reden, denn dazu ist sie zu aufgeregt. Nach zwei Tassen Kaffee und einem halben Brötchen verdrückt sie sich ins Badezimmer, um sich für das große Ereignis zu richten.
    Sie duscht ausgiebig, wäscht die Haare, cremt sich genüßlich ein und betrachtet sich dabei von oben bis unten im Spiegel. Die Taille ist für ihre Verhältnisse superschmal, die Haare unter den Achseln sind ab, das Dreieck sauber rasiert, die Beine auch - und alles unter einer dezenten Bräune nach drei Solariengängen, besser geht es nicht. Zumindest nicht bei ihr.
    Sechs Stunden Autofahrt kalkuliert sie von Köln nach München ein. Soll sie gleich den neuen Body anziehen? Und das kleine Schwarze, das sie nur zu besonderen Anlässen trägt? Kommt es dann nicht verschwitzt und verknittert an? Auf der anderen Seite ist es auch blöd, bei ihm mit: »Läßt du mich mal eben zum Frischmachen ins Badezimmer?« aufzutauchen und dabei das Kleid zu schwenken. Sie beschließt, sich gleich komplett fürs Ausziehen anzuziehen.
    In den höchsten Tönen singend macht sich Nina fertig, stylt ihre Haare und schminkt sich. Nach etwa einer Stunde geht sie hinunter zu ihren Eltern.
    »Donnerwetter!« sagt ihr Vater.
    »Der arme Sven!« sagt ihre Mutter zaghaft. »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    »Mutti!« sagt Nina.
    Nina hat es jetzt sehr eilig, von zu Hause wegzukommen.
    Aber erst als sie den Teer unter den Rädern hat, wird ihr allmählich klar, daß sie unterwegs nach München ist, unterwegs zu ihrem Nic. Sie hat Mühe, vor Freude nicht in Schlangenlinien zu fahren, und die sechs Stunden auf der Autobahn kommen ihr vor wie Monate.
     
    In München verfährt sie sich zunächst einmal hoffnungslos. Sie fühlt sich wie gerädert, denn die Strecke wollte kein Ende nehmen, und wenn ihr Wagen endlich mit viel Anlauf auf Touren kam, bremste ein Tempolimit ihren Elan wieder. Zum Verrücktwerden.
    In München gerät sie dann auf den Mittleren Ring, und von dem kommt sie nicht mehr herunter. Sie soll nach Schwabing hineinfahren, hatte Nic ihr gesagt. Leicht gesagt, aber wo ist Schwabing? Ein Tankwart hilft ihr, und endlich steht sie mit ihrem Wagen vor Nics Haus. Es ist ein großer Altbau, mehrstöckig, Grau in Grau. Sie könnte jubeln vor Freude, jetzt kann sie die Sekunden zählen. Da hupt es hinter ihr. »Idiot!« Heute ist Weihnachten, Fest der Liebe, und schließlich bin ich gerade bei meinem Liebsten angekommen.
    Aber dann fährt sie doch wieder an, denn sie braucht ja noch einen Parkplatz. Chancenlos. Der Gehsteig ist zugeparkt, keine Lücke, so weit ihr Auge reicht. Das darf nicht wahr sein! Also noch einmal um den Häuserblock. Die nächste links, dann wieder links und noch einmal links, dann müßte sie wieder in der richtigen Straße sein. Sie biegt links ab und beschwört ihren Glücksengel, direkt vor dem Haus Nr. 191 einen Parkplatz frei werden zu lassen. Die nächste links. Ein entgegenkommender Wagen gibt mehrmals Lichthupe. Radar! Er warnt sie! Wie nett! Sie bedankt sich und fährt langsamer weiter. Der nächste blinkt sie ebenfalls an und hupt noch obendrein. Ein menschenfreundlicher Schlag, die Münchner, denkt sie und fährt noch langsamer, um bloß nicht in die Radarfalle zu geraten.
    Die Polizei stoppt sie trotzdem. Sie hält, triumphierend, denn der Beamte, der eben aus seinem Wagen steigt und sich dabei die Mütze aufsetzt, kann ihr nichts anhaben. Sie war nicht zu schnell, Führerschein hat sie dabei, Warndreieck ebenfalls, selbst die Latexhandschuhe im Verbandskasten. Soll er also ruhig kommen! Lächelnd dreht sie die Scheibe herunter.
    Der Polizist beugt sich zu ihr herunter: »Wissen Sie, daß dies eine Einbahnstraße ist?«
    »Einbahnstraße?« fragt Nina verblüfft.
    »Und daß Sie in die falsche Richtung fahren?«
    »Ich? Ohhh!«
    »Ihren Führerschein bitte und die Fahrzeugpapiere!«
    Aber es ist Weihnachten, sie trägt ihr kleines Schwarzes, und die Beamten lassen Gnade vor Recht ergehen. Zwinkernd bieten sie ihr sogar

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