Die Lüge im Bett
Patrick«, sagt Nic plötzlich. Nina weiß nicht, wen er meint. Es stehen zu viele Menschen herum.
»Wo?« flüstert sie.
»Dort drüben!« Nic wirkt gereizt. Nina erkennt ihn noch immer nicht. Sie hat ja auch keinen Anhaltspunkt. Ist er groß? Dick? Blond?
Dann weiß sie es. Lea löst sich aus einer Gruppe Menschen und geht auf einen blonden Hünen mit struppigen Haaren zu. Herzliche Umarmung, Bussi links und rechts, Gelächter.
Nina spürt, wie Nic sauer wird.
Warum sind sie bloß nicht schon vor zehn Minuten gegangen! Da war er gelöst, charmant und witzig, fast schon übermütig. Jetzt dämmert ihr, warum. Er hat geglaubt, Patrick käme nicht mehr. Sei vielleicht nicht eingeladen. Oder verhindert oder hätte Lea vor die Füße gespuckt oder ihren Mann beschimpft oder säße im Gefängnis, oder, oder, oder - alles, überall hätte er sein können, bloß nicht hier.
Schöner Mist!
Sie muß Nic sofort aufheitern, sonst ist die Nacht gelaufen!
»Der ist doch noch viel zu jung«, setzt Nina an, »der sieht ja aus wie frisch von der Filmhochschule. Nic und nimmer gibt Lea ihm den Film!«
»So, meinst du?« Nic schaut sie zweifelnd an.
»Vielleicht findet sie ihn nett, einfach so, oder sie schläft mit ihm, wie man mit einem Regisseur eben so schläft, oder sie hat ein anderes, ein kleineres Projekt für ihn ...«
»Schon recht. Ich glaube, für heute reicht's. Wir werden ja sehen, was kommt! Gehen wir?«
Er wartet nicht auf eine Antwort, sondern steuert auf den Ausgang zu. Nina läuft neben ihm her. »Verabschiede dich wenigstens von ihr! Das ist wichtig! Bedanke dich für die Einladung!«
»Ich habe mich schon bedankt, und ich mach mich doch nicht zum Trottel!«
»Aber sie wird dir Patrick vorstellen. Vielleicht kommt ihr ja ganz gut miteinander aus - möglicherweise ergibt sich etwas!«
Was, weiß sie auch nicht, aber man weiß ja nie!
»Verzichte, danke!«
O nein! Nina steht neben ihm und wartet auf ein Taxi. Nic schmollt, Nina versucht es noch einmal: »Nic, hör doch. Es ist doch noch überhaupt nichts entschieden! Es gibt ein Gespräch, hat sie gesagt .«
»Laß uns das Thema wechseln, Nina. Was macht dein Job?«
Das ist das letzte, worüber sie jetzt reden will. Aber sie will ihn auch nicht noch mehr verärgern, also erzählt sie etwas, obwohl sie weiß, daß er überhaupt nicht zuhört.
»Erinnere mich nachher noch bitte, daß ich Gabriel anrufe. Ich muß wissen, wie es ihm heute ergangen ist!«
Einen Teufel werde ich tun, denkt Nina. Fragt denn zufälligerweise jemand, wie es ihr ergangen ist?
Ihr Taxi fährt vor. Nic hält ihr zwar die Tür auf, aber Nina ist selbst schon dabei, ihre gute Laune zu verlieren, die kleine Geste bringt ihr nun auch keinen Kick mehr. Sie setzt sich hinein und schaut gedankenverloren nach draußen, während Nic auf der anderen Seite einsteigt. Als das Taxi schon anfährt, greift sie plötzlich aufgeregt nach Nics Hand. »Mein Gott, schau! Siehst du die beiden, die eben zur Tür herauskommen?«
Nic beugt sich zu ihr hinüber, Nina klebt an der Scheibe, der Taxifahrer gibt Gas. »Stopp!« Es rutscht Nina fast hysterisch heraus. »Stopp! Halten Sie kurz an, bitte!«
»Was ist denn los?« Nic schaut sie verwundert an.
»Nicht zu fassen!« Nina deutet auf ein Pärchen, das eben Hand in Hand und immer wieder Küsse austauschend auf ein weiteres Taxi zusteuert. »Das ist unser Chefredakteur Carstens.
Mit diesem Luder Alissa! Verstehst du? Alissa! Wegen der habe ich meinen Job verloren!« Nina beobachtet die beiden, wie sie eng umschlungen in das Taxi hinter ihr steigen.
»Kann ich jetzt weiterfahren?« Der Fahrer dreht sich nach ihr um, »sonst stehe ich meinem Kollegen nämlich im Weg!«
»Ja, ja, bitte!« Nina läßt das hintere Taxi nicht aus den Augen. »Nicht zu fassen! Der Kerl ist doch verheiratet!«
»Wahrscheinlich nicht mehr lange!« Nic hat sich in die Rücklehne sinken lassen, mustert sie belustigt.
Nina wirft ihm einen schnellen Seitenblick zu. »Kehrt deine gute Laune jetzt etwa zurück?«
Er grinst. »Es scheint fast so. Muß an der Tragikomödie liegen!«
Die beiden Taxis fahren ein Stück weit hintereinander her, dann biegen sie an einer großen Kreuzung in verschiedene Richtungen ab. Nina hadert mit sich, denn am liebsten hätte sie den Taxifahrer gebeten, den beiden nachzufahren, traut sich aber nicht zu fragen, weil sie Nics Reaktion fürchtet. Sicherlich hätte er so etwas albern gefunden. Von den Kosten ganz abgesehen.
Sie blickt
Weitere Kostenlose Bücher