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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Bierdose lag herum. In einer Ecke hing ein bildschönes Spinngewebe.
    Der Keller roch feucht und nach Moder. Die Fenster waren mit schwarzer Plastikfolie verhängt. Eine Ecke hatte sich gelöst, sodass schwaches Licht eindrang. Hatte er sie gegen die Kälte isoliert? Nein, Finn hatte bloß dafür gesorgt, dass kein Licht hinausdrang. An einer Wand stand düster die Heizung. Sie sah zwei Holzstühle, einen aufgerollten Teppichläufer, ein paar Dosen mit Farbe. Im nächsten Raum stand ein langer Klapptisch mit einem Stuhl davor. Dort befand sich ein Computer. Sie drückte auf die Tasten. Er war aus. Das Radio daneben auch. Unter dem Tisch stand ein Heizlüfter. Sie überlegte, ob sie ihn mitnehmen sollte. Unsinn, ohne Strom war er wertlos.
    Auch die Garage war leer. Sie öffnete die Autotüren, ließ den Strahl ihrer Taschenlampe über die Sitze und die Bodenflächen wandern, machte den Kofferraum auf und schob die Plane und das Motoröl beiseite, die dort verstaut waren.
    Sie kehrte in die Küche zurück und durchsuchte noch einmal sämtliche Schränke. Nichts. Vielleicht war jemand schneller gewesen als sie. Vielleicht war jemand ins Haus eingedrungen und hatte alles mitgenommen, ohne auch nur einen Salzstreuer oder Teebeutel dazulassen.
    Im Zimmer war es kalt und neblig feucht geworden. Sie warf einen letzten Blick auf die Gestalt am Boden. «Du hast gewonnen.»
Du alter Scheißkerl.
    Als sie durch das gezackte Loch wieder ausgestiegen war, sah sie sich noch einmal im Garten um. Die Sonne, die sich den ganzen Tag versteckt hatte, wollte gerade untergehen. Es wurde Nacht. Ihr Blick blieb am Schuppen hinten in der Ecke hängen.
    Die Tür war abgeschlossen. Vorne in der Diele hatte sie Schlüssel hängen sehen. Bestimmt passte einer von ihnen. Es war der dritte, den sie probierte.
    Sie befand sich in einem stickigen kleinen Raum. Auch hier hatte Finn Ordnung walten lassen. Auf den Borden standen sauber gestapelte Blumentöpfe und Schachteln mit Dünger. Die Geräte waren an Haken aufgehängt. An einer Wand lehnten Säcke mit Pflanzerde und Rasensaat. Aber das alles nahm sie kaum wahr. Sie hatte nur Augen für die vielen sorgsam aufgereihten Dosensuppen und die großen Plastikflaschen voller Wasser. Sie richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf eine große Segeltuchtasche.
    Morgen würden sie nach Norden aufbrechen. Zur Hütte.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    Ann richtete sich auf. Sie war sofort hellwach. Ihr Herz klopfte laut in der Brust. Es war wieder dieser Traum gewesen. Sie erinnerte sich an einzelne Szenen. Peter, der ihr zulächelte und winkte.
Komm, mein Schatz, das Wasser ist wundervoll.
Sie wollte durch die Wellen auf ihn zulaufen, aber jedes Mal, wenn er wieder auftauchte, war er weiter von ihr entfernt. Dann wurde sie von der Strömung erfasst und unter Wasser gerissen, und plötzlich war er da und umklammerte ihren Arm, zog sie zurück ins Sonnenlicht.
    Aber das war nur ein Traum, der sie traurig machte, kein Grund für Herzklopfen.
    Die Mädchen schliefen neben ihr, die Haare auf ihren Kissen ausgebreitet. Wovon war sie aufgewacht? Jacob. Rasch stieg sie aus dem Bett und kniete sich an sein Lager. Er lag auf dem Rücken, den kleinen Daumen im Mund. Sie legte ihm sanft eine Hand auf die Brust. Es dauerte einen quälend langen Moment, bis sie das sachte Auf und Ab seiner Atemzüge spürte. Erleichtert richtete sie sich auf.
    ‹Warum darf Jakey nicht bei uns im Bett schlafen?›, hatte Maddie gefragt.
    ‹Darum›, hatte Ann geantwortet, und Maddie hatte über ihre ungewohnt schroffe Reaktion erstaunt zu ihr aufgeblickt.
    Ann zog sich ein Sweatshirt über und trat ans Fenster. DieStraße lag blau im Mondschein. Alles war ruhig, nichts, was sie geweckt haben konnte. Ihr innerer Alarm musste ohne besonderen Grund geschrillt haben, wie neuerdings jede Nacht, als ob sie damit das eine Mal, als ihre Aufmerksamkeit versagt hatte, wieder wettmachen könnte.
    Sie legte die Stirn an das kühle Glas. Hinten in der Gartenecke stand Peters Baum, und darunter wachte sein treuer Gefährte. Wie konnte sie Barney morgen früh überreden, mit ihnen ins Auto zu steigen? Vielleicht sollte sie ein altes Hemd von Peter mitnehmen und ihm als Schlafdecke anbieten.
    Da hörte sie es. Leise knirschende Schritte im Erdgeschoss. Sie straffte die Schultern und lauschte. Hier oben war alles still.
    Wenig später hockte sie im Flur und spähte durch das Treppengeländer nach unten. Ein Lichtstrahl wanderte über den Fußboden, und es glitzerte wie

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