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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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austauschen. Sie würden Verbündete sein.
    Außerdem wolle Königin Levana doch nur über den Staatenbund – und nicht über die ganze Union Erde – herrschen.
    Doch Cress wusste, dass sie sich damit täuschten. Wenn Königin Levana Kaiserin wäre, würde sie Kaito umbringen lassen, das Land zu ihrem eigenen erklären, ihre Armee dort versammeln und es als Basis für die Invasion der restlichen Länder der Union nutzen. Sie würde erst Ruhe geben, wenn sie Herrscherin des gesamten Planeten wäre. Dieser Überfall, diese lächerlichen sechzehntausend Toten – das war erst der Anfang.
    Cress stellte den Ton ab, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und raufte sich die aufgetürmten blonden Haare. Trotz der gleich bleibenden Temperatur im Satelliten fröstelte sie plötzlich. Eine Kinderstimme in ihrem Rücken las etwas vor. Den Schirm hatte sie programmiert, als sie zehn Jahre alt war, um nicht vor Langeweile wahnsinnig zu werden. Die Stimme war zu munter für das, was sie vortrug: Ergebnisse einer Autopsie an einem lunarischen Soldaten aus einem Medizinblog der Amerikanischen Republik.
    Die Knochen wurden mit kalziumreichen Biogewebe verstärkt, in die Knorpel der großen Gelenke wurde eine salzhaltige Lösung gespritzt, um sie flexibler und geschmeidiger zu machen. Die Eck- und Schneidezähne wurden gegen wolfsähnliche Zahnimplantate ausgetauscht und auch die Kieferknochen wurden verstärkt, um ihnen mehr Kraft zum Zermalmen von …
    »Stumm schalten.«
    Die süße Stimme der Zehnjährigen verstummte. Im Satelliten waren nur noch die Geräusche zu hören, die Cress schon lange nicht mehr bewusst wahrnahm. Das Surren der Kühlgebläse. Das Pochen des Lebenserhaltungssystems. Das Gurgeln des Wassers im Recyclingtank.
    Cress fasste ihre dicken Haarsträhnen im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen und legte ihn vorne über die Schulter – die Haare gerieten leicht unter die Rollen des Bürostuhls, wenn sie nicht aufpasste. Über die Schirme flackerten neue Nachrichten von der Erde. Auch aus Luna kamen Parolen über »tapfere Soldaten« und einen »hart erkämpften Sieg« – von der Krone abgesegnete Floskeln. Cress sah schon seit ihrem zwölften Lebensjahr keine Nachrichten mehr aus Luna.
    Gedankenverloren wickelte sie den Pferdeschwanz um den linken Arm – vom Ellenbogen bis zum Handgelenk, ohne sich darum zu kümmern, dass sich die Haare dadurch in ihrem Schoß verknoteten.
    »Oh, Cress«, murmelte sie. »Was willst du jetzt bloß tun?«
    Ihr zehnjähriges Gegenüber flötete zurück: »Bitte erläutere deine Wünsche etwas näher, große Schwester.«
    Cress schloss die Augen, um das grelle Geflimmer auf den Bildschirmen nicht mehr sehen zu müssen. »Soweit ich weiß, versucht Kaiser Kai den Krieg zu beenden. Aber er muss wissen, dass eine Heirat Ihre Majestät nicht aufhalten wird. Sie wird ihn töten, wenn er sich darauf einlässt – und was wird dann aus der Erde?« Ihre Schläfen pochten. »Ich war mir sicher, dass Linh Cinder es ihm auf dem Ball gesagt hat, aber was ist, wenn ich mich irre? Was ist, wenn er noch immer nicht weiß, in welcher Gefahr er schwebt?«
    Sie wirbelte auf dem Drehstuhl herum, wischte über einen stumm gestellten Nachrichtensender, gab einen Code ein und rief das versteckte D - TELE -Fenster auf, in das sie hundertmal am Tag sah. Es öffnete sich wie ein schwarzes Loch, leer und stumm. Linh Cinder hatte immer noch nicht versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Vielleicht war ihr Chip schon lange konfisziert oder zerstört worden. Oder sie hatte ihn verloren.
    Ärgerlich verließ Cress den Link. Mit ein paar eiligen Anschlägen auf der Tastatur öffnete sie ein Dutzend neuer Fenster, die das Netz ununterbrochen nach Nachrichten über den lunarischen Cyborg absuchten, der vor einer Woche inhaftiert worden war. Über Linh Cinder. Das Mädchen, das aus einem Gefängnis in Neu-Peking geflohen war. Das Mädchen, das Cress’ einzige Chance gewesen war, Kaiser Kaito die Wahrheit über Königin Levanas Absichten zu sagen, wenn er sich auf die Heiratsallianz einlassen würde.
    Die wichtigste Seite war schon seit elf Stunden nicht mehr aktualisiert worden. In der Hysterie über die lunarische Invasion schien die Erde ihren meistgesuchten Flüchtling vollkommen vergessen zu haben.
    »Große Schwester?«
    Cress umklammerte die Stuhllehne. »Ja, kleine Cress?«
    »Schiff der Herrin entdeckt. Erwartete Ankunft in zweiundzwanzig Sekunden.«
    Cress schoss in die Höhe, das Wort

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