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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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hoffte, die Androidin würde es nicht durchschauen. »Weiter nichts.«

Leseprobe:

Ich stand am Rand einer überfüllten Straße und betrachtete die hügeligen Felder und verlassenen Bauernhöfe des Tula-Tals. Da erblickte ich sie zum ersten Mal: die Schattenflur. Mein Regiment war vor zwei Wochen aus dem Militärlager in Poliznaja abmarschiert und die Herbstsonne war warm, aber als ich den Dunst betrachtete, der wie eine schmutzige Schliere am Horizont wogte, zitterte ich trotz meines Mantels.
    Irgendwer rammte mir seine Schulter in den Rücken. Ich stolperte und wäre fast der Länge nach auf den matschigen Boden gestürzt.
    »He!«, schrie der Soldat. »Pass doch auf!«
    »Pass du lieber auf deine fetten Füße auf«, fauchte ich und merkte mit Befriedigung, dass ein verdutzter Ausdruck auf seinem breiten Gesicht erschien. Kaum jemand, vor allem kein schwerer Mann mit schwerer Waffe, rechnete damit, dass eine so kleine und schmächtige junge Frau wie ich zurückblaffte.
    Nachdem der Soldat seine Überraschung verdaut hatte, warf er mir einen bösen Blick zu, richtete seinen Tornister und verschwand dann in der Karawane von Pferden, Männern, Karren und Wagen, die über den Hügel ins Tal strömte.
    Ich beschleunigte meine Schritte und versuchte, über die vielen Köpfe hinweg etwas zu erkennen. Die gelbe Fahne des Feldmesswagens hatte ich schon vor Stunden aus den Augen verloren und wusste, dass ich weit hinterherhinkte.
    Unterwegs sog ich die grünen und goldenen Düfte des Herbstwaldes in mich auf, spürte die sanfte Brise im Rücken. Wir befanden uns auf dem Vy, jener breiten Straße, die früher von Os Alta bis zu den wohlhabenden Hafenstädten an der Westküste Rawkas geführt hatte. Jedenfalls in der Zeit vor der Schattenflur.
    In der Menge stimmte jemand ein Lied an. Ein Lied? Welcher Idiot singt auf dem Weg zur Schattenflur? Ich sah noch einmal zu der Schliere am Horizont und musste einen Schauder unterdrücken. Ich hatte die Schattenflur auf vielen Karten gesehen – ein schwarzer Streifen, der die einzige Küste Rawkas vom Rest des Landes abschnitt und den Zugang zum Meer versperrte. Auf manchen Karten glich sie einem Fleck, auf anderen einer trüben, formlosen Wolke. Manchmal war sie als langer, schmaler See eingezeichnet und mit ihrem zweiten Namen versehen, »Ödsee«. Dieser Name sollte Soldaten und Kaufleute beruhigen und zur Durchquerung ermutigen.
    Ich schnaubte. Dieser Name konnte vielleicht träge Kaufleute täuschen, mich jedoch nicht.
    Ich riss den Blick von dem düsteren, in der Ferne wabernden Dunst los und betrachtete die zerstörten Bauernhöfe. Im Tula-Tal hatten die reichsten Bauern Rawkas gelebt. Früher hatten sie hier die Felder bestellt und Vieh auf den grünen Weiden grasen lassen. Dann war plötzlich ein finsterer Streifen mitten in der Landschaft erschienen, eine fast undurchdringliche Finsternis, die mit jedem Jahr größer wurde und unsägliche Schrecken barg. Niemand wusste, wo die Bauern mitsamt ihren Höfen und Familien, ihren Viehherden, Feldfrüchten und allem anderen Besitz geblieben waren.
    Schluss damit, schärfte ich mir ein. Du machst es nur noch schlimmer. Seit Jahren durchqueren Leute die Schattenflur … Meist unter großen Verlusten, aber trotzdem. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen.
    »Nicht mitten auf der Straße in Ohnmacht fallen«, sagte jemand dicht neben mir, und dann legte sich ein schwerer Arm auf meine Schultern und drückte mich. Als ich den Kopf hob, sah ich Maljens vertrautes Gesicht. Er lächelte und seine blauen Augen strahlten, als er sich neben mir einreihte. »Na, komm«, sagte er. »Immer einen Fuß vor den anderen. Du weißt doch, wie es geht.«
    »Du vereitelst meinen Plan.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Ich falle in Ohnmacht, man trampelt über mich hinweg und ich habe überall schwere Verletzungen.«
    »Ein meisterhafter Plan!«
    »Klar. Denn mit schweren Verletzungen kann ich die Schattenflur unmöglich durchqueren.«
    Maljen nickte langsam. »Verstehe. Ich kann dich gern unter einen Karren stoßen, falls dir das hilft.«
    »Ich denke darüber nach«, brummte ich, aber meine Laune hellte sich auf. Diese Wirkung hatte Maljen immer auf mich gehabt, obwohl ich mich innerlich dagegen sträubte. Und so ging es nicht nur mir. Eine hübsche Blondine schlenderte an uns vorbei. Sie winkte und warf Maljen über die Schulter einen verführerischen Blick zu.
    »He, Tanja«, rief er. »Sehen wir uns später?«
    Tanja kicherte und tauchte eilig in der

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