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Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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hinter mir. Ich habe es schon immer gehasst, gemustert zu werden. Aber ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen. Während der Prüfung werden mich vier Gutachter zwei Stunden lang aus nächster Nähe anstarren. Und dabei werde ich nichts als einen dünnen Plastikkittel tragen – halb durchsichtig –, damit sie meinen Körper sehen können.
    »Sieben oder acht Punkte, schätze ich«, sagt meine Tante und schürzt die Lippen. Das wäre ein anständiges Ergebnis und darüber wäre ich froh. »Allerdings wirst du nicht mehr als sechs Punkte bekommen, wenn du dich jetzt nicht wäschst.«
    Die zwölfte Klasse ist fast vorbei und die Evaluierung ist mein letzter Test. In den vergangenen vier Monaten hatte ich alle meine Abschlussprüfungen – Mathe, Naturwissenschaften, mündliche und schriftliche Leistungstests, Soziologie, Psychologie und Fotografie (als Wahlfach) –, und irgendwann in den nächsten paar Wochen erfahre ich meine Noten. Ich bin ziemlich sicher, dass ich gut genug abgeschnitten habe, um aufs College zu dürfen. Ich war schon immer eine gute Schülerin. Die akademischen Sachverständigen werden meine Stärken und Schwächen analysieren und mir dann eine Uni und ein Studienfach zuweisen.
    Die Evaluierung ist der letzte Schritt, bevor ich einem Partner zugeteilt werde. In den kommenden Monaten werden mir die Gutachter eine Liste mit vier oder fünf genehmigten Treffern zuschicken. Einer davon wird dann nach meinem Collegeabschluss mein Ehemann (vorausgesetzt, ich habe alle meine Abschlussprüfungen bestanden. Mädchen, die durchfallen, heiraten den ihnen zugeteilten Partner direkt nach der Highschool). Die Gutachter werden ihr Bestes tun, um mich mit jemandem zusammenzubringen, der ein ähnliches Ergebnis in der Evaluierung erreicht hat. So weit wie möglich versuchen sie große Unterschiede bei Intelligenz, Temperament, sozialer Herkunft und Alter zu vermeiden. Natürlich hört man gelegentlich auch Horrorstorys: Fälle, in denen ein armes achtzehnjähriges Mädchen an einen wohlhabenden Achtzigjährigen vergeben wurde oder so.
    Die Treppe gibt ihr grässliches Ächzen von sich und Gracies Schwester Jenny erscheint. Sie ist neun und groß für ihr Alter, aber sehr dünn: Sie ist nur Haut und Knochen und ihre Brust ist eingesunken wie ein gewölbtes Backblech. Es ist nicht nett von mir, aber ich mag sie nicht besonders. Sie sieht genauso verhärmt aus wie ihre Mutter früher.
    Sie stellt sich neben meine Tante in die Tür und starrt mich an. Ich bin nur eins siebenundfünfzig groß und Jenny ist erstaunlicherweise nur ein paar Zentimeter kleiner als ich. Es ist albern, vor meiner Tante und meinen Cousinen verlegen zu sein, aber ein heißes Kribbeln kriecht meine Arme hinauf. Ich weiß, dass sie sich alle Sorgen um mein Abschneiden bei der Evaluierung machen. Es ist wichtig, dass mir jemand Gutes zugeteilt wird. Für Jenny und Grace sind es noch Jahre bis zu ihrem Eingriff. Wenn ich eine gute Partie mache, bedeutet das in einigen Jahren ein Extraeinkommen für die Familie. Es würde vielleicht auch das Getuschel zum Verstummen bringen, die Fetzen hämischen Singsangs, die uns vier Jahre nach dem Skandal immer noch überallhin zu folgen scheinen wie das Geräusch raschelnder Blätter im Wind: Sympathisant, Sympathisant, Sympathisant .
    Das ist nur geringfügig besser als das andere Wort, das mich nach dem Tod meiner Mutter jahrelang verfolgte, ein schlangenähnliches Zischen, das dahinkriecht und eine Giftspur hinter sich zurücklässt: Selbstmord . Ein Wort, das zur Seite gesprochen wird, ein Wort, das die Leute flüstern, wispern und hüsteln; ein Wort, das hinter vorgehaltener Hand gesagt oder in verschlossenen Räumen gemurmelt wird. Nur in meinen Träumen hörte ich, wie das Wort gebrüllt, herausgeschrien wurde.
    Ich hole tief Luft, dann bücke ich mich, um die Plastikkiste unter meinem Bett hervorzuziehen, damit meine Tante nicht sieht, dass ich zittere.
    »Heiratet Lena heute?«, fragt Jenny. Ihre Stimme erinnert mich immer an Bienen, die träge in der Hitze summen.
    »Red keinen Unsinn«, sagt meine Tante, aber sie klingt nicht ärgerlich. »Du weißt doch, dass sie nicht heiraten kann, bevor sie geheilt ist.«
    Ich hole mein Handtuch aus der Kiste und richte mich auf, das Handtuch gegen die Brust gedrückt. Von diesem Wort – heiraten – bekomme ich einen ganz trockenen Mund. Alle heiraten, sobald sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben. So ist das nun mal. » Die Ehe steht für Ordnung und

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